Die Geschichte von Magnoguard®
Ein gesundes Pferd benötigt qualitativ gutes Heu, Wasser, eine Mineralstoffergänzung und – je nach Arbeit – eventuell zusätzlich Kraftfutter. Bei einem magenempfindlichen Pferd, einem Pferd in potenziell stressigen Situationen (z.B. Turnier, Transport, Stallwechsel) oder gar bei bereits bestehenden Magengeschwüren ist es unserer Erfahrung nach allerdings überaus sinnvoll, den empfindlichen Pferdemagen über die Fütterung zu unterstützen.
Was in der Grundfütterung zu beachten ist, um Magengeschwüre abheilen und vor allem möglichst erst gar keine Magenprobleme entstehen zu lassen, haben wir für Sie bereits im Artikel "Sollbruchstelle Magen" zusammengefasst. Heute wenden wir uns unserem Produkt Magnoguard® zu und erläutern Ihnen unsere Produktphilosophie.
Was kann gefährlich für den Magen sein?
Einige Futtermittel und Zusätze können die Magengesundheit verbessern. Es gibt aber auch Futtermittel und Bestandteile davon, die dem Magen aber in der Tat mehr schaden als helfen.
Luzernehäcksel / stark verholztes Heu
Kraftfutter mit Häckseln zu mischen, um die Futteraufnahmezeit zu verlängern und die Kauintensität zu erhöhen, ist, aufgrund des damit verbundenen erhöhten Speichelflusses, tatsächlich zunächst eine gute Überlegung mit Blick auf die Magengesundheit. Leider sieht das bei manchen Häckseln aber doch anders aus. Die besonders harten Stängel der Luzerne sind als Häcksel in der Lage, die Magenschleimhaut – ganz besonders am Magenausgang – zu beschädigen. Vondran stellte 2017 in einer Studie signifikant mehr Magengeschwüre bei Pferden, die mit Luzernehäckseln gefüttert wurden, im Vergleich zur Fütterung ohne Luzernehäcksel fest. Unsere Erfahrung ist: Alle Futtermittel, die beim Schließen der Hand unangenehm in die Haut pieken, stellen potenziell ein Risiko für die Magenschleimhaut dar, das gegebenenfalls abzuwägen und zu vermeiden ist.
Kräuter
Auch wenn Kräuter aus der "Apotheke der Natur" stammen, bedeutet das keineswegs, dass sie nicht schaden. Die Natur ist nicht immer gesundheitsförderlich. Im Fall der Herbstzeitlose oder von Jakobskreuzkraut ist das heute vielen auch bewusst. Doch auch traditionelle, seit Jahrhunderten geschätzte Heilpflanzen, haben Nebenwirkungen.
Weidenrinde z.B. enthält das Glycosid Salicin, welches in der Leber zu Salicylsäure umgewandelt wird. Dadurch wirkt Weidenrinde tatsächlich fiebersenkend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Der Wirkstoff des Schmerzmittels Aspirin ist Acetylsalicylsäure und beruht chemisch auf diesem Salicin der Weidenrinde. So weit, so gut, aber: Wie Aspirin und viele weitere Schmerzmittel / Entzündungshemmer kann deshalb auch Weidenrinde auf den Magen schlagen.
Auch Ingwer und Teufelskralle wird eine entzündungshemmende, schmerzlindernde Wirkung nachgesagt. Bekannte Nebenwirkungen sind aber unter anderem: Sodbrennen, Magenschmerzen und Magen-Darm-Probleme. Dauerhafter Einsatz und vor allem die Gabe bei magenempfindlichen Pferden sollten deshalb kritisch überdacht werden.
Süßholzwurzel, Fenchel, Anis, Pfefferminze und Kamille werden traditionell bei Magenbeschwerden eingesetzt. Da eine Wirkung nur bei der Süßholzwurzel (positive Auswirkung in der Prävention und Therapie von Magengeschwüren bei Mensch und Ratte; Hosseinzadeh, 2015) bestätigt ist und zudem unklar ist, in welchem Umfang die Magengesundheit des Pferdes überhaupt unterstützt wird, empfiehlt sich aus unserer Sicht allenfalls ein therapiebegleitender Einsatz in abgestimmter Dosierung.
Die (Magen-) Säure – Puffer
Der Gedanke, einfach über Pufferung der Magensäure den pH-Wert im Magen anzuheben, damit die Magenschleimhaut nicht mehr angegriffen wird, ist absolut naheliegend und erscheint im ersten Moment so simpel wie genial: Natriumhydrogencarbonat (u.a. bekannt als Bullrich Salz, Natron, Natriumbicarbonat, Natriumcarbonat oder Backsoda) ist ein altbekanntes, früher oft eingesetztes Hausmittel bei Sodbrennen und auch der Futtermittelindustrie ist die Verbindung nicht unbekannt. So findet sich z.B. Natriumhydrogencarbonat (in all seinen Varianten an Bezeichnungen, siehe oben) immer häufiger in Futtermitteln, die Hersteller als speziell für magenempfindliche Pferde geeignet bewerben. Aus unserer Sicht ist hier Aufklärungsarbeit nötig.
Vorsicht Kohlendioxid
In der Tat handelt es sich bei Bicarbonat zunächst um einen sehr effektiven Puffer. Zudem ist Bicarbonat bereits im Pferdespeichel enthalten. Was spricht also dagegen, dieses absolut "natürliche" und damit vermutlich "sanfte" Mittel einzusetzen? Bei aller Begeisterung für diese auch noch sehr kostengünstige und zudem überaus effektive Maßnahme wird gerne vergessen, dass bei der Reaktion von Bicarbonat mit Säure unter anderem Kohlenstoffdioxid (CO2) bzw. in wässrigem Zustand Kohlensäure entsteht. Als Backtriebmittel (z.B. mit Backpulver / Backsoda) machen wir uns diese Bildung von CO2 zu Nutze, um den Teig aufgehen zu lassen. Kohlensäure im Magen entsteht nach Verabreichung von Bicarbonat beim Menschen ebenso wie beim Pferd.
Allerdings haben wir Menschen den Vorteil, dass wir aufstoßen können. Doch leider ist der Muskel, der den Magen in Richtung Speiseröhre schließt, beim Pferd deutlich stärker, deshalb können Pferde auch nicht erbrechen – eher zerreißt die Magenwand. Die bei der Reaktion zwischen Magensäure und Bicarbonat entstandene Kohlensäure verbleibt deshalb beim Pferd im Magen-Darm-Trakt. Vereinfacht könnte man sagen, die Säure ist nun lediglich nicht mehr flüssig, sondern gasförmig. Entsteht sehr viel Kohlensäure auf einmal, kann es deshalb im oberen drüsenlosen und somit gegenüber Säure ungeschützten Teil des Magens (den der Mensch nicht hat!) zu Schäden kommen. Ein tierversuchsfreies Experiment, bei dem Sie in Ihrer Küche beobachten können, wie sich Bicarbonat im Magen verhält, haben wir für Sie in der IWEST News 2019 beschrieben.
Die Menge macht das Gift
Hinzu kommt, dass beim Pferd die Säure im Magensaft eine besonders wichtige Funktion für die Verdauung hat: Ohne sie wird das Futter weder desinfiziert noch vorverdaut. Der Magen reagiert daher auf eine künstliche dauerhafte starke Erhöhung des pH-Wertes mittels Puffer (wie durch z.B. Natron, Natriumbicarbonat) indem er mehr Säure bildet.
Beim Menschen wird Bicarbonat aus diesen Gründen (wobei der Mensch keinen drüsenlosen Magenteil hat, dafür aber sehr leicht aufstoßen kann) schon lange nicht mehr zur Behandlung von Magengeschwüren eingesetzt. Aufstoßen, Völlegefühl, die Bildung von Nierensteinen sind bekannte Nebenwirkungen, insbesondere bei Einnahme höherer Mengen kann es auch zu einer Alkalose des Blutes mit Symptomen wie Muskelschwäche, Abgeschlagenheit, flacher Atmung kommen. Beim Menschen sind bei missbräuchlich hohen Dosierungen in Einzelfällen auch Risse der Magenwand beobachtet worden.
Sich als Mensch bei starkem Sodbrennen ganz vereinzelt mal ein Bullrich-Salz zu gönnen ist kein Problem. Die schnelle Wirkung ist unerreicht, aber für uns Menschen ist das damit verbundene Aufstoßen der Garant dafür, dass das gebildete Kohlenstoffdioxid rasch entweicht und die Säure nicht dem Magen schadet, was beim Pferd aufgrund der anatomischen Unterschiede aber eben leider nicht der Fall ist! Im Gegenteil: im drüsenlosen Teil des Magens steigt die Säure (als Gas) drastisch an, zudem ist zu befürchten, dass es bei dauerhafter Gabe im Drüsenteil reaktiv auch noch zu einer vermehrten Bildung von Magensäure kommt. Solange keine Studien zum Einsatz von Bicarbonat vorliegen, die über Wirkung, Dosierung und Nebenwirkungen beim Pferd hinreichende Daten liefern, ist unseres Erachtens insbesondere von der Verabreichung höherer Mengen an Bicarbonat beim Pferd abzuraten und wir selbst setzen aus diesem Grund kein Bicarbonat in Magnoguard® ein.
Wieso ist das Bicarbonat im Speichel gut und in Zusatzfutter schlecht?
Das Bicarbonat aus dem Speichel befindet sich in einem ausgewogenen Gleichgewicht mit der Magensäure. Stört man dieses Gleichgewicht durch starkes Puffern mit Bicarbonat oder weiteres Ansäuern (z.B. durch große Mengen Getreide), kommt es prompt zu Problemen.
Wie immer macht also auch hier die Menge das Gift. In geringen Mengen können puffernde Substanzen den gereizten bzw. an Geschwüren erkrankten Magen entlasten. Nicht nur die Menge, sondern auch die Art des Carbonates macht einen Riesenunterschied. Calciumcarbonat (kohlensaurer Futterkalk) und Magnesiumcarbonat sind ebenfalls Puffer für die Magensäure, allerdings wird durch sie sehr viel weniger Kohlensäure gebildet als bei Pufferung mit Bicarbonat (Natriumbicarbonat, Natron etc. siehe oben).
Eine Frage der Zeit
Der pH-Wert im Magen kann ohnehin nur so lange verändert werden, wie sich die Futtermittel im Magen befinden. Die Magenentleerungszeit beträgt beim Pferd höchstens vier Stunden. Nur bei Futtermitteln, deren Wirkung auf einer Gelschicht auf der Magenschleimhaut beruht, ist eine längere Wirkung zu erwarten.
Eiweißpuffer?
In manchen Ergänzungsfuttermitteln für den Magen sind eiweißreiche Ausgangsstoffe verarbeitet. Eiweißreiche Futtermittel wie z.B. Soja, Spirulina, Chlorella oder Bierhefe besitzen in Abhängigkeit des pH-Werts und der Aminosäuren-Zusammensetzung eine gewisse Pufferwirkung. Allerdings ist diese so gering, dass für einen spürbaren Effekt große Mengen gefüttert werden müssten. Die puffernde Wirkung der Hyaluronsäure ist sogar vernachlässigbar gering. Unser Magnoguard® enthält die Aminosäuren (Eiweißbausteine) Glutamin und Threonin, das hat allerdings einen anderen Grund (den wir Ihnen später im Text erläutern).
Natürliche Inhaltsstoffe beinhalten natürliche Gefahren
Rotalge Lithothamnium
Auch wenn die Rotalge Lithothamnium viele Vorteile hat, bergen natürliche Rohstoffe immer auch Gefahren. Die Rotalge wächst im Meer und ist daher einer Reihe von Schadstoffen ausgesetzt, die sie potenziell bindet. Der Gehalt an Jod, Arsen, Cadmium und Selen sowie viele weitere potenziell schädliche Stoffe, sollten daher immer kontrolliert werden.
Kräuter
Auch viele Kräutermischungen bergen Gefahren. Beim Anbau können weitere Kräuter, wie z.B. Jakobskreuzkraut mit auf den Feldern wachsen. Bitte setzen Sie daher immer auf kontrollierte Kräutermischungen (eine Auswahl hiervon können Sie bei uns beziehen).
Leinsamen
Leinsamen, die wegen ihrer Schleimstoffe oft bei Magenproblemen eingesetzt werden, und auch Apfeltrester, der sich durch seinen hohen Pektingehalt auszeichnet, sind wunderbar, können allerdings hohe Gehalte an Blausäure aufweisen. Durch den Einfluss von Hitze und Wasser wiederum lässt sich der Blausäuregehalt deutlich verringern. Um Vergiftungen auch bei großen Mengen (über 200 g Leinsamen für ein Pferd von 600 kg) sicher auszuschließen, sollten Sie blausäurehaltige Produkte entweder 10 Minuten aufkochen oder über Hersteller beziehen, die durch spezielle Herstellungsverfahren den Blausäuregehalt senken. Leinsamen ist zudem sehr fettreich. Futtermittel, die Reste aus der Leinölgewinnung darstellen – wie Leinkuchen oder Leinextraktionsschrot – enthalten deshalb naturgemäß noch weitaus höhere Anteile an Blausäure als der noch fetthaltige Leinsamen, da aufgrund des gewonnenen Öls die Konzentration in den anderen Futterresten steigt.
Übersicht
Futtermittel | Puffer | Kohlensäure | Schleimbildung | Nebenwirkungen |
---|---|---|---|---|
Luzerne | gering | (minimal) | (keine) | ggf. mechanische Reizung |
Kräuter | gering | (keine) | teilweise | Toxine, Schleimhautreizung |
Bicarbonat | hoch/rasch | sehr hoch | (keine) |
|
Ca-/Mg-Carbonat | rasch/mittel | gering/mittel | (keine) | geringe CO2-Bildung; rasche, aber schwächere und kurzanhaltendere Wirkung |
Eiweiß | schwach | (keine) | keine, aber gute Wirkung auf Epithelzellen | (keine) |
Pektine | (keine) | (keine) | sehr hoch, speziell im Drüsenteil | (keine) |
Lecithin | (schwach) | (keine) | sehr guter Schleimhautschutz, Bestandteil der Zellen | (keine) |
Leinsamen | (keine) | (keine) | sehr hoch, gut für den gesamten Magen | Gefahr von Blausäure (!) |
Was gut für den Magen sein kann
Lecithin
Lecithin (Phosphatidylcholin) stärkt die schleimhaltige Phospholipidschicht, die die Magenschleimhaut auskleidet und schützt. Besonders im drüsenlosen Teil des Pferdemagens stellt der dünne Film einer Phospholipidschicht eine wichtige Barriere gegenüber aufsteigender Magensäure aus dem Drüsenteil dar.
Pektine
Pektine wirken sowohl der Übersäuerung des Mageninhalts nach der Fütterung entgegen und hemmen zudem den Rückfluss von Gallensäuren. Pektine bilden bei Einwirkung von Säure eine natürliche Schleimschicht im Drüsenteil. Die unterschiedliche Schleimhaut des zweigeteilten Pferdemagens im drüsenlosen Teil und Drüsenteil erfordert auch einen unterschiedlichen Schleimhautschutz.
Leinsamen, Leinkuchen, Leinextraktionsschrot
Leinsaat enthält einen hohen Anteil an Schleimstoffen, denen empirisch eine schützende Wirkung auf die Schleimhaut von Magen und Darm zugeschrieben wird (Coenen u. Meyer 2014). Das Fett der Leinsamen besteht überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren mit 30% Öl- und Linolsäure sowie 40 bis 60% Linolensäure. Diverse Studien haben gezeigt, dass die Gabe von essentiellen Fettsäuren die PGE2-Konzentration (Entzündungshemmung!) im Magensaft gesteigert sowie die Magensäuresekretion reduziert werden kann (Grant et al. 1988; Schepp et al. 1988; Cargile et al. 2004).
Haferschleim
Hafer, wie auch Gerste, enthalten Schleimstoffe mit in der Volksheilkunde bekanntermaßen sehr wohltuenden Wirkung auf die Magen-Darmschleimhaut. Hafer ist aus verschiedenen Gründen (nicht zuletzt auch genau wegen seines hohen Anteils an Schleimstoffen!) traditionell bei uns das beliebteste Getreide in der Pferdefütterung. Nur leider sollte ein magenkrankes Pferd wenig Stärke aufnehmen, sodass Hafer- und Gerstenfütterung stark eingeschränkt werden müssen bzw. völlig entfallen. Allerdings kann der Haferschleim heutzutage auch aus dem Haferkorn extrahiert werden, was zwar kostenintensiv ist, aber eben die Möglichkeit bietet, die Schleimstoffe zu nutzen, ohne zu viel Stärke in den kranken Magen einzutragen.
Unser Zwischenfazit
Es ist sinnvoll die Inhaltsstoffe von Futtermitteln zu hinterfragen und soweit möglich zu vergleichen sowie sich über Wirksamkeit und Nebenwirkungen, über die Werbung der Futtermittelfirmen hinaus, kundig zu machen. Unsere Erfahrung ist dabei: Neben der optimierten Grundfütterung hat sich bei magenempfindlichen Pferden eine Kombination aus sanft puffernden und die Schleimhaut schützenden und aufbauenden Inhaltsstoffen bewährt.
Die Produktkonzeption von Magnoguard®
Magnoguard® hat sich als natürlicher Magenschutz bereits über viele Jahre bewährt. Wir setzen dabei auf eine Kombination aus:
- die Magenwand lang schützenden Schleimstoffen
- Schleimhautzellen aufbauenden Aminosäuren und Zink
- einem milden natürlichen Säurepuffer
Magnoguard® bietet unterschiedlichen Schutz der Magenwände in beiden Magenabteilungen (drüsenloser Teil und Drüsenteil). Im Prinzip ist es einmal hochkonzentrierter Haferschleim, der diese Schleimstoffe aus dem Hafer extrahiert und aufkonzentriert zur Verfügung stellt, und darüber hinaus sind die Schleimstoffe aus dem Pektin eine Wohltat für den Säureteil des Magens. Der enthaltene Getreideextrakt (stärkefreier Extrakt der Haferschälkleie) zeichnet sich zudem durch einen hohen Gehalt an Beta-Glucanen aus, die sich nachweislich positiv bei Magengeschwüren auswirken (Ozkan, 2010).
Das enthaltene Lecithin stärkt die Phospholipidschicht, die die Magenschleimhaut auskleidet und schützt.
Besonders pektinreicher Apfeltrester und Leinsamen, der durch das spezielle Herstellungsverfahren unseres Lieferanten nahezu blausäurefrei (!) ist, sorgen für eine langanhaltende Gelschicht auf der Magenwand und zwar auch im Drüsenteil. Die Gelschicht schützt die empfindliche Magenwand vor der Säure und evtl. vorhandene Geschwüre können langsam abheilen.
Die in Magnoguard® enthaltenen Aminosäuren fördern die Bildung der Schleimhautzellen. Muzine sind reich an Threonin. Diese Muzine (Glykoproteine), die wichtige Bestandteile vom Schleim aller Schleimhäute sind, schützen vor starken Säuren – wie im Magen – und anderen chemischen Substanzen. Die Aminosäure Glutamin ist der wichtigste Energielieferant für die Zellen der Magen-Darmschleimhaut. Glutamin sorgt für die Ernährung und Struktur der Zellen. Das ist wichtig für eine starke Schleimhaut. Magnoguard® bietet somit die Bausteine, die Schleimhautzellen benötigen. Studien wiesen die Bedeutung einzelner Aminosäuren für die Schleimhäute des Verdauungstraktes sowohl in vitro wie auch bei schweren Schleimhauterkrankungen des Magen-Darmtraktes beim Menschen eindrucksvoll nach. Ein hohes Zinkangebot in Magnoguard® befriedigt zudem den Mehrbedarf an Zink bei der nach Schädigung stattfindenden Schleimhautregeneration.
Das derzeit noch eingesetzte Ca-Carbonat dient als milder Puffer. Es wird in naher Zukunft durch die Rotalge Lithothamnium ersetzt werden, die sowohl Calcium- und Magnesiumcarbonat enthält, was gegenüber der bisher reinen Verbindung den Vorteil hat, dass ihre poröse Struktur die Magensäure aufsaugt und damit zunächst mechanisch bindet und die ohnehin weniger CO2 bildenden Carbonate langsam abgegeben werden, wodurch die Reaktion mit Säure (die Abpufferung) noch langsamer und gleichmäßiger stattfindet.
ADMR-Konformität
Magnoguard® ist ADMR-konform und kann auch bei stoffwechselsensiblen Pferden (z.B. EMS, Cushing) ohne negative Nebenwirkungen eingesetzt werden. Da bei der Gabe von Magnoguard® kein Eingriff in den Regelmechanismus für die Bildung der Salzsäure erfolgt, ist eine dauerhafte Fütterung problemlos möglich.
Fütterungsgabe
Auch wenn wir uns ganz bewusst gegen schnell wirkende, preisgünstige Puffer entschieden haben, Magnoguard® wird Ihrem Pferd unserer Erfahrung nach in wenigen Tagen eine enorme Erleichterung verschaffen. Wichtig zu Beginn der Gabe ist eine mehrmalige Gabe, weil die Schleimschicht und die aufbauenden Aminosäuren dann weitgehend rund um die Uhr die Stoffe erhalten, um den Magen zu schützen.
Aber auch eine zweimalige Gabe am Tag ist unserer Erfahrung nach eine Wohltat für die meisten Pferde. Viele Kunden berichten auch davon, dass die Gabe von Magnoguard® unmittelbar vor dem Reiten eine deutliche Verbesserung im Leistungsverhalten ihrer Pferde bewirkt.
Die geschmackliche Akzeptanz - ein häufiges Thema und dessen Lösung
Magenkranke Pferde fressen nicht gut. Für sie bisher unbekannte Futtermittel auch meist gar nicht. Außer dem Leinsamen enthält Magnoguard® nur Substanzen, die nicht gut schmecken, damit trifft reduzierter Appetit mit zudem reduzierter Aufnahme unbekannter Futtermittel auf zwar sehr magengesunde, aber nicht unbedingt leckere Ingredienzien. Das wäre schon genug, hinzu kommt noch die Eigenschaft der Gelbildung von Magnoguard® . Die entwickelt sich (das Gel muss die Magenwände bereits im drüsenlosen Teil sicher auskleiden können) beim Kauen bereits teilweise in der Maulhöhle, was die Pferde auch noch mechanisch irritiert (Schleim auf der Maulschleimhaut und zwischen den Zähnen).
Wir haben lange am Geschmack gearbeitet, mit dem Erfolg, dass fast alle Pferde (nach Angewöhnung in kleinen Mengen von zunächst ein paar wenigen Pellets) unser Magnoguard® in den meisten Fällen absolut problemlos fressen. Der Übergang von Calciumcarbonat auf Lithothamnium wurde für uns mit Blick auf die Akzeptanz erneut eine Herausforderung, die wir aber mittlerweile sehr gut bewältigen konnten. Geschmack ist wichtig, gerade bei Magenpferden, aber die Wirkung ist noch wichtiger – denken wir zumindest – und jeder Pferdebesitzer kennt ja eigentlich auch selbst am besten die Leckereien, denen sein Pferd nicht widerstehen kann.
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Literaturverzeichnis:
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