Sarkoide & Co – Wenn das Immunsystem vom Pferd Hilfe braucht
In der Luft, auf Gegenständen, im Futter und Wasser, in der gesamten Umgebung unserer Pferde lauern jeden Tag potenziell schädliche Keime. Zum Glück hat die Natur unsere Pferde mit einem ausgeklügelten Immunsystem ausgestattet. Dieses System ist in der Lage, Gefahren zu erkennen und unschädlich zu machen. So können die meisten „Angriffe auf die Gesundheit“ abgewehrt werden, ohne dass wir oder unsere Pferde es merken. Das komplexe Überwachungs- und Regenerationssystem kann nicht nur schädliche Substanzen und Eindringlinge wie Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten erkennen und bekämpfen, sondern überprüft außerdem laufend eigene Zellen auf den Befall mit Viren und Tumore. Häufiges Beispiel: das Equine Sarkoid. Auch dieser Hauttumor ist ein Problem, welches nur das Immunsystem lösen kann. Bei der Heilung von Verletzungen spielt das Immunsystem ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Gesundheit unserer Pferde hängt also maßgeblich von der ordnungsgemäßen Funktion des Immunsystems ab. Ob es beispielsweise zur Infektion kommt oder ein Tumor wächst ist immer eine Frage davon, wer stärker ist. Gelingt es dem Immunsystem direkt einen Erreger zu eliminieren, bemerken unsere Pferde den Kontakt gar nicht. Kann sich der Erreger im Organismus vermehren, kommt es zu einer Immunreaktion, die sich z. B. in Fieber, Ausschlag, Husten, Durchfall o. ä. bemerkbar macht.
Die Komponenten des Immunsystems des Pferdes
Das Immunsystem ist eine Funktionseinheit aus Zellen, Geweben und Organen, die zusammenarbeiten, um den Körper zu beschützen. Sie alle spielen eine wichtige Rolle, um das Eindringen von Erregern zu vermeiden.
Zur ersten Barriere als Abwehr gegen Krankheitserreger zählen z. B.:
- Die Haut
- Die Schleimhäute (z. B. Darm, Genitaltrakt)
- Die Magensäure
- Das Flimmerepithel der Lunge
Die körpereigene Bakterienflora auf der Haut und im Magen-Darmtrakt vermindert die Ansiedlung krankmachender Keime. Zusätzlich beeinflusst die Darmflora (auch als Mikrobiom bezeichnet) die Funktion des gesamten Immunsystems. Immunzellen und Plasmaproteine (z. B. Antikörper, sog. Komplementfaktoren) dienen der Bekämpfung von Erregern, die Ihren Weg in den Organismus gefunden haben, sowie entarteten Zellen (Wegbereiter für Tumore). Auch Lymphknoten und die Lymphbahnen, sowie Interleukine (Botenstoffe) sind wichtige Bestandteile des Immunsystems, die den Transport und die Kommunikation der einzelnen Bestandteile sicherstellen. Zur Herstellung, Speicherung und Ausbildung der Immunzellen und Plasmaproteine sind Knochenmark, Leber, Milz und Thymus (kleines lymphatisches Organ am Brusteingang) unersetzlich. Erst durch das Zusammenspiel aller Bestandteile des Immunsystems ist effektives Arbeiten möglich. Das Immunsystem an sich ist angeboren und funktioniert von Geburt an. Einige Bestandteile sind allerdings lernfähig und können, wenn sie bereits einmal Kontakt zu einem Erreger hatten, z. B. durch eine Impfung, deutlich effektiver und schneller reagieren.
Hautbarriere – innere und äußere (Schleim-)Haut
Die erste Barriere für Krankheitserreger sind Haut und Schleimhaut. Schon kleine Risse in dieser Barriere können schnell weiteres Einschreiten des Immunsystems notwendig machen. Fast jeder Pferdebesitzer hat schon einmal erlebt, wie durch eine winzige, kaum zu findende Wunde auf einmal ein ganzes Pferdebein dick wird. In diesem Fall sind Bakterien durch eine Hautwunde eingetreten und es kommt zu einer Entzündung des Unterhautbindegewebes (sog. Phlegmone).
Durch die Reaktion des Immunsystems werden die klassischen Entzündungsanzeichen sichtbar bzw. ertastbar:
- Rötung
- Schwellung
- Wärme
- Schmerz
- Funktionsverlust des Gewebes
Das gleiche Prinzip gilt für die Atemwege: Kleine Risse in der Nasenschleimhaut, z. B. durch trockene Luft, erleichtern Atemwegserkrankungen. Findet ein Erreger seinen Weg in die Lunge, setzt er auch hier eine Entzündungsreaktion in Gang. Diese läuft dann für uns unsichtbar ab. Jedoch können häufig systemische Immunreaktionen wie Fieber oder Mattigkeit wahrgenommen werden. Der Körper setzt innerlich einen Reinigungsprozess in Gang. Mithilfe von Schleim, dem Flimmerepithel der Atemwege und Husten befördert der Körper unliebsame Gäste wieder nach draußen.
Auch die Salzsäure im Pferdemagen dient unter anderem der Desinfektion der Nahrung. Die Schleimhaut im Magendarmtrakt produziert eine Schleimschicht, die zusammen mit der körpereigenen Darmflora die Ansiedlung von Keimen vermindert. Dringen Bakterien, Viren oder Giftstoffe ein, versucht der Körper zunächst die Gefahr auszuspülen und reagiert mit Durchfall. Da der Darm viel Kontakt zur Außenwelt hat sind außerdem 75 % der Immunzellen am Darm lokalisiert, unter anderem in den Lymphknoten.
Immunzellen = „Abwehrzellen“
Die Abwehrzellen übernehmen die wichtigsten Funktionen im Kampf gegen Erreger:
- Aufspüren von Erregern
- Kennzeichnen von Erregern oder Tumorzellen
- „Fressen“ bzw. Zerstören
- „Alarmfunktion“: Rekrutieren von weiteren Abwehrzellen
Zu den Immunzellen zählen u.a.:
- Makrophagen (Fresszellen)
- Dendritische Zellen (Wächterzellen)
- Granulozyten
- Natürliche Killerzellen (Der Name ist Programm)
- T-Lymphozyten
- B-Lymphozyten
Einige Immunzellen findet man auch im Blut (weiße Blutkörperchen). Nahezu jede Immunzelle existiert in Untergruppen oder Subtypen und hat ihre spezifische Aufgabe. Es gibt Immunzellen mit einer Wächterfunktion. Sie sitzen im Gewebe und aktivieren bei Kontakt mit Krankheitserregern weitere Zellen. Andere Immunzellen können Erreger direkt zerstören. Auch virusinfizierte oder entartete Zellen können erkannt und vernichtet werden. Einige Zellen können Antikörper bilden und sind in der Lage sich an eine Infektion zu erinnern. Daher nennt man spezialisierte Lymphozyten auch Gedächtniszellen. Dieses Prinzip verfolgt beispielsweise eine Impfung. Bei erneutem Kontakt mit dem gleichen Erreger kann sich das Immunsystem „erinnern“, d.h. es hat eine Strategie entwickelt, wie es mit „auf den Feind vorbereiteten Zellen“ deutlich schneller und effektiver reagieren kann. Impfungen dienen also als eine Art Lehrbuch. Sie simulieren dem Körper eine Infektion mit einem Erreger oder einem Teil dessen (meist ein Protein der Virushülle) und führen so dazu, dass sich der Körper bei einer echten Infektion daran erinnert. Der Zeitraum bis zur Wiederholung einer Impfung (z. B. jährlich) spiegelt dabei die Zeitspanne wider, wie lange sich das Immunsystem an seine Abwehrstrategie erinnern kann. Danach braucht es eine Auffrischimpfung, auch Boosterimpfung genannt. Wird diese verpasst, kann das immunologische Gedächtnis verloren gehen und eine neue Grundimmunisierung (mehrmalige Impfung in kurzen Abständen) wird notwendig.
Antigen und Antikörper
Der Körper erkennt Freund und Feind mit Hilfe von Molekülen auf den Oberflächen von Zellen. Die Moleküle auf Fremdkörperstrukturen (Antigen) werden von körpereigenen Antikörpern erkannt. Auch Tumore und von Viren befallene Zellen weisen spezifische Antigene auf, über die sie vom Immunsystem erkannt werden. Antikörper binden an ihre spezifischen Antigene und markieren so Eindringlinge. Darüber hinaus können sie fremde Zellen zu größeren Aggregaten verklumpen, die leichter vom Immunsystem attackiert werden können oder direkt einen Angriff der Erreger induzieren.
Das Equine Sarkoide - eine immunologische Herausforderung
Tumore spielen bei Pferden zum Glück längst nicht so eine große Rolle, wie beim Menschen. Vergleichsweise häufig fallen Pferde jedoch mit equinen Sarkoiden auf. Bei der Entstehung dieser Tumore spielen sowohl Tumorgene (im Erbgut sitzende „Neigung“ der Zellen zu entarten), als auch das Bovine Papilloma Virus eine Rolle. Aber auch nicht intakte Hautstellen (z. B. strapazierte Hautareale wie die Gurtlage, Wunden) gelten als anfällig und zeigen häufiger derartige Veränderungen, denn hier ist die Haut als Schutzbarriere geschwächt. Es gibt verschiedenste Therapiemöglichkeiten, deren Erfolgsraten aktuell bei max. 70 % liegen. Leider besteht bei allen das Risiko, dass der Tumor zurückkommt. Dafür neigen 40 % der Sarkoide aber auch dazu, von selbst wieder zu verschwinden. Neben einer chirurgischen Entfernung, Strahlen- oder Kältetherapie und der Behandlung mit virenhemmenden Medikamenten wie Aciclovir, rücken Immuntherapien immer mehr in den Fokus.
So gibt es zum Beispiel einen Impfstoff, der eigentlich gegen Tuberkulose entwickelt wurde, aber auch bei equinen Sarkioden eine Wirkung zeigt, indem er die Tumor zerstörenden Immunzellen stimuliert (Vanselow et al. 1988). Auch Interleukin, ein Botenstoff des Immunsystems, hat eine therapeutische Wirkung auf Sarkoide (Spoormakers et al. 2003). Das Prinzip ist im Grunde immer das gleiche: das Immunsystem wird stimuliert und in Alarmbereitschaft versetzt. Dadurch besteht die Chance, dass auch entartete Sarkoidzellen bekämpft werden. Diese „Immunmodulation“ kann unserer Erfahrung nach auch durch Fütterungszusätze erreicht werden, die das größte Immunsystem des Pferdes, den Darm adressieren. Nach nunmehr jahrelanger Erfahrung mit unserem Magnobios® zeigt die Fütterung bei Pferden mit Sarkoiden positive Effekte und eine Rückbildungstendenz, wahrscheinlich weil das Darmmikrobiom durch spezielle beta-Glucane die Rekrutierung von „Fresszellen“ anregt und Immunrezeptoren an der Darmschleimhaut aktiviert. Bei der Sarkoidbekämpfung lohnt es sich, vom wenig Invasiven bis zum Chirurgischen stufenweise vorzugehen. Eine geeignete Therapie besprechen Sie am besten mit Ihrem Haustierarzt. Die Fütterung von Magnobios® stellt eine einfache und nicht invasive Möglichkeit der Immunmodulation dar, ist kombinierbar mit Salben und schließt eine weitergehende invasive Behandlung, wenn nötig, nicht aus.
Was sagt das Blutbild über das Immunsystem aus?
Das Immunsystem ist ein komplexes System, nicht alle Bestandteile finden sich überhaupt im Blut wieder. Zudem können Immunzellen erhöht sein, wenn z. B. eine Entzündung im Gange ist. Ebenso gibt es den Fall, dass Immunzellen erniedrigt nachgewiesen werden können, weil der Körper diese Zellen durch eine Entzündung vermehrt „verbraucht“. Dementsprechend ist es nicht einfach eine Aussage über den aktuellen Immunstatus anhand eines Blutbildes zu stellen. Es ist sinnvoll ein Blutbild ausschließlich von Tierärzten auswerten zu lassen, da die Auswertung einiges an Hintergrundwissen zu komplexen Zusammenhängen erfordert. Außerdem ist jeder Blutbefund immer in Kombination mit dem klinischen Zustand des Pferdes zu bewerten. Das Ziel ist, das Pferd zu behandeln und nicht das Blutbild!
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Immunzellen findet man auch im Blut. Sie werden als Leukozyten bezeichnet.
Erhöhte Werte können unter anderem Hinweis auf Entzündungen, Tumore und Infekte sein, aber auch z. B. bei Stress und körperlicher Belastung findet man mehr weiße Blutkörperchen im Blut. Je nachdem welche Zellen im Blut vermehrt gefunden werden, kann man zum Teil die Art der Infektion weiter eingrenzen. Eosinophile Granulozyten findet man z. B. vermehrt bei Parasitenbefall oder allergischen Reaktionen.
Weniger Leukozyten findet man im Blut z. B. bei Virusinfektionen, aber auch wenn Immunzellen vermehrt verbraucht werden, wie bei einer starken Entzündung.
Das Alter der Immunzellen gibt Hinweise darauf, ob vermehrt weiße Blutkörperchen verbraucht werden oder es Störungen bei der Neubildung gibt.
Serum Amyloid A (SAA)
Dabei handelt es sich um ein Protein, dass bei Verletzungen oder Entzündungen vermehrt im Blut vorkommt. Beim Pferd hat es sich als zuverlässiger Marker für entzündliche Prozesse erwiesen.
Antikörper
Auch Antikörper können im Blut gefunden werden. In speziellen Verfahren lässt sich die Konzentration der Antikörper bestimmen. Auf diese Art kann man beispielsweise erkennen, ob das Immunsystem ordnungsgemäß auf eine Impfung reagiert hat oder ob Kontakt mit Würmern bestand.
Auch Mineralien- und Vitaminkonzentrationen lassen sich im Blut bestimmen. Hierbei muss allerdings im Hinterkopf behalten werden, dass Blut dem Körper als Transportmedium dient und nicht als Speicher. Eine Veränderung des Gehaltes im Blut ist also nicht gleichzusetzen mit einem Mangel oder Überschuss. Die Zinkbestimmung im Blut von Pferden ist aktuell immer noch Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, weil Zink als „Unterstützung für das Immunsystem“ in aller Munde ist. Aktuell können wir sagen, dass anhand der im Serum gemessenen Zinkkonzentration nicht einfach auf die in der Fütterung enthaltene Zinkmenge zurückgeschlossen werden kann. Somit lässt sich anhand des Blutbildes auch nicht sicher ein Zink-Mangel oder -Überschuss feststellen. Der Goldstandard, um die Versorgung mit Mineralien und Vitaminen zu sichern, ist daher die Rationsberechnung.
Was schwächt das Immunsystem des Pferdes?
Ein schwaches Immunsystem bedeutet, dass das Pferd anfälliger für Infekte ist, die Genesung länger dauert, oder auch Wunden langsamer heilen.
Häufige Ursachen für eine Immunschwäche beim Pferd können sein:
- Nährstoffdefizite (u. a. mit Zink, Selen, Vitamin A (und dessen Provitamin Beta-Carotin), Vitamin C und E, Aminosäurenmangel)
- Eine verschobene Darmflora
- Parasiten
- Entzündung fördernde Zustände wie Stress, Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Fehlende Wetterreize
- Vorerkrankungen (z. B. Equines Cushing Syndrom, Equines Metabolisches Syndrom, Equines Athma)
- Schmerzen
- Das Alter: Jungpferde müssen erst eine eigene „Immunkompetenz“ entwickeln. Senioren-Pferde dagegen zeigen eine Immunschwäche z. B. durch eine verminderte Immunreaktion auf Impfungen (Goto et al. 1993).
Die Verschiebung der Darmflora beeinflusst das Immunsystem negativ. Die körpereigene Darmflora schützt nicht nur vor der Ansiedlung von potenziell gefährlichen Keimen, sondern geht auch eine symbiotische Beziehung mit dem Pferd ein. Die Mikroorganismen stimulieren das Immunsystem und verstoffwechseln ankommende Nahrung, die für das Pferd allein unverdaulich wäre. Die entstehenden Stoffwechselprodukte dienen dem Pferd und besonders der Darmschleimhaut als Nahrung. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Darmflora das Immunsystem in weit entfernten Organen wie Haut und Lunge beeinflusst (Anand et al. 2018) und die Stoffwechselprodukte Einfluss auf die Bildung von Immunzellen im Knochenmark sowie modulierende Wirkung auf die Reaktionsfähigkeit der Immunzellen haben (Belkaid et al. 2017). Im Gegenzug liefert das Pferd einen geeigneten Lebensraum für die Mikroorganismen.
Bei Stress werden Hormone ausgeschüttet, die unter anderem das Immunsystem hemmen. Mancher von uns hat vielleicht selbst schon einmal die Erfahrung gemacht, dass z. B. Stress im Beruf einen selbst auch immunologisch „angreifbarer macht“, die körpereigene Abwehr schlecht arbeitet und man anfälliger wird für Krankheiten. Außerdem wirken sich die Hormone negativ auf den Darm aus: Dieser wird „durchlässiger“ (leaky gut) für bakterielle Toxine und Keime und auch die Bakterienflora verändert sich (Stewart et al. 2017, Bailey et al. 2011). Stress bei Pferden erkennen ist immer wieder ein schwieriges Thema. Nicht jedes Pferd zeigt Stress deutlich nach außen, viele Pferde versuchen ihre Probleme so gut es geht zu verstecken. Hinzu kommt, dass Pferde individuell reagieren und sich daher auch von verschiedenen Dingen stressen lassen. Transporte, Ortswechsel, ungünstige Haltungsbedingungen, unvorteilhafte Mensch-Tier-Beziehung, Schmerzen, Angst, Hitze und Überforderung bedeutet für Pferde häufig Stress.
Bewegung ist für das Lauftier Pferd nicht nur für eine gesunde Psyche wichtig. Wird ein Pferd nicht angepasst trainiert leidet der Bewegungsapparat und auch die Gesundheit. Durch Bewegung wird Blut und Lymphe besser zum Herzen zurück transportiert und auch die Lunge besser belüftet.
Auch Übergewicht belastet den Bewegungsapparat unnötig und schwächt das Immunsystem. Durch das Übermaß an Fett kommt es zu einer dauerhaften, leichten Entzündung in unterschiedlichsten Körpergeweben. Auch die Darmflora von dicken Pferden weist Änderungen im Vergleich mit Gesunden auf. Kommt es zu EMS (Equines Metabolisches Syndrom) wird außerdem das hormonelle Gleichgewicht empfindlich gestört. Übergewicht sollte also auch aus immunologischer Sicht unbedingt vermieden werden. Ein Pferd ist nicht erst zu dick, wenn deutliche Fettröllchen erkennbar sind. Schon wenn die Rippen nur noch mit starkem Druck fühlbar sind oder das Pferd einen Kragen am Hals aufweist, ist es mehr als gut genährt. Da es nicht immer leicht ist Übergewicht bei seinem Pferd zu erkennen, ist der Body Condition Score ein gutes Hilfsmittel, um objektiv die Figur eines Pferdes zu bewerten.
Bestehende Vorerkrankungen, insbesondere ECS (Equines Cushing Syndrom), EMS (Equines Metabolisches Syndrom) und Atemwegserkrankungen schwächen das Immunsystem. Daher ist es wichtig Vorerkrankungen zu behandeln. Aber auch Lahmheiten, gerade wenn Pferde über einen langen Zeitraum Schmerzen haben, wirken sich negativ aus.
Nicht nur ein geschwächtes Immunsystem zeigt sich in häufigen Infekten, auch eine Überlastung des Immunsystems führt zu gehäuften Erkrankungen. Wenn das Immunsystem mit anderen Problemen, wie z. B. Würmern beschäftigt ist, kann es auf neue Bedrohungen der Gesundheit nicht optimal reagieren. Würmer schädigen außerdem den Darm und weitere Organe (z. B. durch eine Körperwanderung von Wurmlarven). Ein gutes Entwurmungsmanagement, besonders in der Jungpferdeaufzucht, ist also wesentlich für ein gesundes Pferd. Besonders effektiv muss das Immunsystem bei Pferden arbeiten, die vielen und wechselnden Erregern ausgesetzt sind. In schlecht belüfteten Ställen enthält die Luft mehr Staub, Schadgase und Erreger und stellt das Immunsystem so vor enorme Herausforderungen. Häufige Pferdewechsel im Bestand führen zu immer neuen Keimen. Man spricht dann von einem erhöhten Infektionsdruck. Für Pferde gilt daher, nicht etwa den Kontakt mit dem Pferdekumpel zu vermeiden, sondern eine stabile Kontaktgruppe zu bilden (stabiler Pferdebestand) und Pferde mit deutlichen Anzeichen einer ansteckenden Erkrankung zu isolieren, bis sie wieder gesund sind.
Ein geschwächtes Immunsystem beim Pferd erkennen:
Ein geschwächtes Immunsystem beim Pferd äußert sich zum Beispiel in: |
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Immunsystem des Pferdes stärken
Eine optimale Haltung und angepasste Bewegung, die Behandlung von Erkrankungen und eine bedarfsgerechte Fütterung legen den Grundstein für ein starkes Immunsystem. Das Prinzip „Viel hilft viel“ bietet hier keinen Vorteil. Bei der Nährstoffversorgung kommt es auf die Deckung eines normalen, in Einzelfällen auch eines leicht erhöhten Bedarfes an (z. B. mit Aminosäuren, Zink, Selen, den Vitaminen A, C und E). Auch der Kontakt zu Keimen und Impfungen sind wichtig, um das Immunsystem zu trainieren.
Ein Pferd „keimfrei“ aufzuziehen oder zu halten, verhindert das natürliche Training des Immunsystems im Umgang mit Keimen. Darüber hinaus lässt sich das Immunsystem gezielt durch Immunstimulanzien wie Beta-Glucane und Mannanoligosaccharide (MOS), die auf Darmflora und Darmschleimhaut wirken, modulieren.
Checkliste: Pferde Immunsystem unterstützen
- Haltung optimieren (z. B. Frischluft, Kältereize)
- Bewegen
- Über- und Untergewicht vermeiden
- Bedarfsgerecht füttern
- Angepasste Menge guten Heus, vitaminisiertes Mineralfutter, Aminosäurenaufwertung
- Impfen
- Entwurmen
- Vorerkrankungen behandeln
- Immunmodulation durch Präbiotika
Nachfolgend gehen wir auf die wichtigsten Punkte Haltung, Fütterung, im Speziellen die Präbiotika, noch einmal genauer ein.
Haltungsbedingungen optimieren
Die perfekte Haltung, die für jedes Pferd passt, gibt es leider nicht. Dazu sind die Bedürfnisse unserer Pferde und ihrer Besitzer zu unterschiedlich. In jeder Haltung sollte jedoch bedacht werden, dass Pferde Lauf- und Herdentiere sind. Das bedeutet eine Einzelhaltung in der Box mit einer Stunde Auslauf unter dem Reiter kann nicht als optimal angesehen werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie von Schmucker et al. (2022) in der festgestellt wurde, dass Boxenpferde tendenziell höhere Stresshormonspiegel aufwiesen im Vergleich mit in einer Herde gehaltenen Pferden, obwohl die Herdenkonstellation häufig wechselte. Auch im Winter wird das Immunsystem außerdem häufig durch mäßig belüftete Ställe auf die Probe gestellt. Dadurch kann es zu einer hohen Schadgas-, Staub und Keimbelastung der Luft kommen. Eine gute Stallbe- und -entlüftung ist daher außerordentlich wichtig. Außerdem profitiert das Immunsystem von jahreszeitlichen und tageszeitlichen Temperaturschwankungen. Die dauerhafte Haltung in einem warmen Stall ist also nicht optimal (fehlender Kältereiz).
Was füttern für ein gesundes Immunsystem?
Eine bedarfsgerechte Fütterung vermeidet Über- und Untergewicht und stellt die Versorgung mit allen Nährstoffen sicher. Grundsätzlich besteht sie aus passenden Mengen Raufutter (Gras, Heu, Heulage) und einem Mineralfutter. Je nach Leistung und Gehalten im Raufutter können Kraftfutter oder weitere Ergänzungsfutter notwendig sein. Gerade die Heuernte aus 2022 wies z. B. häufig niedrige Proteingehalte auf. Auch das Bedampfen von Heu zerstört bis zu 35 % des Lysins (wichtige Aminosäure), so dass je nach Heuqualität und -behandlung eine Protein- bzw. Aminosäurenergänzung notwendig sein kann (z. B. unser Magnovital®). Durch die Lagerung von Heu sinkt leider der Gehalt der meisten Vitamine, bedampfen schadet den fettlöslichen Vitaminen allerdings nicht. In der Winterfütterung ist daher ein Mineralfutter mit Vitaminen wichtig. Um das Immunsystem zu stärken, ist es aber nicht sinnvoll, einfach Vitamine und Mineralien wie z. B. Zink, Selen und Vitamin C im Übermaß zu füttern. Die Stärkung des Immunsystems ist nicht proportional zur gefütterten Menge, im Gegenteil.
Insbesondere Selen ist schnell überdosiert, zu viel Zink wirkt sich negativ auf die Kupferversorgung und das Darmmikrobiom aus (Paßlack et al. 2021). Außerdem konnten bei hohen Zinkgaben auch negative Effekte auf das Immunsystem beobachtet werden (Bömmel-Wegmann et al. 2022). Vitamin C können Pferde selbst herstellen. Bei Stress und Infekten sowie bei älteren Pferden kann eine Ergänzung jedoch sinnvoll sein, um die Versorgung zu sichern. Unsere Mineralfutter Magnolythe® S100, Magnomyoforte®, Magnostable®, Magnostar® und Magnometabol® ergänzen jeweils eine pferdegerechte Grundfütterung mit Vitaminen und Mineralien zur Unterstützung des Immunsystems.
Tabelle 1: Wann sollten welche Nährstoffe (über ein Mineralfutter) für das Immunsystem ergänzt werden.
Nährstoff | Wann ist eine Ergänzung sinnvoll? |
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Vitamin A / Beta Carotin | Bei einer Fütterung ohne Gras |
Vitamin C | Bei Infekten, Stress und alten Pferden |
Vitamin E | Bei einer Fütterung ohne Gras |
Zink | (fast) immer |
Selen | (fast) immer |
Präbiotika Pferd
Präbiotika sind Futtermittel die der gewünschten Darmflora als Nahrung dienen.
In Studien konnte gezeigt werden, dass die Fütterung eines Präbiotikums die Immunantwort auf eine Impfung beeinflusst (Schuberth 2021). Auch eine Therapie mit Antibiotika wirkt sich negativ auf die Darmflora aus. Die Flora muss sich also erst wieder aufbauen. Unterstützen lässt sich die Wiederherstellung der Darmflora hier neben gutem Heu ebenfalls durch Präbiotika, welche Wachstum und Aktivität der gewünschten Mikroorganismen im Darm fördern können. Auch entzündliche Prozesse in den Gelenken konnten durch die Fütterung von Hefezellen gemindert werden (Martinez et al. 2019). Bekannte Präbiotika mit immunmodulierenden Eigenschaften, die sich im Einsatz bei Pferden bewiesen haben, sind vor allem Beta-Glucane und MOS (Mannan-Oligosaccharide).
Beta-Glucane
Beta-Glucane kommen vor allem in Bakterien, Pilzen und der äußeren Schicht von Getreidekörnern vor (diese werden jedoch nicht durch eine hohe Getreidefütterung, sondern durch Extrakte vermehrt in Pferderationen gebracht!). Bei Menschen und Nagetieren konnte durch die Gabe von Beta-Glucanen eine verbesserte Abwehr von Mikroorganismen nachgewiesen werden. Hochrisiko Patienten verbrauchten weniger Antibiotika, wiesen weniger infektiöse Komplikationen auf und benötigten eine kürzere Intensivpflege (Babineau et al 1994). Auch bei Pferden dürfen wir seit Jahren positive Effekte von Beta-Glucanen beobachten, wir setzten sie zur Immunmodulation und auch zur Unterstützung bei Magenpatienten ein.
Mannan-Oligosaccharide (MOS)
MOS sind ebenfalls Präbiotika, die aus der Wand von Hefezellen gewonnen werden.
Der Einsatz von MOS führte bei Fohlen zu weniger Durchfall und bei Stuten im Blut und Kolostrum zu höheren Antikörperwerten (Ott 2005). Außerdem können MOS Darmpathogene binden und deren Besiedelung begrenzen. Sie haben sich bei verschiedenen Tierarten als effektive Lösung für eine antibiotikafreie Ernährung erwiesen und unterstützen das Immunsystem und die Verdauung (Spring et al. 2015). Bei Schweinen konnte durch die Ergänzung der Fütterung um MOS ein schnellerer Anstieg der weißen Blutkörperchen mit geringerem Entzündungsgeschehen als Reaktion auf eine Infektion festgestellt werden (Che 2011). Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass MOS bei Schweinen die Krankheitsresistenz erhöht, indem es die Antigenpräsentation fördert und dadurch das Zusammenspiel von angeborener und adaptiver Immunantwort erleichtert (Halas et al. 2012). Beim Pferd fehlen entsprechende Daten, die Verdauung vom Schwein ist der des Pferdes, insbesondere in Bezug auf das Immunsystem, jedoch sehr ähnlich.
Unser Produktfazit
Magnobios®
Magnobios® kombiniert unseren präbiotische Hefezellwandextrakt aus Mannan-Oligosacchariden (MOS), ß-Glucanen und Nukleotiden mit Selen. Wir setzen Magnobios zur Unterstützung des Immunsystems, Unterstützung und Stabilisierung eines gesunden Darmmikrobioms, Gesunderhaltung der Darmschleimhaut und Immunmodulation ein. Vielfach durften wir die Erfahrung sammeln, dass Magnobios® sich bei vielen Pferden positiv auf die Heilung von equinen Sarkoiden ausgewirkt hat.
Magnobios® + L
Magnobios® + L kombiniert die Wirkung von Magnobios® mit hochdosiertem Lysin. Bei Lysin handelt es sich um eine essenzielle Aminosäure, die in Studien am Menschen eine positive Wirkung bei der Eindämmung einer Herpesvirusinfektion zeigen konnte.
Plantagines+C®
Plantagines+C® ist unsere bewehrte Vitalkräutermischung zur nutritiven Unterstützung der Atemwege. Es sind ausschließlich Kräuter in höchster Qualität enthalten. Die enthaltenen Kräuter unterstützen die Selbstreinigungsfunktion der Lunge. Zusätzlich enthält Plantagines+C® reines Vitamin C. Der Einsatz empfiehlt sich besonders bei gereizten Atemwegen.
Bei Fragen zu unseren Produkten und Ihrem Einsatz sprechen Sie uns einfach an, wir beraten Sie gerne.
Ergänzungsfutter
Literaturverzeichnis:
- Anand, S., Mande, S. S. (2018). Diet, Microbiota and Gut-Lung Connection. Frontiers in microbiology, 9, 2147.
- Babineau, T. J., Marcello, P., Swails, W., Kenler, A., Bistrian, B., & Forse, R. A. (1994). Randomized phase I/II trial of a macrophage-specific immunomodulator (PGG-glucan) in high-risk surgical patients. Annals of surgery, 220(5), 601–609.
- Bailey, M. T., Dowd, S. E., Galley, J. D., Hufnagle, A. R., Allen, R. G., & Lyte, M. (2011). Exposure to a social stressor alters the structure of the intestinal microbiota: implications for stressor-induced immunomodulation. Brain, behavior, and immunity, 25(3), 397–407.
- Belkaid, Y., & Harrison, O. J. (2017). Homeostatic Immunity and the Microbiota. Immunity, 46(4), 562–576.
- Bömmel-Wegmann, S., Zentek, J., Paßlack, N. (2022). Effects of dietary zinc chloride hydroxide and zinc methionine on the immune system of healthy adult horses and ponies Congress proceedings : 26th Congress of the European Society of Veterinary and Comparative Nutrition — Liesegang, A. (Hrsg.) Steinemann Print AG, 2022 — S. 91.
- Che, T. M., Johnson, R. W., Kelley, K. W., Van Alstine, W. G., Dawson, K. A., Moran, C. A., Pettigrew, J. E. (2011). Mannan oligosaccharide improves immune responses and growth efficiency of nursery pigs experimentally infected with porcine reproductive and respiratory syndrome virus. Journal of animal science, 89(8), 2592–2602.
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- Paßlack, N., Bömmel-Wegmann, S., Vahjen, .W, Zentek, J. (2021). Impact of Dietary Zinc Chloride Hydroxide and Zinc Methionine on the Faecal Microbiota of Healthy Adult Horses and Ponies. Journal of Equine Veterinary Science. 110. 103804.
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- Spring, P., Wenk, C., Connolly, A., Kiers, A. (2015). A review of 733 published trials on Bio-Mos®, amannan oligosaccharide, and Actigen®, a second generation mannose rich fraction, on farm and companion animals. Journal of Applied Animal Nutrition. 3. 10.1017/jan.2015.6.
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- Vanselow, B., I. Abetz and A. Jackson (1988): BCG emulsion immunotherapy of equine sarcoid. Equine veterinary journal 20: 444-447.