Eiweiß spielt in der Zuchtstutenfütterung eine große Rolle
Bereits in der Trächtigkeit wird Eiweiß (Protein) für das Wachstum des Fohlens benötigt. Um ein Vielfaches höher wird der Eiweißbedarf der Zuchtstute spätestens mit dem Einsetzen der Milchbildung nach der Geburt. Doch reicht eine klassische Heu-Hafer Fütterung dafür aus? Welche Bedeutung hat die Grasaufnahme in der Fütterung der Zuchtstute? Und welche Futtermittel sind geeignet, die Eiweißversorgung der Stute zu sichern? Warum eine bedarfsdeckende Eiweißversorgung wichtig ist und welche Rationen dies leisten können, erfahren Sie in unserem Ratgeberartikel.
Die Eiweißversorgung von Zuchtstuten
Zu den wichtigsten Nährstoffen in der Zuchtstutenfütterung gehören die Eiweiße (Proteine). Neben Fetten und Kohlenhydraten bilden sie das Fundament für sämtliche, im Körper ablaufende Stoffwechselvorgänge. Die Bedeutung des Proteins für jedes Lebewesen wird durch dessen Ableitung vom griechischen „Proton“ deutlich: „Proton“ bedeutet „das Erste, das Wichtigste“. Gemeint sind die Proteine, welche vielfältige Aufgaben im Körper erfüllen. Ohne Proteine keine Immunabwehr (wie z. B. Antikörper), kein Hämoglobin zum Sauerstofftransport und keine Hormone wie Insulin.
Ohne Proteine würde dem Körper auch der hauptsächliche Baustoff für die Muskulatur, Knochen, Bindegewebe und Organe fehlen. Insbesondere die Zuchtstute, die ein Fohlen „bauen“ und großziehen soll, benötigt es für die Heranbildung der Frucht im Mutterleib, wie auch zur Milchbildung, um die Ernährung des Jungtieres leisten zu können. Man kann also sagen, die Zuchtstute hat einen „Leistungsbedarf“ an Protein. Gerade deshalb spielt eine hochwertige und ausreichende Versorgung mit geeignetem Protein in der Zuchtstutenfütterung eine entscheidende Rolle, um die Entstehung eines neuen Lebens bestmöglich zu unterstützen.
Die Frage ist nun: Welche Futtermittel sind geeignet, diesen Leistungsbedarf zu decken? Heu? Hafer? Gras? Oder doch ein Proteinkonzentrat?
Eine mangelhafte Eiweißversorgung der Zuchtstute kann zu Milchrückgang und minderwertiger Milchqualität bei der Stute (Gefahr der Unterversorgung des Fohlens) und zum Substanzverlust der Stute führen. Welche Fütterungskonzepte sind geeignet, dies zu verhindern?
Von Hochträchtigkeit bis Laktationsspitze – Der Proteinbedarf steigt massiv an
Tragende Stuten
Die Fütterung der Zuchtstute hat durch die beiden Phasen der Trächtigkeit (Gestation) und der Milchbildung (Laktation) unterschiedliche Ansprüche.
Der Mehrbedarf mit Fokus auf die Proteinversorgung und den Kleinstbausteinen des Proteins, den Aminosäuren, ergibt sich bei tragenden Stuten aus dem Wachstum der Frucht, wie auch der Entwicklung von Uterus, Fruchthülle und Fruchtwasser sowie ggf. angelegten Energiereserven für die Laktation.
Der Bedarf an Protein steigt allerdings erst im letzten Trächtigkeitsdrittel erheblich an, da nach dem 7. Trächtigkeitsmonat das Hauptwachstum des Fötus beginnt.
Der Proteinbedarf steigt ab dem 7. Trächtigkeitsmonat zunächst auf das 1,5fache, dann rasch bis auf das 1,8fache zum Geburtszeitpunkt! (im Vergleich zum Erhaltungsbedarf)
Laktierende Stuten
Bei laktierenden Stuten begründet sich der Bedarf an zusätzlichem Protein durch die Milchleistung.
Der Entwicklung der Milchproduktion folgend, steigt der Gesamtbedarf an Protein laktierender Stuten zunächst stark an, da die höchste Milchmenge am Ende des ersten Laktationsmonats erreicht wird (Abb.1). Danach nimmt sie kontinuierlich ab und damit auch der Proteinbedarf.
In Zahlen bedeutet das für ein 600 kg Pferd, dass die maximale Milchmenge am Ende des 1. Laktationsmonats bei knapp 19 kg Milch pro Tag liegt. Am Ende des 3. Monats sind es noch ca. 15,5 kg Milch, die pro Tag gebildet werden müssen. Dies erklärt, warum die Proteinversorgung laufend anzupassen ist, das heißt, dass zu Beginn der Laktation deutlich mehr Protein zugefüttert werden muss als im späteren Verlauf der Säugezeit. Dabei steigt (und fällt) übrigens der Bedarf an Protein in Laktation (und Trächtigkeit) nicht gleichermaßen wie der Bedarf an Energie (siehe Abb. 2). Mehr zum Thema Energieversorgung und Mikronährstoffversorgung der Zuchtstute (z. B. Spurenelemente, Vitamine) lesen Sie in unseren Ratgebertexten zur Zuchtpferdefütterung. Dort finden Sie auch unsere Fütterungstabellen.
Bis zur Laktationsspitze muss eine Proteinzulage im Vergleich zum Beginn der Trächtigkeit einen Proteinbedarf abdecken, der rd. 300 % in der Laktation (im Vergleich zum Belegungszeitpunkt) entspricht! Eine enorme Steigerung.
Damit eine Proteinzulage auch ihren Zweck erfüllen kann, ist das Aminosäuremuster wichtig (Aufbaumuster des Proteins). Die Bedarfe an essenziellen Aminosäuren wie Methionin und Threonin folgen im Wesentlichen dem Proteinbedarf. Für Lysin ist die Steigerung astronomisch, liegt doch der Leistungsbedarf für Lysin in der Laktation am höchsten (rd. 410 % des Erhaltungsbedarfs).
Die Notwendigkeit einer umfassenden Proteinzulage ist also gegeben, weil:
- Stutenmilch ist proteinreich
- Pro kg Kolostrum (Biestmilch) gibt die Stute auch rd. 80 g Protein in die Milch ab (siehe Tabelle 2)
- Mit der Maximalleistung von ca. 19 kg „reifer Stutenmilch“ gibt eine 600 kg schwere Stute immerhin noch fast ein halbes Kilogramm reinen Proteins in die Stutenmilch ab (siehe Tabelle 2)
- Um daraus die zu fütternde Proteinmenge ableiten zu können, kommen Aufschläge für den Proteinbedarf der Stute, Verluste im Verdauungsprozess u.a. noch obendrauf
Es muss also ein nicht unerhebliches „Mehr“ an Protein durch die Stute aufgenommen und in u.a. die Milchproduktion umgeleitet werden, und dieses Protein muss der Stute in „dünndarmverdaulicher“ Qualität zur Verfügung stehen, denn nur aus dem Dünndarm generiert die Stute Kleinstbausteine für Proteine, die sog. Aminosäuren. Und ihr Körper wird dies, auch ungeachtet der Versorgungslage, versuchen zu erreichen - mit direkten Auswirkungen auf die Stute selbst, wenn die Versorgung, also die Zuführung des Mehrbedarfs, unzureichend ist.
Konsequenzen von Proteinmangel
Ein Proteinmangel der Zuchtstute hätte folgende Konsequenzen:
- Substanzverlust der Stute
- Schlechte Milchbildung
- Minderwertige Milchqualität
- Verzögertes Wachstum des Saugfohlens
- Probleme/Verzögerungen in der folgenden Rosse
Das iWEST® Fütterungskonzept für Zuchtstuten
Aus diesem Grund haben wir bei iWEST ein Konzept zur Zuchtpferdefütterung entwickelt, das aus folgenden Komponenten besteht:
- Eine Raufutter-betonte Fütterung als Basis
- Bei Bedarf auch eine Krippenfuttergabe (Energiezulage)
- Eine separate Mineralstoffversorgung (Magnostar®)
- Plus eine hocheffiziente, weil sehr gut dünndarmverdauliche (mitunter 100 %) und individuell anpassbare Proteinergänzung (Magnofine®)
- Die dazugehörigen Fütterungstabellen für Zuchtstuten unterschiedlicher Gewichtsklassen erleichtern den bedarfsgenauen Einsatz der notwendigen Futtermittel. Unsere Fütterungstabellen für Zuchtstuten (wie auch für Jungpferde) finden sie hier.
Eine pferdegerechte Fütterung sieht immer eine ausreichende Heufütterung als Basis vor, d. h. mindestens 1,7 % des Körpergewichtes sollte die Heumenge umfassen (bei Zuchtstuten besser 2 % oder Heu ad libitum ab letztem Trächtigkeitsdrittel). Damit wird schon ein gewisser Eintrag an Eiweiß gewährleistet, der, je nach Heuqualität, schon den Bedarf eines Pferdes in Erhaltung decken kann (blattreicher, aber strukturierter 1. Schnitt, hygienisch einwandfrei, Rohproteingehalt des Heus sollte dazu größer als 7 % sein).
Fütterungstipp
Das richtige Heu für Zuchtstuten (Zielwert >7 % Rohprotein)
Geeignet ist:
- 1. Schnitt, früh geschnitten (Anfang bis Mitte Blüte)
- 2. Schnitt
- Luzerneheu
- Bei Unsicherheiten hilft eine Heuanalyse (Beachte: das Klima im Jahr 2022 brachte auch bei den genannten „potenziell geeigneten Qualitäten“ überraschend niedrige Proteingehalte zu Tage, wahrscheinlich aufgrund des trockenen Frühjahrs, dies hatte eine Erhöhung der Magnofine® Dosierung um rd. 25 % zur Folge bei betroffenen Zuchtstuten)
Ungeeignet, weil proteinarm, ist:
- Überständiges, grobes Heu mit viel totem Pflanzenmaterial
- Stroh in größeren Mengen
Der Mehrbedarf an Protein ist jedoch mit gängigen Heuqualitäten (im Mittel 7,5 % Protein laut Heuauswertung der Lufa Nordwest (2022)) bei der laktierenden Stute nicht abzudecken. In Ausnahmefällen würde eine ad libitum Fütterung von proteinreicher Luzerne (>14 % Protein) eine adäquate Proteinversorgung darstellen. Unter gängigen Bedingungen (Heugabe) ist daher eine Krippenfuttergabe sinnvoll bzw. notwendig. Bei der Kraftfutterzugabe denken die meisten zunächst an Hafer. Hafer enthält mit rd. 12 % jedoch nur einen mittleren Proteingehalt. Zudem ist die Fütterungsmenge begrenzt durch den natürlichen Gehalt an Stärke (zu viel Stärke kann den Magen reizen oder zu Koliken führen). Die Grenzen der Stärkefütterung, die für Pferde wissenschaftlich bestimmt wurden (max. 2 g je kg Körpergewicht pro Tag), sollten auch bei der Zuchtstute eingehalten werden. Mehr als 300 g Hafer je 100 kg Körpergewicht je Mahlzeit sind nicht nur ungesund, sondern daher auch keine effiziente Strategie, den Mehrbedarf an Proteinen zu decken. In unseren Fütterungstabellen ist Hafer daher als Energie- nicht aber als Proteinergänzung aufgeführt.
Dem besonders gesteigerten Proteinbedarf der Zuchtstuten wird stattdessen durch unser Magnofine® Rechnung getragen. Durch die zusätzliche Gabe dieser hochwertigen Proteinergänzung ist die Versorgung auch unabhängig von der Kraftfuttermenge und -sorte sichergestellt.
Was macht unser Magnofine® zur geeigneten Proteinergänzung?
Magnofine® beinhaltet protein- und lysinreiche Futtermittel, z. B.:
- Magermilchpulver: höchste biologische Wertigkeit, das heißt „willst du Milch produzieren, nutze am besten Milchprotein als Ausgangssubstrat“
- Zugesetzte Aminosäuren: 100 % dünndarmverdaulich
- Leinsamen, Sojaextraktionsschrot: hohe Verdaulichkeit, reich an essenziellen Aminosäuren, insbesondere Lysin
Insgesamt kann also die Fütterung der Zuchtstute durch unser Fütterungskonzept sehr pferdegerecht (heubetont, niedrige Krippenfuttermengen) und sehr individuell auf das einzelne Tier angepasst werden und gleichzeitig der besondere Bedarf durch die Entkopplung der Mineral- und Proteinergänzung gesichert werden. Wie individuell eine Stutenration (bei gleichem Trächtigkeitsmonat) sein kann, soll Tabelle 1 verdeutlichen. Denn neben Ernährungszustand und verwendeter Heuqualität, können vereinzelt auch Stoffwechselbesonderheiten eine Rolle spielen (an dieser Stelle sei betont, dass die Belegung nicht stoffwechselgesunder Stuten ein Problem für die Gesundheit von Mutterstute und Fohlen darstellen kann). Bei Fragen zur individuellen Fütterung Ihrer Stute, sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne.
Tabelle 1: Beispielrationen für ein 600kg Pferd, 10./11.Trächtigkeitsmonat
Besonderheiten der Stute | Heu in kg pro Tag (Grundfutter) | Hafer (od. anderes, nicht mineralisiertes Kraftfutter) in kg pro Tag (Energiezulage) | Magnofine® in g pro Tag (Protein- ergänzung) | Magnostar® in g pro Tag (Mineral) |
---|---|---|---|---|
Stute in optimaler | 13 | 0 – 1,2 | 340 | 70 |
Stute zu dick | 10 |
| 340 | 70 |
Stute zu dünn | 12 – ad libitum | 1,2 | 425 | 70 |
Stoffwechselsensible Stute | 10 – 13 | keine pauschale | 340 – 425 | 70 |
Fütterung von | 10 – 13 | 0 – 1,2 | 425 | 7 |
*eine Trächtigkeit stoffwechselauffälliger Stuten ist als kritisch zu bewerten, bei Fragen zu Ihrer Stute sprechen Sie uns bitte an.
Die Tabelle 1 zeigt deutlich, wie durch eine einfache Anpassung der Fütterungsmengen auf verschiedene Bedarfe von Zuchtstuten eingegangen werden kann, ohne eine Minderversorgung in Kauf nehmen zu müssen.
Proteinträger und -qualität für die Zuchtpferdefütterung
Aminosäuren sind Qualität bestimmend
Neben der Eiweißmenge ist insbesondere auch die Eiweißqualität entscheidend bei der Fütterung der Zuchtstute, also die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren. Aminosäuren sind die Bausteine des Proteins. Dabei wird unterschieden in:
- Essenzielle Aminosäuren (insbesondere Lysin, Methionin, Threonin), die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen
- Nicht- bzw. semi-essenziellen Aminosäuren (die vom Körper selbst gebildet werden können)
Von den essenziellen Aminosäuren sollten diejenigen besondere Beachtung erfahren, die als erstes in der Nahrung knapp werden können (sog. erstlimitierende Aminosäuren). Bei Zuchtstuten sind das Lysin, Methionin und Threonin, ggf. auch Tryptophan und Leucin. Ein weiterer Aspekt, der die Eiweiß- bzw. Proteinqualität mitbestimmt, ist die Verwertbarkeit des Proteins, d. h. wie gut das Protein im Dünndarm (präzäkal) aufgeschlossen werden kann, da nur die Absorption der Aminosäuren in diesem Darmtrakt zur Versorgungslage beiträgt. Detaillierte Informationen zu diesem spannenden Thema haben wir Ihnen auf unserer Website zusammengefasst.
In der Laktation beispielsweise ist, wie vorab erläutert, der Proteinbedarf stark an die Milchleistung gekoppelt. Um neben der Proteinmenge auch die Proteinqualität entsprechend zu wählen, lohnt sich ein Blick auf die Zusammensetzung der Milch (siehe Tabelle: Im Vergleich zu Kuhmilch hat Stutenmilch einen hohen Gehalt an Laktose (Milchzucker), aber einen geringeren Eiweiß- und Fettgehalt (im Kolostrum ist der Eiweißgehalt aufgrund der Immunglobuline noch sehr hoch).
Tabelle 2: Zusammensetzung der Stutenmilch (nach Meyer & Coenen, 2019)
Inhaltsstoff | Kolostrum | Milch im Laktationsmittel | Zum Vergleich: Kuhmilch |
---|---|---|---|
Fett (g/kg) | 18,8 | 13,9 | 32-40 |
Laktose (g/kg) | 48,3 | 64,6 | 48 |
Eiweiß (g/kg) | 79,8 | 23,2 | 33-34 |
| 6,87 | 1,72 | |
| 5,5 | 0,98 | |
| 1,05 | 0,5 |
Um die in Tabelle 2 angegeben Mengen an Aminosäuren in die Stutenration zu bringen (der Lysinbedarf ist hier am höchsten im Vergleich zu den anderen Aminosäuren) ist es also notwendig, gezielt geeignete Proteinträger einzusetzen, die eine gute Bilanz an essenziellen und insbesondere der erstlimitierenden Aminosäuren aufweisen und hoch verdaulich sind.
Welche Proteinträger sind geeignet?
In der Natur werden die Fohlen zu Beginn des Frühjahres geboren, wenn proteinreiches, junges Gras in großen Mengen zur Verfügung steht. Dieses Konzept der Natur deckt den Protein- und Aminosäurenbedarf in der Laktation ab. In der Pferdehaltung durch den Menschen sind Geburtstermin und verfügbare, reichhaltige Grünflächen häufig der begrenzende Faktor für eine Stutenfütterung nach dem Vorbild der Natur, die wenig Einflussnahme des Menschen erfordern würde. Stattdessen müssen in der konventionellen Pferdehaltung Nährstoffengpässe, die sich aus der Heugewinnung und der begrenzten Verfügbarkeit von Weideflächen ergeben, ausgeglichen werden.
In der Fütterung von Zuchtstuten wird allerdings oftmals nur die Zufuhr von Hafer bzw. Getreide erhöht. Das Protein in Getreidekörnern ist jedoch hinsichtlich der essenziellen Aminosäuren nicht optimal zusammengesetzt, wobei die Aminosäurengehalte von Hafer noch recht gut sind und im Vergleich zu anderen Getreide (siehe Tabelle 3).
Tabelle 3: Gehalte an dünndarmverdaulichen Aminosäuren geeigneter Futtermittel für Zuchtstuten in g/kg Futtermittel
Lysin | Methionin & Cystein | Threonin | |
---|---|---|---|
Gras (Frühjahr) | 0,7 | 0,5 | 0,8 |
Sojaextraktionsschrot | 22,4 | 10,3 | 14,3 |
Magermilchpulver | 15,9 | 7,1 | 8,9 |
Leinextraktionsschrot | 8,7 | 8,5 | 8,9 |
Luzerneheu (17-19% Proteingehalt) | 5,8 | 3,8 | 5,4 |
Hafer | 4,0 | 4,5 | 3,3 |
Gerstenflocken | 3,0 | 3,2 | 2,8 |
Maisflocken | 2,0 | 2,9 | 2,4 |
Quelle: nach Coenen & Vervuert, 2019
Wie die Tabelle 3 zeigt, sind Getreide keine typischen und besonders geeigneten Proteinträger, liefern dafür aber viel Energie (ca. das 1,5-fache je kg im Vergleich zu Heu). Eine alleinige Erhöhung des Getreides führt also zu einer möglicherweise ausreichenden Energieversorgung, aber nicht zu einer bedarfsdeckenden Protein- bzw. Aminosäurenversorgung. Es sollte deshalb die Krippenfutterration zielgerichtet um geeignete, gut dünndarmverdauliche Eiweißträger ergänzt werden.
Geeignete Futtermittel zur Deckung des Proteinbedarfs von Zuchtstuten
Gras
Junges Weidegras ist schmackhaft und leicht verdaulich. Zwar erscheinen die Aminosäurengehalte (siehe Tabelle 3) je kg Frischmasse gering, bedenkt man aber, dass eine Stute (600 kg) auf der Frühjahrsweide 75 kg Gras und mehr aufnimmt, summiert sich die Aminosäurenzufuhr enorm. Gras stellt, sofern nicht alt und überständig, demnach den geeignetsten Proteinträger dar.
Sojaextraktionsschrot
Dieses Nebenprodukt entsteht bei der Gewinnung von Sojaöl. Es wird vor der Verwendung in der Fütterung wärmebehandelt (getoastet), um die sog. Trypsininhibitoren abzubauen und eine hohe Verdaulichkeit zu erreichen. Es ist sehr protein- und besonders lysinreich mit rd. 45 % Rohprotein bei 86 % Dünndarmverdaulichkeit und, je nach Sorte, bis zu 30 g Lysin je kg.
Magermilchpulver
Es umfasst alle Nährstoffe der Kuhmilch, abzüglich des Fetts und der fettlöslichen Vitamine. Magermilch hat das hochwertigste Protein, weswegen es auch zur Aufzucht von Neugeborenen verwendet wird (33 % Rohprotein, >90 % Dünndarmverdaulichkeit, ca. 25 g Lysin je kg). Hinsichtlich der Laktose ist Magermilchpulver erst in höheren Mengen für Pferde problematisch, d. h. für ein 600 kg Pferd liegt die physiologische Kapazität der Dünndarmverdauung von Magermilchpulver bei 1200 g pro Tag (Quelle: Coenen & Vervuert, 2019).
Leinsamen, -kuchen, -extrudat bzw. -extraktionsschrot
Leinsamen werden häufig weiterverarbeitet. Die Nebenprodukte entstehen bei der Gewinnung von Leinöl. Durch die Entfettung des Leinsamens ergibt sich ein hoher Proteingehalt von ca. 34 % Rohprotein bei 75 % Dünndarmverdaulichkeit und bis zu 12 g Lysin je kg. Bei Leinsamenprodukten muss zum Teil eine Mengenlimitierung aufgrund des nativen Blausäuregehaltes beachtet werden (ca. 200 g Leinsamen je 600 kg Pferd) oder aber eine Hitzebehandlung gewählt werden, die die Blausäure unschädlich macht.
Luzerneheu und Luzernenebenerzeugnisse (z. B. Pellets, Cobs)
Die „Königin der Futterpflanzen“ ist eine der ältesten und weitverbreitetsten Futterpflanzen und zählt zu den Leguminosen. Unter den rohfaserreichen Futtermitteln zeichnet es sich durch einen relativ hohen Proteingehalt bei guter Verdaulichkeit aus, der allerdings je nach Vegetationsstadium variiert. Meistens wird Luzerne jedoch nicht zu spät geschnitten (Aufwuchs <6 Wochen) und liefert viele essenzielle Aminosäuren mit ca. 14 – 20 % Rohprotein, 60 % Dünndarmverdaulichkeit und ca. 6 g Lysin je kg.
Magnofine® - Vereint hochwertige Proteinträger mit dem Plus an Aminosäuren
Für eine gezielte Protein- und Aminosäurenzulage, angepasst an typische Pferderationen, ist unsere Lösung diese Kombination verschiedener, hochwertiger Proteinträger (Sojaextraktionsschrot (non GMO), Magermilchpulver, Leinsamen), die um 100 % dünndarmverdauliche Aminosäuren ergänzt sind. Magnofine® zeichnet sich aus durch 31 % Rohprotein, 86 % Dünndarmverdaulichkeit (zugesetzte Aminosäuren sind zu 100 % präzäkal verdaulich) und rd. 44 g Lysin je kg. Aufgrund der nativen Werte der kombinierten Proteinträger, plus den zugesetzten Aminosäuren, ergibt sich ein Proteinkonzentrat mit ausbalanciertem Aminosäuremuster. Darüber hinaus ist es mit Mengen-, Spurenelementen und Vitaminen angereichert, um dem erhöhten Bedarf in Trächtigkeit und Laktation, abgestimmt auf die Kombination mit unserem Zuchtmineral Magnostar®, Rechnung zu tragen.
Welche Rolle spielt Weidegras in der Zuchtstutenfütterung?
Junges Weidegras ist für Pferde schmackhaft und wird daher gern und in großen Mengen gefressen (laktierende Stuten können bis zu 3,5% Ihres Körpergewichtes an Trockenmasse in Form von Gras aufnehmen!, das entspricht unter optimalen Bedingungen und bei jungem Aufwuchs schon mal rd. 100 kg Gras bei 600 kg Stutengewicht). Durch die Futteraufnahme über mehrere Stunden wird eine kontinuierliche Proteinzufuhr gewährleistet. Aus diesem Grund bietet der ausgedehnte Zugang zu junger Weide einen wesentlichen Beitrag zur Proteinversorgung für Zuchtpferde, die eben einen besonders hohen Bedarf an Eiweiß haben.
Aus verschiedenen Gründen werden viele Stuten so belegt, dass die Fohlen relativ früh im Jahr, d.h. teilweise schon im Januar, auf die Welt kommen. Hier spielen Einflussfaktoren wie Rossezeitpunkt, Zuchtintervalle und Einordnung der Fohlen nach Jahrgang (nicht nach Geburtstermin) in den Bewertungsveranstaltungen eine wesentliche Rolle. So fällt die Geburt sehr oft in die Zeit, zu der noch kein Weidegang möglich ist. Das bedeutet nicht nur ein eingeschränktes Bewegungsangebot, sondern eben auch das Wegfallen der hochwertigen Proteinquelle Weidegras. Insbesondere im letzten Drittel der Trächtigkeit und den ersten Monaten der Laktationsphase ist aber die Proteinversorgung besonders essenziell.
Beispielrationen
Angelehnt an unsere Fütterungstabellen für Zuchtstuten möchten wir Ihnen anhand dreier unterschiedlicher Rationen die daraus resultierende Versorgungslage für eine Stute mit 500 kg im 1. Laktationsmonat demonstrieren:
Ration 1: Heu, Hafer, Magnofine® und Magnostar®
- 14 kg Heu (8% Rohprotein, sehr gutes Heu eines 1. frühen Schnittes)
- 2 kg Hafer
- 350 g Magnofine®
- 40 g Magnostar®
Ration 2: Weidegras, Hafer, Magnofine® und Magnostar®
- 67 kg Weidegras (Weidezeit April/Mai)
- 1,5 kg Hafer
- 80 g Magnofine®
- 80 g Magnostar®
Anmerkung zu Ration 2: Die veranschlagte Grasmenge orientiert sich an der Trockensubstanzaufnahme (ca. 2,4 %), die äquivalent ist zur Heumenge von 14 kg Heu aus Ration 1!
Ration 3: Heu, Hafer und Mineral
- 10 kg Heu
- 4 kg Hafer
- 80 g Mineral
Anmerkung zur Ration 3: Dies ist ein Beispiel gängiger Fütterungspraxis. Hohe Krippenfuttermengen führen häufig zur Absättigung und damit zu geringerer Heuaufnahme! Aufgrund der Empfehlung zur Stärkelimitierung in der Fütterung von Pferden ist diese Krippenfuttermenge nicht ideal.
Übersicht zu den Beispielrationen. Welche Ration deckt den Proteinbedarf der Stute?
Fazit Rationsvergleich: Anhand der grafischen Darstellung in Abb. 3 wird ersichtlich, dass bei einer gut gewählten Krippenfuttergabe (Kraftfutter und Magnofine® ) eine gute Bedarfsdeckung an Protein erreicht wird (Ration 1). Sobald Weidegras zur Verfügung steht, wird die Versorgung insbesondere mit Protein besonders zuverlässig und leicht erreicht (Ration 2). Magnofine® sollte hier als Sicherheitszuschlag in Bezug auf das Aminosäuremuster gegeben werden. Damit wird eine Fütterung, die zumindest anteilig Weidegras enthält, den Bedürfnissen der Zuchtstuten insbesondere während der Laktation besonders gerecht. Über den (im Vergleich zu Ration 1 deutlich geringeren) Anteil an Magnofine® werden zusätzlich hochverdauliche Aminosäuren und gleichzeitig Mineralien zugeführt.
Der Verzicht auf einen Proteinträger (Ration 3) ist für Stuten nicht geeignet.
Zudem ist Weidegang für Pferde auch hinsichtlich der Versorgung mit Rohfaser, der damit verbundenen Kautätigkeit, aber auch z. B. der natürlichen Körperhaltung und der gleichmäßigen Fortbewegung ein wichtiger Bestandteil der artgerechten Fütterung von Zuchtpferden. Wenn aber die Umstände keinen Zugang zu Weide ermöglichen, ist eine durchdachte Rationsgestaltung essenziell, die die Versorgung mit ausreichend Protein und Aminosäuren sicherstellt.
Allgemein gilt: der Bedarf sollte auf jeden Fall gedeckt sein, ein leichter bis moderater Überhang aber ist bei gesunden Tieren unproblematisch und erlaubt etwas Spielraum, z. B. hinsichtlich der natürlichen Schwankungen im Protein- oder Energiegehalt der verwendeten Futtermittel.
Insgesamt ist eine gute Proteinversorgung, die die Proteinmenge wie auch die Proteinqualität berücksichtigt, unabdingbar für die Gesundheit der Zuchtstute und die gesunde Entwicklung des Fohlens. Der Proteinbedarf steigt maßgeblich im letzten Drittel der Trächtigkeit und nochmals erheblich zu Beginn der Laktationsphase. Allein über die Erhöhung der Kraftfuttergabe ist dies nicht zu erreichen, insbesondere, wenn man Stoffwechselbesonderheiten und die Grenzen der Krippenfuttergabe für einen gesunden Magen-Darm-Trakt berücksichtigt. Es bedarf also einer Proteinergänzung, die unabhängig der Energiezulage gefüttert werden kann, vor allem in der Zeit, in der den Pferden (noch) kein Weidegras zur Verfügung steht. Diesen Aspekten wird durch unser iWEST® Fütterungskonzept für Zuchtpferde optimal Rechnung getragen. Unsere Empfehlungen zum Einsatz von Magnostar® und Magnofine® im Kontext der Rationsgestaltungen unserer Fütterungstabellen basieren zudem auf Berechnungen für den variierenden Bedarf der Zuchtstute im Verlauf der Trächtigkeit und Laktation, berücksichtigen verschiedene Grundfütterungen und gewährleisten somit eine umfassende Versorgung. So einfach, so gut, so individuell an die Bedarfe Ihrer Zuchtstute anpassbar.
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Literaturverzeichnis:
Bockisch, F. (2021) Futtermittelkundliche und In-vivo-Untersuchungen der praecaecalen Verdaulichkeit von Futterprotein und -aminosäuren zur Proteinbewertung von Futtermitteln für Pferde. Dissertation. Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig.
Coenen, M. & Vervuert, I. (2019) Pferdefütterung. 6.Auflage. Stuttgart: Enke Verlag.