Alte Pferde richtig füttern und managen
Wenn gemeinhin über Senioren gesprochen wird, werden oft alte und geriatrische Pferde benannt. Ein Pferd wird in der Fachliteratur ab einem Alter von 15 Jahren als ein „altes Pferd“ bezeichnet. In der Altersgruppe über 30 Jahre sind dabei überproportional viele Ponyrassen vorzufinden. Als „geriatrisch“ werden Pferde ≥15 Jahre bezeichnet, die gesundheitlich eingeschränkt sind. Der Anteil älterer Pferde an der Gesamtpopulation hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Hintergrund ist neben der Verbesserung der medizinischen Versorgung und der sich veränderten Haltungsbedingungen auch die der optimierten bzw. optimierbaren Fütterung! Wir werfen in unserem Beitrag einen Blick auf die Fütterung, denn hier gibt es einige Stellschrauben, die den „Oldies“ ein länger glückliches oder zumindest leichteres Leben ermöglichen.
Häufige Erkrankungen alter Pferde
In einer Statuserhebung in 18 deutschen Pferdekliniken konnte aufgezeigt werden, dass bei Pferden im Alter von ≥ 15 Jahren am häufigsten eine Erkrankung des Bewegungsapparates einen Klinikbesuch notwendig macht (36 %), gefolgt von Magen-Darm-Erkrankungen (25 %) mit Koliksymptomen. Pferde im Alter von ≥ 21 Jahren zeigten dabei signifikant häufiger Schlundverstopfungen, Zahnerkrankungen und Verstopfungskoliken. Hier könnten der Bewegungsmangel vieler älterer Pferde und das sich abnutzende Gebiss eine entscheidende Rolle spielen. Das unterstreicht sowohl die Notwendigkeit einer nutritiven Unterstützung des Bewegungsapparates alter Pferde sowie möglichst viel Freilauf für die „Senioren“. Mit jeweils 6 % stellen Atemwegs- und Zahnerkrankungen in dieser Studie einen geringen Anteil dar, wobei diese Erkrankungen häufig auch im heimischen Stall sehr gut behandelbar sind.
Operiert wurden Pferde im Alter zwischen 15 – 20 Jahren dagegen genauso häufig wie ältere Pferde ≥ 21 Jahre, und zwar am Bewegungsapparat oder es wurde eine Bauchhöhlenoperation (z. B. aufgrund von Koliksymptomen) durchgeführt. Die Überlebensrate bei Koliken war mit 68 % durchschnittlich. Auch die Überlebensrate nach Operationen in Vollnarkose ist nicht unbedingt vom Alter, eher von der Operationsdauer und Erkrankung abhängig, weshalb auch bei alten Pferden die Entscheidung für eine Operation sinnvoll und aussichtsreich sein kann. Aufgrund der vielfältigen Erkrankungsmöglichkeiten ist die Tierbeobachtung essenziell, um möglichst frühzeitig zu erkennen, ob ein Pferd Stress und/oder Schmerzen hat. Auch bei einem „Rentner-Dasein“ sollte entsprechende Lebensqualität gewährleistet sein. Es ist also sinnvoll, seinen Blick hinsichtlich des Schmerzausdruckes zu schulen. In unserem Fachbeitrag berichteten wir schon über Hinweise auf Schmerzen im Verhalten gerittener Pferde mit subklinischen Lahmheiten. Es gibt aber auch die Möglichkeit, den Schmerzzustand eines Pferdes anhand seines Gesichtsausdrucks zu beurteilen. Die Wissenschaft entwickelte hierfür „The Horse Grimace Scale” (Dalla Costa et al., 2014), um eine Schmerzbeurteilung anhand des Pferdegesichtes möglich zu machen, was als brauchbares Mittel bestätigt wurde (Gleerup et al., 2015).
Bewegungsapparat
Degenerative Gelenkerkrankungen (z. B. Arthrose) bzw. allgemeine Probleme des Bewegungsapparates zählen leider zu den häufigsten Gründen, warum alte Pferde eingeschläfert werden müssen. Mit zunehmenden Alter übersteigt der Verschleiß, die Regenerationsfähigkeit und die körpereigene Aggrekan- wie Kollagensynthese. Dies führt dazu, dass es mit zunehmenden Lebensjahren zu degenerativen Veränderungen der Gelenke kommen kann. Auch steigt im Alter das Risiko von Sehnen- und Bänderverletzungen, u. a. deshalb, weil es zu biochemischen Veränderungen des Kollagens kommt. Tipps und Hinweise zum Thema Arthrose finden Sie auch in unserem Fachartikel.
Eine nutritive oder ggf. auch medikamentöse Unterstützung des Bewegungsapparates ist oft hilfreich, um die Mobilität und Lebensqualität zu verbessern (wir haben hierfür Magnokollagen®, Magnoflexal®, Magnobuild® Spezial und Magnoarthro® entwickelt, die unterschiedliche Ziele verfolgen).
Grenzen der Behandlungsmöglichkeit sind i. d. R. gesetzt, wenn ein Pferd länger als ein halbes Jahr (auch) im Schritt lahm ist. Bei dem Einsatz von Entzündungshemmern bzw. Schmerzmitteln ist unserer Erfahrung nach, stets an einen Magenschutz, wie unser Magnoguard®, zu denken.
Grundsätzlich müssen Umfang und Intensität von Bewegung bzw. Belastung für jedes Pferd individuell und in Abhängigkeit von Alter und Tagesform abgeschätzt werden. Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten, sich mit einem alten Pferd zu beschäftigen und ihm Bewegung zu verschaffen (siehe Abbildung 1). Je nach Pferd muss eventuell an eine Anpassung der Haltungsform gedacht werden: Braucht das Pferd mehr Bewegung (Offenstall) und/oder mehr Ruhe vor den Artgenossen (Boxenhaltung mit täglichem Freilauf)? Manchmal ist ein Paddocktrail ein Segen für das arthrotische Pferd, manchmal ist der Offenstall problematisch, weil das Pferd nicht genug Ruhephasen einlegen kann. Man muss jedes Pferd und auch jede Haltung individuell betrachten und im Zweifel auch einfach mal ausprobieren, was unserem Liebling guttut.
Zahnprobleme
Nicht nur Menschen, sondern auch Pferde bekommen im Alter zunehmend Zahnprobleme. Dies zeigt sich z. B. in Substanzabbau, sehr vielen grobfaserigen Anteilen im Kot (> 4 mm), manchmal kombiniert mit Kotwasser. Die Pferde kauen langsamer und zögerlich. Mitunter ist das sog. Wickelkauen von Heu oder Gras zu beobachten, wobei die Wickel aus dem Maul wieder herausfallen.
Entzündete, gebrochene oder fehlende Zähne können eine Ursache sein, ebenso wie scharfe Kanten und Haken an den Backenzähnen, die verhindern, dass das Pferd schmerzfrei fressen kann. Auch muss eine mögliche arthrotische Veränderung des Kiefergelenks in Erwägung gezogen und vom Tierarzt abgeklärt werden.
In der Pferdezahnmedizin wird ein Pferd als geriatrischer Patient geführt, wenn Zähne die Schmelzanteile an den Kauflächen der Backenzähne verlieren. Die Zähne bei Pferden schieben kontinuierlich aus dem Zahnfach heraus, bis sie schließlich zunehmend locker werden oder zu glatt, weil sich die sog. Schmelzleisten (Rillen auf den Kauflächen) abnutzen. Sind die Kauflächen zu glatt, haben sie nicht mehr ihre volle Mahlwirkung. Dieser Zustand stellt sich individuell zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr ein (Stoll, 2011). Leider werden zu viele Pferde erst in diesem Lebensalter zur ersten Zahnkontrolle beim Pferdedentisten (auf Zähne spezialisierte Tierärzte) vorgestellt. Häufige Befunde sind dann häufig auch unterschiedlich stark abgenutzte Zähne in der Form eines Wellen-, Treppen- oder Scherengebisses. Diese Abweichungen von einem gesunden Pferdegebiss treten vor allem bei Pferden auf, die selten oder nie zuvor einer Zahnbehandlung unterzogen wurden (Rucker, 2006).
Das heißt also, dass eine jährliche Zahnkontrolle für Pferde sinnvoll ist, und dass auch schon im Jungpferdealter, welche bis ins hohe Alter beibehalten werden sollte, auch wenn das Pferd „in Rente“ ist und nicht erst, wenn es Probleme gibt. Eine gründliche und vollumfängliche Zahnbehandlung ist nur unter Sedierung möglich. Viele Pferdebesitzer scheuen diese, weil sie Nebenwirkung der sedierenden Medikamente befürchten. Wir empfehlen: Sprechen Sie dazu mit Ihrem Tierarzt und lassen Sie sich beraten. Eine gut verträgliche Sedierung ist auch für Ihren „Senior“ in der Regel möglich. Nicht zuletzt um die Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt (verlangsamte Darmaktivität, Kreislaufprobleme u. a.) gering zu halten, sollte man für Zahnbehandlungen einen Spezialisten des Fachgebietes hinzuziehen.
Teilweise kann es nötig sein, den Pferden nach der Zahnbehandlung ein paar Tage Schmerzmittel zu geben. Gerade für Pferde mit Kiefergelenksarthrosen kann das Anwenden des Maulgatters schmerzhafte Nachwirkungen haben.
Mittels der regelmäßigen Kontrolle des Pferdegebisses wird auch vermieden, dass es zu Fehlbelastungen durch Imbalances kommt (z. B. durch zu lange Schneidezähne). Es sollte auch kontrolliert werden, ob sich ein EOTRH (Equine odontoclastic tooth resorptionand hypercementosis, d. h. zahnauflösender Prozess der Schneidezähne mit dort übermäßig gebildetem Reparaturzement) entwickelt.
EOTRH kann das Ziehen der schmerzenden Schneidezähne zur Folge haben, woraufhin auch die neue Belastung der Backenzähne durch den behandelnden Tierarzt überprüft und gegebenenfalls korrigiert wird. Um regelmäßig zu überprüfen, ob Ihr Pferd mit den Schneidezähnen „noch kraftvoll zubeißen kann“, kann der sog. Möhrentest hilfreich sein. Die korrekte Durchführung ist nicht ganz einfach. Ziel ist, mittels einer kräftigen Möhre zu testen, ob das Pferd mit den Schneidezähnen noch schmerzfrei zubeißen kann. Dabei darf die Möhre aber nur locker in der Hand gehalten werden, damit das Pferd nicht die Kraft der haltenden Hand nutzt, um die Möhre daran abzubrechen.
EOTRH hat zwar keinen Einfluss auf die Futterverwertung, da diese selbst mit gezogenen Schneidezähnen gewährleistet wäre, aber die Schneidezähne (Incisivi) spielen bei der Futteraufnahme eine entscheidende Rolle. So können unbehandelte/unentdeckte Patienten bspw. die Futteraufnahme (insbesondere aus Heunetzen) aufgrund der Schmerzen verweigern. Auch wenn solche Pferde auf kurzgefressenen Weiden gehalten werden, kann es hier zu massivem Gewichtsverlust kommen, wenn die Grasaufnahme nicht mehr gewährleistet ist.
Damit auch Pferde mit EOTRH ihr Futter problemlos aufnehmen können, haben wir Ihnen nachfolgend die wichtigsten Tipps zusammengestellt.
Geeignet für Pferde mit EOTRH:
- Heu lose füttern
- Weidegras (>10 cm Aufwuchs)
- Angewärmtes Wasser (>12 °C)
- Tränken aus Eimern/Bottichen
Das sollte man bei Pferden mit EOTRH vermeiden:
- Heunetze
- Kurzes Gras
- Klebende melassehaltige Futtermittel
- Kaltes Wasser <12°C
- Selbsttränken, die sich durch Druck der Lippen auf einen Druckhebel füllen
Ist die Zahnabnutzung zu weit fortgeschritten, muss eine Umstellung der Fütterung auf zerkleinertes Raufutter (z. B. 1 kg Heucobs / 100 kg Körpergewicht / Tag = 6 kg Heucobs pro Tag bei 600 kg KGW) erfolgen. Auch Grünmehlpellets (nicht zu hart gepresst) oder eingeweichte Trockenschnitzel können eingesetzt werden. Der Energiegehalt des Futters kann durch die Gabe von Pflanzenölen (bis ca. 0,5 ml / kg Körpergewicht) und aufgeschlossenes Getreide gesteigert werden. Ebenso sind Raufutterbetonte Fertigfuttermischungen für „Senioren“ im Handel erhältlich.
Magenprobleme und Stress
Auch alte Pferde können durch ihre besonderen Bedürfnisse von Magenproblemen betroffen sein. Neben dem Fütterungsmanagement spielt vor allem auch Stress eine erhebliche Rolle bei der Entstehung von Magenproblemen, weshalb der Vermeidung von Stress in der Haltung älterer Pferde große Bedeutung zukommen sollte.
Typische Stressfaktoren beim alten Pferd sind (Auszug):
- Niedriger Rang, der zur Verdrängung am Futterplatz führt
- Probleme des Bewegungsapparates mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, die zum schlechten Ausweichen und/oder viel umhergetrieben werden führt
- Sich nicht ablegen können/wollen (Schlafmangel in Form einer sog. Pseudonarkolepsie)
- Schmerzen
Magenprobleme wiederum können zu Krampf- oder Gaskoliken führen, teilweise auch zu Verstopfungskoliken, wenn die Pferde zur Pufferung des Magens lieber Stroh statt Heu fressen oder aufgrund der Wassertemperatur schlecht trinken o. ä.
Zu beachten ist außerdem, dass Pferde in Gruppenhaltung nicht immer ausreichend Zugang zu gemeinsamen Fressstellen haben und daher die aufgenommene Heumenge in der Gruppe geringer sein kann als bei individuell aufgestallten Pferden. Alte Pferde fressen oft sehr langsam und werden auch oft von anderen Pferden gestört oder verdrängt. Zu überlegen ist in diesem Fall, das Pferd zumindest zeitweise zu separieren, um ihm die Möglichkeit zu geben, in Ruhe zu fressen, um eine ausreichende Raufutteraufnahme zu gewährleisten und unnötigen Stress bei der Futteraufnahme zu vermeiden.
Kolikrisiken
Oft sind alte Pferde allgemein etwas „trinkfaul“. Hier sollte das Trinkverhalten beobachtet werden und ggf. mit entsprechenden Maßnahmen agiert werden, um einer möglichen Verstopfung entgegenzuwirken (Verstopfungskolik). Ein paar praktische Tricks finden Sie hier.
Und auch der bei älteren Pferden oft gegebene Bewegungsmangel, sei es aufgrund des Rentner-Daseins, der Haltungsform oder z. B. Arthrose bedingt kann die Gefahr einer Verstopfungskolik erhöhen. Körperliche Bewegung ist wichtig, um die Peristaltik (Bewegung) des Darms anzuregen. Umso weniger ein Pferd sich bewegt, umso träger wird der Darm, umso langsamer wird der Nahrungsbrei vorwärts transportiert, umso mehr Flüssigkeit wird (im Dickdarm) entzogen.
Kreislaufkoliken treten bei Pferden fortgeschrittenen Alters häufiger auf. Sie sind empfindlicher gegenüber Wetterwechsel und extremer Hitze oder Kälte. Es gibt Individuen, die einfach ein besonders sensibles Vegetativum haben und dadurch „wetterfühlig“ sind. Durch eine Dehydrierung (verminderte Durchblutung durch Wasser- und ggf. Elektrolytmangel) kommt es zu einer langsameren Verdauung. Bei diesen Pferden ist viel Feingefühl erforderlich. Man sollte allgemein auf regelmäßige, aber angepasste Bewegung achten und pralle Sonne vermeiden. Frisches Wasser kann im Eimer angeboten werden. Zusätzlich kann unser Megalyt Sol® als Trunk zum Ausgleich von Elektrolyten und der Steigerung der Wasseraufnahme sinnvoll sein.
Equines Cushing Syndrom
Das Equine Cushing Syndrom (ECS bzw. PPID, Pars Pituitary Intermedia Dysfunktion) ist eine Hormonstörung aufgrund eines gutartigen Tumors der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), in dessen Folge es zu einer gesteigerten Hormonproduktion kommt. Eines dieser Hormone ist das Adrenocorticotrope-Hormon (ACTH), welches bei Cushing im Blut ansteigt und daher zum Nachweis der Erkrankung verwendet wird. Das Risiko zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter (ab ca. 12 Jahren). Bei allen Pferden schwanken die ACTH-Werte im Blut im Jahresverlauf. Deshalb gibt es für unterschiedliche Monate auch unterschiedliche Referenzwerte für ACTH im Blut. Die höchsten Werte werden im Herbst gemessen. Zu dieser Zeit können erkrankte Pferde also sicherer auch als krank erkannt werden. Allerdings kommen im Herbst auch häufiger falsch positive Ergebnisse vor. Bei der Auswertung der ACTH-Werte ist es wichtig, die vom Labor angegebenen jahreszeitlich passenden Werte zugrunde zu legen. Die Referenzwerte wurden kürzlich nach unten korrigiert. Zeigt ein Pferd im Herbst Cushing-verdächtige ACTH-Blutwerte ohne sonstige Auffälligkeiten wie lockiges Fell oder Fellwechselstörungen, kann mittels TRH-Test (Thyrotropin-Releasing-Hormon) ein Cushing sicher ausgeschlossen werden.
Einige Faktoren können unabhängig von der Erkrankung zu höheren ACTH-Werten führen. Dazu gehören Farbe (Schimmel), Rasse (Pony, Robustrassen), Alter (Senioren), schwerwiegende Krankheiten, Geschlecht (weiblich) und Stress. Um Einflüsse der Fütterung auf den ACTH-Wert auszuschließen, wird empfohlen, vor der Blutentnahme nur Heu zu füttern (Equine Endocrinology Group (EEG) (2020)). Im Fall einer bestehenden Hufrehe sollte der akute Hufreheschub abgewartet werden, bevor Blut zur ACTH-Bestimmung entnommen wird. Diese Krankheit stellt bei entsprechendem Management (u. a. Medikation mit Pergolid) kaum eine Beeinträchtiguung der Lebenserwartung dar.
Exkurs: Equines Cushing Syndrom und Hufrehe
Teilweise kann es im Verlauf der Krankheit ECS aufgrund einer Insulindysregulation (einer Störung des Zuckerhaushaltes) zu einer Hufrehe kommen. Generell wird empfohlen, die Cushingdiagnostik um einen dynamischen (Blut-)Insulinresistenztest zu erweitern, um das Hufreherisiko besser einschätzen zu können.
Im Zuge dessen füttern viele Besitzer dann sehr restriktiv oder sind unsicher, was in welcher Menge gefüttert werden kann, so dass Gewichtsverlust bzw. mangelhafter Substanzaufbau ein Problem werden können. Zum Beispiel hält sich in der Pferdewelt leider immer noch die Annahme, dass zu viel Protein eine Hufrehe auslösen könne, obwohl es sich bei der Ursache um eine Insulindysregulation und ihre Folgen handelt. Aufgrund dieser Unsicherheit fehlen vielen Pferden hochwertiges Protein und Aminosäuren in der Ration. Zudem kann ein Muskelschwund auch durch die Krankheit bedingt auftreten.
Um einen Substanzaufbau/-erhalt bei ECS zu erreichen, muss je nach Status des Zuckerstoffwechsels abgewogen werden, ob ein Verzicht auf sog. Seniorfutter, die Getreide und/ oder Melasse enthalten, notwendig ist, da beim ECS die Gefahr einer Insulinresistenz besteht, d. h. die Pferde reagieren empfindlich auf hohe Zuckergehalte im Futter (Hufreherisiko). Dynamische Tests zum Status des Zuckerstoffwechsels können hierzu vom Tierarzt durchgeführt werden. Danach richtet sich auch, ob ein ECS-Pferd auf die Weide kann, denn Gras enthält schwankende Mengen an Zucker, wenngleich der Eiweiß- und Energiegehalt von Gras förderlich sein kann für den Substanzerhalt. Es lässt sich aber durch die Wahl alternativer Futtermittel (z. B. Öl, getreidefreies Krippenfutter, Eiweiß- bzw. Aminosäurenergänzung, wie bspw. unser Magnovital® oder Magnomyoforte®) trotzdem eine sichere Gewichtszunahme erreichen, ohne zwangsläufig die Gefahr einer Hufrehe zu riskieren.
Nierenerkrankungen
Altersbedingt kann eine Nierenfunktionsstörung auftreten, die nur mit Hilfe eines Blutbildes in Kombination mit einer Harnprobe und ggf. sonografischer Untersuchung diagnostiziert werden kann. Eine einmalige und alleinige Erhöhung des Harnstoffes im Blut bedeutet jedenfalls nicht automatisch eine Einschränkung der Nierentätigkeit! Auch der sog. SDMA-Wert im Blut ist nach aktuellem Stand der Forschung nicht als nierenspezifischer Wert nutzbar. Diese Tiere fallen jedoch häufig auf durch Abmagerung und eine sog. PU/PD (Polyurie/Polydipsie, d. h. auffällig hoher Harnabsatz bzw. Trinkwasseraufnahme).
Um eine bereits vorbelastete Niere über die Fütterung möglichst zu entlasten, sollte auf den Vitamin-D Eintrag geachtet und eine übermäßige Eiweiß- und Calciumaufnahme vermieden werden. Das bedeutet, dass einem Seniorpferd, welches eine Nierenerkrankung hat, z. B. nicht mit Zuchtfuttermitteln „aufgefüttert“ werden sollte, da diese in der Regel sehr Calciumreich sind. Auch größere Mengen an Luzernecobs oder auch Melasseschnitzeln sollten nicht in der Ration enthalten sein. Die Mineralstoffversorgung muss in diesem Zusammenhang angepasst werden. Nierenpatienten sollten möglichst von Fachleuten der Tierernährung und Diätetik betreut werden, da ein maßgeschneidertes Fütterungskonzept wesentlich zum erfolgreichen Management dieser Tiere beiträgt.
Leberprobleme
Bei alten Pferden typischerweise auftretende Symptome wie Abmagerung und allgemeine Schwäche, können auch ein Hinweis auf Leberprobleme sein. Die Leber ist an sehr vielen Stoffwechselprozessen beteiligt – u. a. ist sie für die Ausscheidung von Endprodukten vor allem aus dem Proteinumsatz zuständig.
Für eine Leberentlastung ist nicht eine pauschale Reduktion der Proteinzufuhr zu empfehlen, sondern eine bedarfsangepasste (im besten Fall berechnete) Proteinversorgung durch hochwertige Proteine und Aminosäuren, denn eine zu geringe bzw. zu knappe Versorgung mit essenziellen Aminosäuren kann kontraproduktiv sein und einen möglichen Substanzabbau weiter verstärken. Außerdem werden Aminosäuren zur Regeneration der Leber benötigt. Um hier die Balance zwischen Entlastung und Unterstützung zu finden, empfiehlt es sich, eine(n) Fachmann/- frau zu Rate zu ziehen. Allgemeine Infos zur Diätetik bei Leberproblemen finden Sie hier.
Infektanfälligkeit und Immunsystem
Bei älteren Pferden nimmt die Funktion des Immunsystems ab, was sich beispielhaft an einer schlechteren Immunantwort auf eine Impfung zeigen lässt (Goto et al., 1993). Ein geschwächtes Immunsystem zeigt sich insbesondere auch krankheitsbedingt bei Pferden mit ECS (siehe oben). Diese Pferde weisen oftmals einen niedrigeren Spiegel an Antioxidantien auf, wobei dieser grundsätzlich im Alter sinken kann.
Für eine verbesserte Immunantwort kann eine Vitamin-C-Supplementierung hilfreich sein, wenn die normale Vitamin-C-Eigensynthese beeinträchtigt scheint (z. B. bei Infektanfälligkeit). Allgemein wird bei älteren Pferden ein erhöhter Bedarf an Selen, Zink, Vitamin A und E postuliert. So werden gerade auch für Cushing-Patienten z. B. Empfehlungen von bis zu 200 – 400 mg Vitamin E je 100 kg Körpergewicht / Tag (= 1200 – 2400 mg Vitamin E für ein 600-kg-Pferd) ausgesprochen. Mit 15 g je 100 kg KGW von Magnomyoforte® oder Magnolythe® werden auch diese höheren Versorgungsempfehlungen für Vitamin E sicher abgedeckt.
Auch Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren können das Immunsystem unterstützen, da insbesondere EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) helfen können, z. B. Entzündungsreaktionen zu reduzieren. In unserem Magnopower liquid® (wie auch in reinem Leinöl) findet sich die Vorstufe ALA (Alpha-Linolensäure), die als essenzielle Omega-3-Fettsäure wichtig ist. Daraus kann der Körper EPA und DHA bilden. Zur Unterstützung des Immunsystems empfiehlt sich daher die Zugabe von 0,2 – 0,5 ml je kg KGW unseres Magnopower liquid® (oder einer Mischung aus Leinöl und Mais- oder Weizenkeimöl), vorausgesetzt, das Pferd hat kein Übergewicht. Auch unser Magnovital® kann sich hier als Ergänzung eignen, da die enthaltene Spirulina-Alge ebenfalls Omega-3-Fettsäuren enthält, wenn auch nicht in den Mengen wie das Öl. Dafür bietet es zusätzlich weitere gesundheitsfördernde Vitalstoffe wie Nukleinsäuren, Chlorophyll und Phytocyanin.
Euthanasiegründe alter Pferde
Es gibt viele Gründe, die ein Einschläfern alter Pferde aus Gründen des Tierschutzes (Vermeidung von Schmerzen und Leid) notwendig werden lassen. Auch dieser sehr schwere Weg ist Teil des Zusammenlebens mit alten Pferden. Die häufigsten Euthanasiegründe beim alten Pferd zeigt nachfolgende Abbildung.
Zur Erläuterung der Abbildung: Doppelnennungen der Besitzer waren möglich. Zu den chronischen Krankheiten wurden gezählt: Recurrent Airway Obstruction, PPID, chronische oder wiederkehrende Infektionen, wiederholte Probleme des Aufstehens nach dem Liegen und chronischer Gewichtsverlust. Akute Krankheiten waren: akute gastrointestinale Störungen ohne Kolik, Krämpfe, Kollapse und traumatische Verletzungen. Zu anderen Ursachen wurden gezählt: Neoplasien, Gewichtsverlust, neurologische Probleme, ständiges Liegen oder die Besitzerentscheidung, das Tier vor dem Winter einzuschläfern. (N = 111, IRELAND et al. 2011c; Abb. aus Fahlbusch, 2017)
Fütterung und Gewichtsmanagement beim alten Pferd
Das Altern geht mit Einschränkungen im Herz-Kreislauf-System und in der Immunkompetenz der Pferde einher. Die Muskelmasse nimmt ab, ebenso wie die Nähr- und Stickstoffverwertung (Ralston und Breuer, 1996; Malinowski et al., 1997). Zusätzlich liegt häufig eine teils erhebliche Einschränkung der Zahngesundheit vor (z. B. abgenutzte Zähne, EOTRH), welche die Nährstoffaufnahme negativ beeinflussen könnte. Daher kommt dem Gewichtsmanagement alter Pferde eine besondere Bedeutung zu.
Das äußere Erscheinungsbild ist ein Parameter, an dem man sich bei der Fütterung orientiert: Auch ältere Pferde sollten sich möglichst im Rahmen eines Body-Condition-Scores (BCS) von 5 bis 6 (auf einer Skala von 1 – 9) bewegen. Über- und Untergewicht sind statistisch gesehen gleichermaßen anzutreffen bei älteren Pferden, wobei abgemagerte Pferde dem Besitzer häufig eher auffallen.
Für ein optimales Gewicht muss das Energieangebot den Energiebedarf decken (nicht mehr und nicht weniger). Der Bedarf eines alten Pferdes orientiert sich an seinem Idealgewicht, der Futtrigkeit und wie viel Bewegung noch stattfindet.
Für Beisteller (Erhaltungsbedarf bis leichte Arbeit) sollte die Grundfütterung (Heu oder Heuersatzprodukte) eine Menge von 1,7 – 2 % des Körpergewichtes ausmachen (= 10,2 – 12 kg Heu bzw. Heuersatz für ein Pferd mit 600 kg KGW).
Übergewicht
Übergewicht ist auch bei älteren Pferden immer wieder ein Problem, da diese oftmals weniger bis gar nicht bewegt werden, weil z. B. Probleme des Bewegungsapparates wie beispielsweise Arthrose einer umfangreichen Bewegung entgegenstehen. Eine Heufütterung ad libitum kann also auch im Alter im Einzelfall ungeeignet sein, da auch hier die Gefahr eines EMS (Equines Metabolisches Syndrom, Hufreherisiko) besteht.
Pferde, ähnlich den Menschen, entwickeln mit dem Alter eine proentzündliche Stoffwechsellage, was sich bei Übergewicht zusätzlich verstärken kann. Übergewicht selbst birgt die Gefahr der Insulinresistenz (IR). Insulin ist das wichtigste Hormon des Zuckerstoffwechsels. Liegt eine Störung (Dysregulation) vor, kommt es zu überhöhten Insulinwerten im Blut nach zucker- oder stärkereichen Mahlzeiten. Das „Zuviel an Insulin im Blut“, die sog. Hyperinsulinämie, löst dann die Hufrehe aus. Übergewicht gilt es zudem aus Gründen der zusätzlichen Belastung des Bewegungsapparates zu vermeiden.
Untergewicht
Auch hier gelten für Senioren-Pferde die gleichen Prinzipien wie für alle Pferde, jedoch mit ein paar Besonderheiten. Dreh- und Angelpunkt ist nämlich die Zahngesundheit, denn nur wer noch gut kauen kann, kann sein Futter ordentlich aufspalten und verdauen.
Grundsätzlich gilt aber immer das Gleiche: Ist ein Pferd zu dünn, wird in der Regel entweder zu wenig (geeignetes) Futter angeboten, der Energiebedarf hat sich durch andere Faktoren wie Stress erhöht oder gesundheitliche Probleme verhindern die Futteraufnahme oder den Umsatz des Energieangebotes. Es muss also zunächst die Ursache gefunden werden.
Im nächsten Schritt muss auch hier die angebotene, wie die gefressene Heumenge gemessen sowie die Heuqualität überprüft werden. Aus Heu oder Heuersatzprodukten gewinnen Pferde den größten Teil der notwendigen Energie (rd. 65 – 100 %). 1 kg Heu enthält durchschnittlich so viel Energie wie 500 – 700 g Hafer. Jedes Kilo Heu, das von der empfohlenen Mindestmenge nicht gefüttert/gefressen wird, bedeutet also eine sich summierende Energielücke. Ist die aufgenommene Heumenge in Gruppenhaltung und/oder bei ad libitum Fütterung nicht bekannt, ist es empfehlenswert, das betroffene Tier zu separieren und die aufgenommene Menge an Heu (über 24 h) zu ermitteln. Frisst das Pferd zu wenig Heu, muss die Ursache gefunden werden (z. B. Zahnprobleme). Aber auch mangelhafte Heuqualität, Magenprobleme, zu viel Krippenfutter oder Sozialstress können bspw. Gründe sein.
Damit verbunden sollte die Heuqualität beurteilt werden, um den Futterwert einschätzen zu können (Zielqualität: hoher Blattanteil, grüne Farbe, trockener Griff, aromatischer Heugeruch). Hier spielt der Schnittzeitpunkt (neben der botanischen Zusammensetzung und der Futterhygiene) eine entscheidende Rolle.
Je länger ein Heu die Aufwuchszeit durchlaufen hat, desto energie- und proteinärmer wird es. Die Proteine verwertet die Pflanze für ihr Wachstum, die Einlagerung schwer löslicher Faseranteile (Hemizellulosen und insbesondere Lignin) geben dem Aufwuchs die nötige Standfestigkeit beim länger Werden der Halme, sind aber für die Dickdarmflora unzureichend abbaubar, so dass weniger Energie daraus gewonnen wird.
Nimmt das Pferd, augenscheinlich, genügend Heu in guter Qualität auf, stellen sich die Fragen, ob:
- der Energiebedarf falsch eingeschätzt wird, d. h. mehr Energie verbraucht wird als angenommen (z. B. wegen Stress, mehr Bewegung durch Offenstall, Reiten oder Scheuchen durch andere Pferde, Kälte, Schmerzen),
- die enthaltene Energie nicht verdaut werden kann (Zahnprobleme, Parasiten, Magengeschwüre, instabile Darmflora) oder
- eine andere Erkrankung vorliegt (ECS, Leber, Niere, Tumore).
Bei älteren Pferden besteht auch für die Thermoregulation ein höherer Energiebedarf, da es ihnen schwerer fällt, die Körperinnentemperatur zu halten. Hier empfiehlt sich insbesondere auch die Zugabe von Rübenschnitzeln, da bei der Verdauung im Dickdarm besonders viel Fermentationswärme entsteht.
Verlieren alte Pferde dennoch bei nassem und kaltem Wetter zu schnell an Gewicht und es besteht kein dauerhafter Witterungsschutz, kann das Eindecken im Einzelfall sinnvoll sein (dies unterbindet aber auch die natürliche Thermoregulation, da das Fell nicht mehr aufgestellt werden kann).
Da Pferde aufgrund ihres Verdauungstraktes zur Gesunderhaltung auf eine Mindestmenge an Rohfaser angewiesen sind, sollten Heu und/oder Heuersatzprodukte immer die Basis der Fütterung bilden.
"Mein Pferd ist zu dünn" - TO DO:
- Richtwert zum Bedarf je Größe und Trainingslast ermitteln
- Heumenge ermitteln: angeboten vs. gefressen?
- Heuqualität?
- Geeignete vs. ungeeignete Futtermittel
- Gesundheitliche Probleme abklären:
- Zahnstatus (Gebissbalance, Abnutzung, gebrochene Zähne, Kiefergelenksarthrose, EORTH)
- Entwurmungsstrategie
- PPID?
- Anderweitige internistische Probleme (Darmentzündungen, Nierenprobleme, o. ä.)
Raufuttermittel für Gewichtszunahme und Substanzerhalt
Nachfolgend sind die Grundfuttermittel aufgeführt, die den Großteil der Energie in Rationen für alte Pferde liefern sollten. Mit zunehmendem Alter werden Heuersatzprodukte ein Thema, wenn die Pferde nicht mehr richtig kauen können, weil sich die Zähne altersbedingt abgenutzt haben. Eine Zusammenfassung möglicher Rationen für alte Pferde finden Sie hier.
Heu
Für alte Pferde sollte ein Heu vom frühen bis mittleren 1. Schnitt verwendet werden (energiereich, mittlerer Proteingehalt). Auch ein nicht zu feiner 2. Schnitt (proteinreich, Hinweis: Proteingehalt bei Nierenfunktionsstörungen prüfen) kann geeignet sein, und sofern er gut gekaut wird, spricht nichts gegen den Einsatz beim nierengesunden Pferd oder das Einmischen in einen 1. Schnitt, um den Blattanteil zu erhöhen, sodass die Heuportion auf keinen Fall grobstängelig ist.
Im Idealfall wird die Menge von 1,7 % – 2 % des Körpergewichtes an Heu vorgelegt (= 10,2 kg – 12 kg Heu bzw. Heuersatz für ein Pferd mit 600 kg Körpergewicht) und nachgewogen, welche Menge tatsächlich aufgenommen wird.
Dazu können Sie mit einer handelsüblichen Kofferwaage die Heumindestmenge mit Hilfe eines Heunetzes abwiegen und über 24 h die gefressene Menge dokumentieren (Heu am besten nach dem Wiegen lose vorlegen). Was nach 24 h noch nicht gefressen wurde, wird gewogen und gibt Ihnen einen Anhaltspunkt, wie groß die Menge an Heuersatzprodukten sein muss.
Ist die Mahlfähigkeit der Backenzähne nicht mehr vollständig gegeben, muss jedes Kilo Heu, das von der Sollmenge nicht gefressen wird, durch Heuersatzprodukte ergänzt werden. Das kann bedeuten, dass ein 600-kg-Pferd, das keine nennenswerten Mengen an Heu mehr aufnehmen kann, 10,2 kg – 12 kg Trockengewicht (!) an Heucobs, Graspellets, Luzernecobs, Rübenschnitzel u. ä. als Brei gefüttert bekommen muss und dies auf mehrere Mahlzeiten verteilt. Heu sollte trotzdem zur Beschäftigung und zur Befriedigung des Kaubedürfnisses angeboten werden.
Sonderstellung Gras
Dass die Verdaulichkeit der Rohfaser auch eine Rolle spielt, zeigt das Gras. Die meisten Pferde nehmen über das Frühjahr bis zum Sommer an Gewicht zu, denn die im jungen Gras erhaltene Rohfaser ist leicht verdaulich, zudem ist es ein energiereiches Futter, das gut verfügbar ist.
Für alte (eingeschränkte) Pferde ist junges Gras auch deswegen eine wichtige Rationskomponente, da es schmackhaft und/oder weich genug ist, so dass oftmals ausreichende Mengen zu sich genommen werden (können). Wie viel Gras ein Pferd pro Stunde frisst, hängt vom individuellen Fressverhalten und dem Bewuchs der Koppel ab. 4 Kilo junges Gras ersetzen ungefähr 1 kg Heu, wobei zu dünne Pferde Gras zusätzlich zu ihrer eigentlichen Ration fressen dürfen. Teilweise wird dann aber von selbst weniger Heu gefressen. Dieser Mehrwert gilt allerdings für junges, grünes Gras im Aufwuchs!
Häufig sieht man alte Pferde im Hochsommer auf überständigen Wiesen stehen. Dies ist der Fütterung von Stroh oder überständigem Heu gleich zu setzen, denn dieses ausgewachsene Gras ist ebenso energiearm, schwer zu kauen und schwer verdaulich. Somit ist dann zu dieser Zeit schon mit der Zufütterung von Pektin reichen Futtermitteln und/oder leichter verdaulichen Trockengrünprodukten zu beginnen.
Heuersatzprodukte
Auch bei überständigem, nährstoffarmem Heu empfiehlt sich oftmals eine Nährstoffaufwertung der Ration durch Zufütterung von Trockengrünkonserven (z. B. Heucobs, Luzernecobs). Sie liefern leichtverdauliche Rohfaser und hochwertiges Protein. Steht dem Pferd nur begrenzt Raufutter zur Verfügung (z. B. bei Heuknappheit), so bieten Heuersatzprodukte eine Möglichkeit, die Fütterung selbst zu optimieren. Abgesackte Ware ist hierbei leichter in der Handhabung, lagerstabil und heutzutage im Internet zu bekommen. Aufgrund der günstigen Bedingungen bei der Herstellung (künstliche Trocknung, Hitzeeinwirkung beim Pelletieren) stellen diese Heuersatzprodukte eine hygienisch einwandfreie und schmackhafte Faserquelle dar.
So füttert man Heuersatzprodukte beim alten Pferd:
Heucobs (eingeweicht):
- 0,3 – 1,0 kg/ 100 kg KGW/ Tag
- Als kompletter Heuersatz 1:1 geeignet (zusätzlich Heu immer zur Beschäftigung anbieten)
- Geeignet für:
- Zuckerempfindliche Pferde
- Pferde mit Zahnproblemen
- Substanzzunahme bei schlechter Heuaufnahme
- Aufwertung von grobem Heu oder schwankender Heuqualität
Luzernecobs (eingeweicht), Heuextrudat-Flakes (eingeweicht), Grünhafer:
- 0,1 – 0,5 kg/ 100 kg KGW/ Tag
- Als Heuersatz bis zu 50 % bzw. auch bis 100 % möglich (Berechnung der Proteinzufuhr bei Nierenfunktionsstörungen notwendig!, wir beraten Sie gern)
- Geeignet für:
- Zuckerempfindliche Pferde
- Aufwertung der Proteinqualität des Grundfutters
- Pferde mit Zahnproblemen
- Substanzzunahme bei schlechter Heuaufnahme
Maiscobs (eingeweicht):
- 0,1 – 0,3 kg/ 100 kg KGW/ Tag
- Tageshöchstmenge (aufgrund Stärkegehalt) 1 kg/ 100 kg KGW
- Geeignet für:
- Pferde mit Zahnproblemen
- Substanzzunahme bei schlechter Heuaufnahme
Rübenschnitzel (eingeweicht, Zuckergehalt 5 – 16 %):
- 0,05 – 0,25 kg/ 100 kg KGW/ Tag
- Empfohlene Fütterungsobergrenze 0,3 kg/ 100 kg KGW (dazu mit 0,05 kg/ 100 kg KGW beginnen und über 2 Wochen steigern, die Kotkonsistenz sollte nicht breiig werden)
- Geeignet für:
- Zuckerempfindliche Pferde
- Pferde mit Zahnproblemen
- Substanzzunahme bei schlechter Heuaufnahme
- Stabilisierung der Dickdarmflora (pektinreich)
Es sollte hierbei beachtet werden, dass Trockengrünprodukte, insbesondere im eingeweichten Zustand, deutlich weniger gekaut werden als Heu. Dies zieht zum einen eine kürzere Beschäftigungszeit und damit längere Fresspausen sowie eine geringere Speichelbildung und damit niedrigere Pufferung der Magensäure nach sich. Gegebenenfalls kann auch hier ein Magenschutz wie unser Magnoguard® mögliche Auswirkungen abmildern und eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
Alle eingeweichten Trockengrünkonserven sollten bei hohen Umgebungstemperaturen direkt nach dem Einweichen gefüttert werden. Insbesondere bei sommerlichen Temperaturen kommt es sonst innerhalb weniger Stunden zur Vermehrung, u. a. von Hefen, die zu Gaskoliken führen können.
Wir empfehlen, dass mit Wasser gemischte Futtermittel nach spätestens 4 Stunden verfüttert werden, sowie kühl und ohne direkte Sonneneinstrahlung stehen sollten. Die notwendige Wassermenge empfiehlt der Hersteller (i. d. R. wird im Verhältnis 1:3 bis 1:4 Wasser zugegeben).
Manche Pferde mögen Breifütterung nicht oder nur bis zu einer gewissen Menge. Je nach Zahnstatus / medizinischer Indikation können Trockengrünprodukte (z. B. Cobs, Grünmehlpellets) in moderaten Mengen (150 g je 100 kg Körpergewicht, ggf. mehrmals täglich) auch trocken gefüttert werden, insofern das Produkt nicht leicht quillt (keine Rübenschnitzel!) und das Pferd nicht hastig frisst. Da jede Charge ein anderes Quellverhalten haben kann, empfiehlt es sich, selbst zu versuchen, wie viel Wasser gebunden wird. Dem Kraftfutter trocken beigemischt, können Pellets wie auch Häcksel, je Anteil an der Gesamtration die Kauintensität verstärken. Es sollte dabei beachtet werden, dass Pellets und Häcksel nicht alle gleich sind und sich hinsichtlich Größe bzw. Länge, Struktur, Pressfestigkeit oder verwendeter Grobfutterkomponente unterscheiden. Hier gilt es auszuprobieren, was Ihr Senior gern frisst und gut kauen kann.
So füttert man ein altes Pferd - Rationsbeispiele
Auch ein Senior-Pferd sollte individuell nach Größe, Rasse, Leistung und Gesundheitszustand gefüttert werden. Fütterungsempfehlungen, die sich für alte Pferde eignen und den Futtermitteleinsatz je nach möglicher Grunderkrankung berücksichtigen, finden Sie in unserer nachstehenden Tabelle.
Unser Produktfazit
Mehr leicht verdauliche Power:
Magnopower Liquid®
Öl (z. B. unser Magnopower Liquid®) ist eine wahre Energiebombe: 300 ml Öl enthält in etwa so viel Energie wie 1 kg Hafer oder 1,5 – 1,7 kg Heu. Dabei hat es einige Vorteile und Besonderheiten. Besonders für Pferde, die nah an ihrer Futteraufnahmekapazität gefüttert werden, eignet sich Öl, um das Energieangebot anzuheben, ohne gleichzeitig das Volumen der Fütterung zu erhöhen, d. h. also die Energiedichte im Futter zu erhöhen. Dies trifft gerade auch auf alte Pferde zu, die teilweise auch nicht mehr die idealen Futtermengen zu sich nehmen (wollen), insbesondere, wenn sie zunehmen müssen. Auch ist es eine sichere Energiezulage für Pferde, die keine zucker- und stärkehaltigen Futtermittel zu sich nehmen dürfen, um die Ausschüttung des Insulins (s. o.) nicht zu triggern. Bei Pferden wird Galle in der Leber synthetisiert und dann kontinuierlich in den Dünndarm in kleinen Mengen abgegeben, weshalb es sich empfiehlt, nicht mehr als 15 ml je 100 kg KGW je Mahlzeit und 50 ml je 100 kg KGW pro Tag zu füttern. Auch die Gabe von Öl im verwendeten Krippenfutter muss getestet werden, da die Akzeptanz von Öl im Brei schlecht sein kann.
Geeignete Mineralstoffversorgung für alte Pferde:
Magnomyoforte®, Magnometabol®, Magnostable® und Magnolythe® S100
Mit einer Dosierung von 10 – 15 g je 100 kg KGW Magnomyoforte® (oder Magnolythe® S100 oder Magnometabol®) wird eine zuverlässige Versorgung auch bei erhöhtem Vitamin-E- und Zink-Bedarf gewährleistet. Magnomyoforte® ist besonders zu empfehlen bei Pferden mit Cushing, Infektanfälligkeit und Stoffwechselproblemen. Aber auch bei Pferden mit EMS ist Magnomyoforte®, wie auch Magnometabol® ein geeignetes Mineralfutter. Magnometabol® ist ideal für den raufutterbetont gefütterten Senior ohne Arbeitsbelastung und gesundem Stoffwechsel. Überversorgungen sollten vermieden werden, weshalb die Mineralisierung unabhängig von der Energiezufuhr abgedeckt werden sollte. Das heißt, es sollte möglichst kein mineralisiertes Müsli gegeben werden, da die Mineralisierung hier von einer bestimmten (Mindest-)Fütterungsmenge abhängt bzw. auch eine Mengenbegrenzung gegeben ist. Besonders bei Selen und Jod sollte die Versorgung nah am Bedarf orientiert sein, wie auch die Versorgung mit Vitamin D und Calcium.
Produktempfehlungen zum Thema
Literaturverzeichnis:
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- Gleerup, K.B.; Forkman, B.; Lindegaard, C.; Andersen, P.H. An equine pain face. Vet. Anaesth. Analg. 2015,42:103–114.
- Dalla Costa, E.; Minero, M.; Lebelt, D.; Stucke, D.; Canali, E.; Leach, M.C. Development of the Horse Grimace Scale (HGS) as a pain assessment tool in horses undergoing routine castration. PLoS ONE 2014,9:1–10.
- Ireland, J.L.; Clegg, P.D.; McGowan, C.M.; Platt, L.; Pinchbeck, G.L. Factors associated with mortality of geriatric horses in the United Kingdom. Prev Vet Med 2011c,101:204-218.
- Stoll, M. Das geriatrische Pferd. In: Vogt C, Herausgeber. Lehrbuch der Zahnheilkunde beim Pferd. 1. Aufl. Stuttgart: Schattauer Verlag: 2011. S. 177-82.
- Rucker, B.A. Dental conditions affecting the geriatric horse. Proceedings des AAEP Focus on Dentistry, Indianapolis 2006, 229-36.
- Hackbart A. Wenn Pferde ins Seniorenalter kommen. Reiter und Pferde 1999,11:22-23.
- Malinowski, K.; Christensen, R.A.; Konopa, A.; Scanes, C.G. and Hafs, H.D. Feed intake, body weight, body condition score, musculation, and immunocompetence in aged mares given somatotropin. J Anim Sci 1997,75:755-760.
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- Goto H.; Yamamoto, Y.; Ohta, C.; Shirahata, T.; Higuchi Tand Ohishi, H. Antibody responses of Japanese Hors