Spurenelemente für Pferde

Spurenelemente gehören zu den Mineralstoffen. Wie der Name schon verrät, werden sie in „Spuren“ eingesetzt, nämlich in Milligramm (mg). Zu den wichtigsten Spurenelementen, die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen und für die es Versorgungsempfehlungen für das Pferd gibt, gehören: Kupfer, Zink, Selen, Mangan, Jod und Eisen.

Spurenelemente übernehmen vielfältige Aufgaben im Körper unserer Pferde. Neben Funktionen als Cofaktor, Zentralelement in wichtigen Enzymen oder Antioxidans, sind sie zudem unerlässlich für den Energie-, Bindegewebs-, Blutbildungs-, Nerven- und Muskelstoffwechsel und unverzichtbar für ein gesundes Immunsystem. Kleine Alleskönner? Ja, wenn sie in der richtigen Kombination und in geeigneter Menge gegeben werden, denn auch Spurenelemente haben eine sogenannte „therapeutische Breite“, d. h. man kann sie unterdosieren und damit ihre Wirkung verfehlen oder sogar Schäden verursachen (z. B. Kupfermangel der Stute führt zu Gelenkchips beim Fohlen). Man kann sie aber auch überdosieren und insbesondere mit unreflektiert hohen Gaben von Selen und Jod Schaden anrichten (z. B. chronische Selenüberversorgung verursacht schlechte Hufqualität und den Verlust von Mähne und Schweif).

Den größten Teil des Spurenelementbedarfs beim Pferd deckt Heu bzw. Gras, Lücken sollten mit Hilfe eines Mineralfutters ausgeglichen werden. Mit Mangan und Eisen sind Pferde in der Regel bereits über Heu gut versorgt. Selen, Zink, Jod und Kupfer hingegen sollten durch ein Mineralfutter ergänzt werden.

Spurenelementversorgung

Die tägliche Versorgungsempfehlung für die einzelnen Spurenelemente richtet sich nach dem Alter des Pferdes und seiner Leistung. Zum Begriff „Leistung“ gehören besondere Umstände, die eine höhere Zufuhr notwendig machen, z. B. Trächtigkeit, Laktation, Deckeinsatz, Wachstum und Arbeit.

Beispiele für die Versorgungsempfehlungen:

Freizeitpferd, 300 kg:

  • Kupfer                72 mg/Tag
  • Zink                 288 mg/Tag
  • Selen               0,72 mg/Tag
  • Mangan          288 mg/Tag
  • Jod                    1,1 mg/Tag
  • Eisen                288 mg/Tag

 

Freizeitpferd, 600 kg:

  • Kupfer              121 mg/Tag
  • Zink                 484 mg/Tag
  • Selen                 1,2 mg/Tag
  • Mangan          484 mg/Tag
  • Jod                    1,8 mg/Tag
  • Eisen                484 mg/Tag

 

Sportpferd, 600 kg:

  • Kupfer              133 mg/Tag
  • Zink                 546 mg/Tag
  • Selen                 1,8 mg/Tag
  • Mangan          546 mg/Tag
  • Jod                   1,8 mg/Tag
  • Eisen               606 mg/Tag

 

Tabelle 1: Spurenelemente in typischen Futtermitteln für Pferde, in mg/kg

(in mg/kg)

Kupfer

Zink

Selen

Mangan

Jod

Eisen

Gras (Wassergehalt 80 %)

1

5

0,01

15

0,03

41

Heu (Wassergehalt 14 %)

4,7

27

0,05

115

0,13

201

Luzernepellets

7,2

31

0,33

107

0,01

315

Hafer

3

24

0,19

40

0,1

101

Pflanzenöle, nativ

-

-

-

-

-

-

Trockenschnitzel

6

17

0,11

63

2

495

Karotten

1

4

0,01

3

0,04

7

Magnolythe® S100

1.200

9.680

22,64

1.900

18,6

-

In Anlehnung an die DLG Futterwerttabellen, Heuauswertung Lufa Nordwest (2021), Pferdefütterung 6. Auflage Coenen & Vervuert (2019)

Mangan und Eisen sind im Gras und im Heu in der Regel ausreichend vorhanden. Für eine bedarfsdeckende Manganversorgung sollten 50 mg/kg Trockenmasse (TM) Mangan enthalten sein, die durchschnittlichen Heumangangehalte lagen in den letzten 3 Jahren bei 135 – 136 mg/kg TM, also beim 2 – 3-fachen des Bedarfs. Auch für eine bedarfsdeckende Eisenversorgung sieht es bei Gras oder Heufütterung gut aus. Es sollten 80 mg/kg Trockenmasse (TM) Eisen enthalten sein, die durchschnittlichen Heueisengehalte lagen in den letzten 3 Jahren mit 210 – 236 mg/kg TM ebenfalls beim 2 – 3-fachen des Bedarfs. Eisen ist daher im Mineralfutter entbehrlich. Für Mangan sind einzelne Fälle sehr manganarmer Böden bekannt (Heuanalysen geben hier am besten Aufschluss, anstatt unreflektiert hohe Gaben von Manganpräparaten einzusetzen), dann kann ein Sicherheitszuschlag für Mangan über das Mineralfutter sinnvoll sein.

Selen, Kupfer, Zink und in vielen Teilen Deutschlands auch Jod sind im Grundfutter in der Regel nicht ausreichend enthalten, so dass eine gezielte Ergänzung notwendig ist.

Über alle Spurenelemente hinweg kann man sagen, dass mit steigendem Rohfasergehalt des Heus, d. h. je gröber und piksiger ein Heu ist, der Gehalt an Spurenelementen geringer eingeschätzt werden kann. Zudem zeigen Heuchargen, die in 3 aufeinander folgenden Jahren von derselben Wiese zum selben Schnittzeitpunkt geerntet und untersucht wurden, vergleichbare Spurenelementgehalte. Eine Kontrolle der Spurenelemente im Heu alle 3 Jahre ist daher sinnvoll und vereinfacht die Suche nach einem geeigneten Mineralfutter. Weitere Informationen zu Heuanalysen finden Sie hier.

 

Tabelle 2: Mittelwerte der Spurenelementgehalte im Heu (Heuernte 2021) und der nötige Zielwert den Heu haben müsste, um bei Zuteilung von 2 kg Heu/100 kg Körpergewicht eine ausreichende Spurenelementversorgung für ein Pferd mit leichter Arbeit zu sichern; Werte angegeben in mg/kg Trockenmasse

Spurenelement

Durchschnittliches Heu 20212

Zielwert1

Einschätzung bei Heufütterung

Cu

4,7

8-12

ergänzen

Zn

27

40-100

ergänzen

Se

0,05

0,1-0,2

ergänzen

I

0,13

0,1-0,2

(ergänzen)

1bei Trockensubstanzaufnahme von 2 % der Körpermasse; 2Mittelwerte Heuauswertung Lufa Nordwest 2021; weitere Quellen: NRC 2007, Stoebe et al. 2015; Pferdefütterung 6. Auflage Coenen & Vervuert (2019)

 

Tabelle 3: Spurenelementgehalte, angegeben in mg, in einer Ration für ein Pferd (600 kg) bei mittlerer Arbeit

Ration

Kupfer

Zink

Selen

Mangan

Jod

Eisen

12 kg Heu

56,4

324,0

0,6

1380,0

1,6

2412,0

2 kg Hafer

6,0

48,0

0,4

80,0

0,2

202,0

60 g Magnolythe® S100

72,0

580,8

1,4

114,0

1,1

0,0

Gesamtgehalt in der Ration

134,4

952,8

2,3

1574,0

2,9

2614,0

Bedarf (Leistung)

133,4

545,5

1,8

545,5

1,8

606,2

Einschätzung1

OK

OK

OK

OK

OK

OK

1Die Einschätzung sagt aus, ob die Abweichung von Gehalt aus der Ration und dem geschätzten Bedarf des Pferdes gesundheitlich unbedenklich, also „OK“ oder „zu hoch“ bzw. „zu niedrig“ ist.

Kupfer

Vorkommen und Wirkung

Kupfer findet sich in fast allen pflanzlichen Futtermitteln. Allerdings sind Pflanzen, die auf Moorböden oder Sandböden wachsen, in der Regel kupferarm. Entsprechend ist die Kupferversorgung bei Pferden, die auf solchen Böden weiden oder deren Futtermittel auf solchen Böden gewachsen sind, unzureichend. Chemisch betrachtet gehört Kupfer zu den sog. Übergangsmetallen. In verschiedenen stoffwechselbedeutsamen Metalloenzymen wird Kupfer vom Körper dringend gebraucht. Nervensystem, Blutbildung, Pigment- und Bindegewebsbildung, nicht zu vergessen die Knochenentwicklung sind abhängig von einer ausreichenden Kupferversorgung. Kupfer wird im Dünndarm des Pferdes (aktiver Transport) aufgenommen, die Aufnahme erfolgt in Abhängigkeit vom Kupferangebot im Futter. Im Futter können sog. Antagonisten vorhanden sein, die dann die Aufnahme hemmen. Diese Antagonisten sind z. B. Eisen, Molybdän, Schwefel (MSM-Gabe überdenken!) und auch Kalzium. Ihre antagonistische Wirkung ist für viele Säugetiere bestätigt, für Pferde ist die Datenlage gering. Unter anderem Kalzium scheint auch bei 2-facher Zufuhr über dem Bedarf keine negativen Auswirkungen auf die Kupferabsorption beim Pferd zu haben.

Kupferüberversorgung

Die Toleranz des Pferdes gegenüber Kupfer ist relativ hoch, eine Überversorgung um den Faktor 25 wird noch toleriert, allerdings ist zu bedenken, dass Kupfer in der Leber gespeichert wird und somit eine länger andauernde Überversorgung zu einem Leberschaden führen kann. Da es im Darm des Pferdes zu Wechselwirkungen von Kupfer und Zink kommen kann, sollten überhöhte Gaben sowohl von Zink als auch von Kupfer vermieden werden.

Kupfermangel

Erwachsene Pferde

Ein Anzeichen eines Kupfermangels kann die typische „Kupferbrille“ (Pigmentverlust um die Augen) sein, die beim Pferd jedoch nur selten auftritt. Auch beim Haar ist nicht nur die Zinkversorgung wichtig, sondern auch die Kupferversorgung. Beide Mineralstoffe beeinflussen das Melanin, das Protein im Haar, das für die Pigmentierung verantwortlich ist. Enthält das Haar nicht genügend Melanin, kann es Schäden durch ultraviolettes Licht nicht widerstehen. Dies führt zu oxidativen Schäden und Ausbleichen, d. h. ist der Bedarf an beiden Spurenelementen gedeckt, unterstützen Sie nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Fellfarbe. Kupfer wird auch von dem Enzym, das für die Aufrechterhaltung der Querbrücken im Kollagen der Haut notwendig ist, benötigt. Ohne ausreichendes Kupfer werden diese Querverbindungen geschwächt und die Haut verliert an struktureller Integrität. Weiterhin kann ein Kupfermangel beitragen zur Entstehung einer Anämie (Blutarmut, Kupfer ist an der Eisenbindung bei der Hämoglobinsynthese beteiligt), Immunschwäche, Appetitlosigkeit, gehäuftem Auftreten von Gelenkserkrankungen und Bindegewebsschwäche.

Stute und Fohlen

Kupfermangel sollte in der Trächtigkeit und im Wachstum unbedingt vermieden werden. Auch durch zu viel Zink kann sekundär ein Kupfermangel entstehen. Die Folge wäre eine Osteochondrose (Wachstumsfugenstörung, die zu Gelenkchips führen kann) beim Fohlen. Früher wurde Zuchtstuten daher die sogenannte „Trakehner“-Kupferlösung verabreicht. Heute weiß man, dass bei nur 50 % Abdeckung des Kupferbedarfs der tragenden Stute rd. 11 % der Fohlen eine deutliche und 15 % eine leichte Wachstumsfugenstörung zeigen. Weitere Fohlen mit Kupfer unzureichend versorgter Stuten zeigen bereits Veränderungen im Knorpel, ohne jedoch einen Gelenkchip zu entwickeln, was nicht ausschließt, dass die Knorpelstörung zu einem späteren Zeitpunkt auftritt. Lediglich die Wachstumsfugenstörungen im Bereich des Knies scheinen nicht fütterungsbedingt zu sein. Fazit für Zuchtstuten: Ohne bedarfsdeckende Kupferversorgung der Stute kein gesundes Fohlen!

Kupfer im Blutbild

In Bezug auf Kupfer stellte H. Meyer bereits 2002 fest, dass die Kupfer-Serum-Konzentrationen erwachsener Pferde in einem breiten Spektrum variierten. Erhöhte Blutkupferspiegel können teilweise mit Infektionserkrankungen und Entzündungen im Körper in Zusammenhang gebracht werden. Da Kupfer in der Leber des Pferdes gespeichert wird, ist eine Überversorgung im Blut nicht nachweisbar. Laut Smith, Jordan und Nelson (1975) gibt es keinen Zusammenhang zwischen Kupfer in der Nahrung und dem Serumspiegel von Kupfer. Das bestätigen auch aktuelle Studien. Wenn wir also wissen wollen, ob unsere Pferde ausreichend mit Kupfer versorgt sind, ist das Blutbild kein sicherer Informant. Sicherer wäre eine Gewebeprobe der Leber, um zu erfahren, ob die Leber als zentrales Speicherorgan genug Kupfervorräte angelegt hat. Dabei handelt es sich aber um einen invasiven und keineswegs risikolosen, aufwändigen Eingriff, der in keinem Verhältnis steht zur Aussage, die man eigentlich erhalten will, nämlich ob das Pferd ausreichend mit Kupfer versorgt ist. Der einfachste Weg ist deshalb der Blick auf den Speiseplan der Pferde. Mit Hilfe der Deklaration der verwendeten Futtermittel und durch Schätzung (oder Berechnung anhand Heuanalyse) der Kupferaufnahme über das Raufutter, kann die Versorgungslage schnell und einfach ermittelt werden.

Zink

Vorkommen und Wirkung

Zink ist nach Eisen das zweithäufigste Spurenelement im Köper und erfüllt im Organismus unserer Pferde verschiedenste Aufgaben. Am bekanntesten sind seine unterstützende Wirkung für Haut, Huf, Haar und Immunsystem, wobei stark überhöhte Zinkgaben auch einen sogenannten negativen Feedback Mechanismus des Immunsystems auslösen können, es also schwächen. Bisher sind bereits über 200 Zinkeiweißverbindungen im Organismus bekannt, die an enzymatischen Reaktionen aller Enzymklassen beteiligt sind. Ob im Protein- oder Kohlenhydratstoffwechsel, Immunsystem, Hormonbildung, Zentralnervensystem, Sensorium, Fruchtbarkeit oder für die Gesundheit von Haut und Haaren bzw. Hufen: Zink ist als Metalloprotein an vielen entscheidenden Stoffwechselschritten beteiligt und bis zu einer Menge von 2 mg/kg Körpergewicht bedenkenlos einsetzbar.

Zink ist in allen Grundfuttermitteln enthalten. Die Gehalte schwanken beim Heu stark in Abhängigkeit von Boden, Düngung, Standort und Alter der Pflanzen, so dass Pferde über ihr Grundfutter (Heu, Weide) mitunter eine zu knappe Zinkversorgung erhalten. Wenn man genau wissen will, wie gut ein Pferd über das Heu mit Zink versorgt ist, muss der Spurenelementgehalt analysiert werden. Eine Analyse gibt Aufschluss über die nächsten drei Heuschnitte zum gleichen Zeitpunkt.

Neben der absolut enthaltenen Zinkmenge ist die Bindungsform bei Zink entscheidend. Zinkchelat (organische Verbindung) wird dreimal so gut aufgenommen wie Zinkoxid, Zinksulfat liegt dazwischen.

Zinküberversorgung

Aber auch für Zink gilt: in kleinen Mengen ist Zink unverzichtbarer Nahrungsbestandteil, in hohen Dosen ist es ein starkes Gift, wenngleich solche hohen Zinkbelastungen des Bodens und damit des Futters nur durch z. B. Industrieschlämme auf Mähwiesen und Auslaufflächen zu erwarten sind (also infolge unerwünschter Umweltbelastungen wie z. B. Überschwemmungen).

Stute und Fohlen

So führte eine chronische Überversorgung mit Zink bei Fohlen und Jungpferden zu beidseitigen Kreuzgallen (chronisch vermehrte Füllung des Sprunggelenks). Die Symptome besserten sich nach 4 – 6 Wochen einer fast zinkfreien Ration (Heu enthält immer auch Zink, somit ist Zink in geringen Mengen immer noch in der Ration vorhanden). Daher ist insbesondere bei hohen Zinkgaben an junge, wachsende Pferde Vorsicht geboten, wenn langfristig mehr als das 2 – 3-fache des Bedarfs gegeben wird, da durch eine Zinküberversorgung ein sekundärer Kupfermangel provoziert werden kann, weil Zink in überhöhten Dosierungen die Aufnahme von Kupfer im Darm stört. Ein sekundärer Kupfermangel hätte Sehnenkontrakturen und Osteochondrosen beim Fohlen zur Folge. Auch tragende Stuten sollten daher keine exzessiven Zinkmengen bekommen, sondern bedarfsangepasst mit Zink versorgt werden, da sonst eine massive Zinkeinlagerung in die fetale Leber den Kupferhaushalt des Fohlens nachhaltig negativ beeinflussen könnte, was ebenfalls im vermehrten Auftreten von Osteochondrosen (sog. Gelenkchips) enden kann. Läuft also die Zinkversorgung von Mutterstute und Fohlen aus dem Ruder, sind Auftreibungen an den Wachstumszonen der langen Röhrenknochen, die bereits genannten Schwellungen der Gelenke, Osteochondrosen (Gelenkchips), Steifheit, Lahmheiten und Anämien (Blutarmut) mögliche Folgen.

Erwachsene Pferde

Die Toleranz erwachsener Pferde gegenüber einer Zinküberversorgung ist dagegen recht hoch. Aber auch bei erwachsenen Pferden bedingt zu viel Zink eine schlechtere Aufnahme von Kupfer. Zusätzlich reagiert das Darmmikrobiom unserer Pferde im Zweifel sensibel auf isoliert hohe Zinkgaben. Eine jüngst veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass es nach der Gabe von 3-fach über dem Bedarf liegenden Zinkmengen zur Veränderung des Speziesreichtums im Darmmikrobiom kommt, wie man es bei einer Dickdarmentzündung, Dickdarmkolik, Verstopfungen, bei Durchfall, aber auch bei Mikrobiomveränderung übergewichtiger Pferde erwarten würde. Zink kann das Mikrobiom also verarmen lassen. Ein negativer Effekt ist z. B. eine reduzierte Fermentationsaktivität im Dickdarm, und ohne Fermentation ist keine effektive Heuverdauung im Dickdarm möglich. Daher heißt es immer, Zink ergänzen – auf jeden Fall, aber mit Sinn und Verstand.

Zinkmangel

Fehlt dem Körper Zink, fallen die Tiere mit Appetitlosigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen, Wachstumsverzögerung (bei Fohlen), schuppig-borkigen Hautverdickungen bei gleichzeitigem Haarausfall (beginnend meist an den Gliedmaßen, genannt Parakeratose), verzögerter Wundheilung sowie mangelnder Hufhornqualität (weiches Hufhorn) auf. Besonders bei älteren Pferden und Pferden mit Cushing sollte auf eine optimale Zinkversorgung geachtet werden.

Zink im Blutbild

Eine Abschätzung der Versorgung des Pferdes mit Zink lässt das Blutbild nicht wirklich zu. Der Zinkgehalt im Blut schwankt in Abhängigkeit von Stall, Individuum und Gesundheitszustand. Zudem unterliegt der Zinkwert im Blut jahreszeitlichen Schwankungen. Höhere Gehalte von Zink im Blut sind nicht einheitlich durch höhere Zinkzulagen über das Futter zu begründen, das Gleiche gilt umgekehrt. Deshalb lohnt sich für die Einschätzung der Zinkversorgung immer ein Blick auf die aktuelle Ration. Dabei wird die tatsächliche Zinkzufuhr ermittelt und zudem geprüft, ob auch gut verdauliche Zinkquellen wie Zinksulfate und -Chelate die Zinkversorgung sichern. Sehr niedrige Gehalte können ein Ausdruck für das Vorliegen entzündlicher Reaktionen im Organismus sein, als Entzündungsmarker ist allerdings der SAA-Wert besser geeignet.

Selen

Vorkommen und Wirkung

Selen ist das Spurenelement mit der geringsten „therapeutischen Breite“, d. h. es ist zwar unerlässlich, Selen bedarfsdeckend zu füttern, man kann es aber auch schnell überdosieren. Der häufigere Fall sollte jedoch der Selenmangel sein, ist Deutschland doch Selenmangelgebiet (besonders Süddeutschland) und das Grundfutter in den meisten Regionen zu selenarm, um die Pferde ausreichend mit Selen zu versorgen. Besonders niedrig sind die Selen-Gehalte in Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Baden-Württemberg. Aber auch in Österreich, Norditalien und Luxemburg kann von geringen Selen-Gehalten im Grundfutter ausgegangen werden. In sauren Böden kommt es zur Eisenkomplexbildung, wodurch Selen wasserunlöslich wird und nicht mehr in die Pflanze aufgenommen werden kann. Als selenreiche Gebiete gelten die USA, Niederlande, Dänemark. Grob lässt sich sagen, je näher am Meer gelegen, desto höher der Selen-Gehalt im Boden (denn das Meer speichert Selen, der Regen bringt es dann aufs Land). Selen ist grundsätzlich in allen natürlichen Futtermitteln des Pferdes enthalten, die Gehalte sind aber zumeist sehr niedrig und schwanken zudem sehr stark. Durch viele auf dem Markt verfügbare Fertigfuttermittel, denen Selen zugesetzt ist, kann die Versorgung sichergestellt werden, eine Überversorgung durch „wildes Kombinieren“ nach dem Prinzip „viel hilft viel“, birgt aber auch das Risiko einer chronischen Überversorgung.

Die Aufgaben des Selens im Organismus sind bis heute noch längst nicht allumfassend erforscht. Bekannt sind jedoch zahlreiche Stoffwechselvorgänge, an denen Selen mitwirkt. Nachgewiesen sind seine antioxidative Funktion (Schutz vor freien Radikalen), eine positive Wirkung auf die Spermienbildung, wichtige Funktionen im Schilddrüsenstoffwechsel und der Immunantwort. Sehr wahrscheinlich sind über 30 biologisch wichtige Selenoproteine (selenhaltige Proteinverbindungen) für den Stoffwechsel nötig, möglicherweise sind es mehr. Eines der wichtigsten Selenoproteine ist die Glutathionperoxidase, ein wichtiges Antioxidans auch in der Muskulatur.

Selen wird in Ergänzungsfuttern als organische (z. B. Selenomethionin, Selenhefe) und anorganische Verbindung (Natriumselenit, -selenat) verwendet. Die organischen Verbindungen werden schnell aufgenommen. Durch die Bindung an organische Moleküle wird Selen aber zum Teil unspezifisch in körpereigene Strukturen mit eingebunden. Anorganisches Selen wird etwas langsamer aufgenommen, dafür aber gezielter verbaut. Um die Versorgung sicherzustellen, scheint eine Kombination verschiedener Verbindungen sinnvoll zu sein.

Selenüberversorgung

Überversorgungen mit Selen kommen meist dann vor, wenn die Besitzerinnen und Besitzer es besonders gut mit ihren Pferden meinen oder unwissentlich verschiedene selenhaltige Futter (z. B. mineralisiertes Müsli und Mineralfutter) kombinieren. Aber gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut gemacht. Die Kombination mehrerer Ergänzungen mit Selen, für die Muskulatur, für dies, für das, dann noch ein Mineralfutter und das Lieblingsmüsli, welches auch mineralisiert ist – Sie merken, in welche Richtung das geht: „Viel hilft viel“. Nur leider ist bei Selen genau das Gegenteil der Fall. Bekommt ein Sportpferd über mehrere Wochen 25 mg Selen pro Tag statt der benötigten 1,8 – 2,5 mg pro Tag, also um den Faktor 10 mehr als benötigt wird, sprechen wir von einer chronischen Selenüberversorgung. Die Folge sind ringförmige Einschnürungen an den Hufen (beachte aber, dass nicht jede Ringbildung am Huf auf Selenüberdosierungen zurückzuführen ist), Anschwellungen des Kronrandes mit eventuellen Blutungen in diesem Bereich, bröckelige Hufe, gehäuftes Auftreten von Hufgeschwüren, Verlust von Mähnen- und Schweifhaaren, aber auch unspezifische Lahmheiten, Apathie und Appetitmangel können auftreten. Die Symptome an den Hufen und dem Deck- und Langhaar treten auf, weil Selen als Gegenspieler des Schwefels im Körper fungiert. Wird Schwefel im Huf oder Haar durch Selen verdrängt, können wichtige, feste Disulfidbrückenbindungen nicht gebaut werden. Die Folge sind weiches, bröckeliges Hufhorn und Haarschäden. Daher sollten Sie bei Hufprodukten darauf achten, dass kein Selen enthalten ist. Selen hat im Körper eine Halbwertszeit von ca. 2 Wochen. Steigt der Selenblutspiegel deutlich über die Referenz des Labors, sollte Selen für mindestens 2 Wochen komplett aus der Ration genommen werden und im Blut nachkontrolliert werden.

Akute Selenvergiftungen sind nur bei Fehlmischungen von Futtermitteln denkbar, und dafür muss schon viel schief gehen. Oder aber bei überhöhten Selen-Gaben direkt in die Vene (Faktor 100 zu hoch). Dann kommt es zu Erosion der Maul-Schleimhaut, des Magen-Darm-Traktes und der Lunge (es entsteht Selenwasserstoff, der macht knoblauchartigen Ausatemgeruch). Schließlich erleiden die Tiere ein toxisches Lungenödem. Auch Schockzustände, Schwitzen und Kolik sind dann möglich.

Selenmangel

Ein Selenmangel und damit ein Mangel an Antioxidantien (im ungünstigsten Falle gemeinsam mit einem Vitamin-E-Mangel auftretend) wird in Verbindung gebracht mit kreuzverschlagähnlichen Symptomen, Immunschwäche, Zellschäden im Bereich der Skelett- und auch der Herzmuskulatur sowie Muskelschmerzen, steifem Gang und ebenfalls unspezifischen Lahmheiten. Im Zuchtbetrieb sollten Fruchtbarkeitsstörungen von Hengst (schlechte Spermaqualität und Konservierungsfähigkeit) und Stute, früher Embryonaltod, Spätaborte (Fehlgeburt im letzten Trächtigkeitsdrittel), Totgeburten und plötzlicher Fohlentod Grund zur Überprüfung des Selenstatus (bei mehreren Stuten, um exakteren Überblick zu haben) sein. Ebenso gehäuftes Auftreten von Muskelerkrankungen (Weißmuskelkrankheit – Saugunlust und Schwäche nach der Geburt) der Fohlen. Will man einen Selenmangel „bekämpfen“, machen den Bedarf 2 – 3-fach überschreitende Zulagen jedoch keinen Sinn. Warum nicht? Das Selen wird bei der Neubildung der roten Blutkörperchen (Erythropoese der Erythrozyten) in das funktionelle Enzym, die Glutathion-Peroxidase (GPx) der Erythrozyten, mit eingebaut. Dieser Vorgang ist fix im Körper und läuft nicht schneller ab, nur weil man mehr Selen gibt. Fünf bis sechs Wochen muss man dem Körper dafür schon Zeit geben. Daher sind überhöhte Zulagen bei Mangel nicht sinnvoll, da dieser sog. Erythrozytenturnover stabil abläuft und die GPx-Absättigung nicht zu beschleunigen geht. Hohe Gaben verändern lediglich den kurzfristigen Blutspiegel. Bei sehr niedrigen Werten sollte der gesamte Selenbedarf über ein Mineralfutter gesichert sein, da dann sehr wahrscheinlich kein Selen-Beitrag aus dem Grundfutter zu kommen scheint.

Selen im Blutbild

Pferde, die unter gleichen Bedingungen gefüttert und gehalten werden, zeigen trotzdem häufig eine hohe individuelle Variation der Selenplasma-Konzentrationen. Der neue Referenzwert für gesunde Pferde in Deutschland wird angegeben mit 70 – 170 μg/l im Serum/Plasma. Für Isländer und Fohlen liegt er etwas niedriger mit 50 – 90 μg/l. Beim gesunden Pferd sollten aber auch Blutspiegel von 60 – 250 μg/l noch keinen Grund zur Sorge geben, aber eine Ursachenforschung ergibt dann Sinn. Selenwerte >300 μg/l sind dagegen definitiv kritisch zu sehen. Selen hat im Körper eine Halbwertszeit von ca. 2 Wochen. Steigt der Selenblutspiegel deutlich über die Referenz des Labors, sollte Selen für mindestens 2 Wochen komplett aus der Ration genommen werden und im Blut nachkontrolliert werden. Ist der Blutspiegel unterhalb des neuen Referenzbereiches, sollte die Kontrolle der längerfristigen Versorgung mit Selen erfolgen. Dazu kann das funktionelle Enzym, die Glutathion-Peroxidase, im Vollblut bestimmt werden. Sie lässt eine Aussage zu, ob das Enzym ausreichend mit Selen „versorgt“ ist, d. h. ob die Selenversorgung Ihres Pferdes in den letzten 4 – 6 Wochen ausreichend war. Das Selen wird nämlich bei der Neubildung der roten Blutkörperchen (Erythropoese der Erythrozyten) in das funktionelle Enzym, die Glutathion-Peroxidase (GPx) der Erythrozyten, mit eingebaut. Dieser Vorgang ist fix im Körper und läuft nicht schneller ab, nur weil man mehr Selen gibt. Hohe Gaben verändern lediglich den kurzfristigen Blutspiegel. Die Beibehaltung einer bedarfsdeckenden Selensupplementierung über ein Mineralfutter ist bei Werten am unteren Rand der Referenzbereiche zu empfehlen. Bei sehr niedrigen Werten sollte der gesamte Selenbedarf über ein Mineralfutter gesichert sein, da dann sehr wahrscheinlich kein Selen-Beitrag aus dem Grundfutter zu kommen scheint.

Mangan

Vorkommen und Wirkung

Die Versorgung unserer Pferde mit Mangan ist über praxisübliche Rationen in der Regel gesichert. Der Mangan-Gehalt im Grundfutter sollte >50 mg/kg Trockenmasse (TM) liegen. Nur selten kommen im Grünfutter und Heu Werte unter 30 mg/kg TM vor. Dann ist eine Absicherung der Manganversorgung über ein Mineralfutter sinnvoll. Höhere Gehalte als 40 mg/kg TM sind dann nötig, wenn hohe Eisengehalte im Futter bekannt sind. Luzerneheu ist im Vergleich zu anderen Heusorten manganarm. Nur auf stark aufgekalkten Böden (oder Kalkverwitterungsböden) mit hohem pH werden auch mal niedrige Manganwerte im Heu gemessen. Getreide sind eher manganarm, Stroh dagegen reich an Mangan.

Da Mangan als Cofaktor in zahlreichen Enzymsystemen (Mineral- und Fettstoffwechsel, Fruchtbarkeit) gebraucht wird, sollten Pferde ausreichend manganreiches Grundfutter bekommen. Seine Bedeutung liegt in der Beteiligung an Stoffwechselvorgängen des Immunsystems und dem oxidativen System des Körpers. Mangan findet sich in hohen Konzentrationen in Nervenzellen.

Manganüberversorgung

Von unreflektiert hohen Gaben von Mangan ist abzuraten. Mangan reduziert die Eisenabsorption im Darm. Ist dann nicht ausreichend Eisen im Körper vorhanden, kann eine Blutarmut (Anämie) nicht ausgeschlossen werden. Eine hohe Mangangabe an gesunde Pferde hat keinen nachweislichen Vorteil.

Manganmangel

Akute Mangelzustände sind experimentell nicht auslösbar und wurden bisher nicht beschrieben. Die Manganversorgung kann allerdings beim Fohlen unzureichend sein, da die Milch der Stute manganarm ist und Saugfohlen noch nicht ausreichend Raufutter wie Gras oder Heu aufnehmen können. Eine Anreicherung der Stutenmilch durch hohe Mangan-Gaben ist nicht möglich.

Mangan im Blutbild

Mangan im Blut beurteilen zu wollen, wird immer häufiger im Zusammenhang mit Muskelerkrankungen versucht. Doch Mangan im Blut gesunder, erwachsener Pferde wird weder von der Höhe der Mangan-Zufuhr, noch von der eingesetzten Mangan-Quelle beeinflusst. Auch eine Interpretation niedrigerer Mangan-Blutwerte als „erhöhten Verbrauch“ durch eine Erkrankung ist rein spekulativ, da Mangan locker an Proteine im Blut gebunden vorliegt und daher schnell der Entsorgung über Leber und Galle zugeführt werden kann. Der Großteil des Mangans liegt im Blut intrazellulär, d. h. in den roten Blutkörperchen. Daher sind Gehalte im Vollblut 10-fach höher als im Serum. Daher bitte beachten: Eine Beurteilung der Versorgungslage über das Blut bedarf der Kenntnis, ob Vollblut oder Serum zur Bestimmung herangezogen wurde.

Jod

Vorkommen und Wirkung

Jod kommt in vielen pflanzlichen Futtermitteln vor. An der Küste enthält Gras und Heu ausreichend Jod, da Regen, der vom Meer kommend über das Land zieht, den Jodspeicher des Meeres auch auf den Landflächen verteilt. In Ost- und Süddeutschland, dort besonders in Mittelgebirgs- und Alpengebieten, ist Jod eher knapp. Sind im Boden oder im Wasser hohe Nitrat-Gehalte messbar, oder blüht >15 % Weißklee auf den Wiesen, bzw. wachsen viele andere Kreuzblütlergewächse auf Wiese und Weide, wird bei deren vermehrter Aufnahme die Bildung der jodhaltigen Schilddrüsenhormone gehemmt. Dann sind höhere Jod-Gaben vom 2- bis maximal 3-fachen des Bedarfs zum Ausgleich erforderlich, was mittels Mineralfuttermittel jedoch leicht auszugleichen ist.

Die wichtigste Aufgabe des Jods ist die Bildung von Schilddrüsenhormonen, was seine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel unterstreicht. Auch das Wachstum des Fohlens im Mutterleib funktioniert nicht ohne Jod. Eine Fehlversorgung der Mutterstute hat unmittelbare Auswirkungen auf die Fohlengesundheit und kann zur Kropfbildung beim Fohlen führen.

Jodüberversorgung

Jod-Gaben von >20 mg/Tag an tragende Stuten sollten vermieden werden. Dann kann es zur Kropfbildung (Schilddrüsenvergrößerung) und Skelettveränderungen beim Fohlen kommen, weil die Jod-Aufnahme in die fetale Schilddrüse gehemmt wird. Vorsicht ist geboten beim Einsatz von Algenprodukten beim Pferd. Algen können Jod-Gehalte von weit über 1000 mg/kg Trockenmasse aufweisen. Da es sich dabei um den natürlich Jod-Gehalt der Alge handelt und nur zugesetztes Jod auf dem Etikett deklariert werden muss, sehen Sie es dem Produkt nicht an. Wir verwenden daher nur auf Jod kontrollierte Algen.

Jodmangel

Wie bereits bei einer Jod-Überversorgung von tragenden Stuten erwähnt, kann auch ein Jod-Mangel in der Trächtigkeit zur Kropfbildung (Schilddrüsenvergrößerung) beim Fohlen führen.

Darüber hinaus kann ein Jod-Mangel bei tragenden Stuten Aborte (Fehlgeburt), eine verzögerte Reifung, eine längere Tragezeit sowie Nerven- und Skelettbildungsprobleme beim Fohlen auslösen. Die Fohlen kommen dann lebensschwach zur Welt, mit Kropf und Skelettverkrümmungen. Ist die Stute nicht ausreichend mit Jod versorgt, ist auch die Milch jodarm. Die Situation des Fohlens kann dann auch trotz ausreichender Milchaufnahme kaum verbessert werden, so dass dann eine Jodzulage oder rasche Festfutteraufnahme mit höherem Jod-Gehalt sinnvoll sind. Auch beim ausgewachsenen Pferd führt ein Jod-Mangel zur Kropfbildung. Infolgedessen kommt es zu Appetitlosigkeit, Schwäche und Haarausfall.

Jod im Blutbild

Um Jod-Gehalte im Serum oder Plasma richtig einschätzen zu können, sollte Jod im Zusammenhang mit den Gehalten im Harn interpretiert werden, da die Jod-Aufnahme mit dem Futter am ehesten über die mit dem Harn ausgeschiedenen Mengen nachvollzogen werden kann. Deshalb ist zur Beurteilung der Jod-Versorgung die Rationsüberprüfung derzeit das Mittel der Wahl.

Eisen

Vorkommen und Wirkung

Pflanzliche Grundfuttermittel für Pferde sind allgemein eisenreich, so dass praxisübliche Rationen den Eisenbedarf i. d. R. gut abdecken. Der Eisengehalt im Raufutter für Pferde sollte zwischen 80 – 250 mg Fe/kg Trockenmasse liegen. Aufgrund der durchschnittlichen Eisengehalte der Heuernte 2021 kann bei der Zufuhr von 0,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht pro Tag von einer adäquaten Eisenaufnahme ausgegangen werden. Eine Supplementierung wird daher nicht explizit empfohlen. Die Heuernte 2021 zeigte im Minimum auch niedrige Werte, kritisch waren jedoch eher die Werte im Maximalbereich, die im lebertoxischen Bereich lagen und nicht über einen längeren Zeitraum gefüttert werden sollten. Haupteintragsquelle von Eisen ins Heu ist ein zu tiefer Schnitt bei der Ernte, der zur Verunreinigung mit Erde führt. Dabei werden zudem nicht nur Eisen, sondern auch im Boden vorhandene Schwermetalle wie Arsen oder Blei, aber auch Keime wie Clostridien ins Heu eingetragen. Ein Heu mit sichtbaren Erdbeimengungen ist daher als nicht unkritisch anzusehen.

Die Eisenaufnahme im Körper wird über das Hormon Hepcidin gesteuert. Bekommt das Pferd zu viel Eisen, regelt es die Eisenaufnahme aus dem Darm herunter und erhöht die Einlagerung von Eisen in Makrophagen und Organen wie Leber und Milz. Es gibt keinen Mechanismus für die aktive Ausscheidung von überschüssigem Eisen, so dass überschüssiges Eisen im Körper gespeichert wird. Die am stärksten von einer Eisenüberladung betroffenen Organe sind Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse. Besonders Fohlen reagieren empfindlich auf zu hohe oder zu niedrige Eisengaben.

Die primäre biologische Funktion von Eisen ist der Einbau in den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin), damit dieser in der Lunge aufgenommene Sauerstoff über das Blut zur Sauerstoffversorgung der Gewebe in den Körper transportiert werden kann. Eisen ist auch ein Cofaktor in mehreren Enzymen. Die Eisenaufnahme findet hauptsächlich im Dünndarm statt. Nachdem Eisen von den Darmzellen aufgenommen wurde, wird das Eisen an Transferrin gebunden. Transferrin verteilt Eisen im ganzen Körper. Eisen, das über den Bedarf hinausgeht, wird intrazellulär in Leberzellen (Hepatozyten) und Makrophagen gespeichert (als im Gewebe nachweisbares Ferritin und Hämosiderin).

Eisenüberversorgung

Eine bedarfsüberschreitende Eisenzufuhr kann langfristig zu einer Eisenintoxikation unter Eisenspeicherung in der Leber führen (Theelen et al., 2019). Daher sollte der Eisengehalt im Futter von Pferden eine tägliche Menge von 1000 mg/kg Trockenmasse (TM) nicht überschreiten. Die Heuernte 2021 zeigte Heuqualitäten mit >6.000 mg/kg TM, welche für Pferde dann nicht mehr geeignet sind. Es gibt keinen Mechanismus für die aktive Ausscheidung von überschüssigem Eisen, so dass überschüssiges Eisen im Körper (Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse) gespeichert wird.

Eisen kann als Prooxidans wirken (Förderung der Sauerstoffradikalentstehung), wodurch Zellen geschädigt werden und Organschäden entstehen können. Dieser oxidative Stress ist der zugrunde liegende Mechanismus, durch den eine Eisenüberladung zu Leberschäden und möglicherweise zu Schäden an anderen Organen führt. Die Pferde magern ab, zeigen Anzeichen eines Leberschadens (matt, gelbe Schleimhäute, erhöhte Leberenzymaktivitäten). Die Eisenüberladung erhöht auch die Anfälligkeit für Infektionen, da Bakterien für ihr Wachstum eine konstante Eisenversorgung benötigen. „Die Dosis macht das Gift“ gilt also auch für Eisen – die orale Gabe von Eisenpräparaten sollte wohl überlegt sein. Pferde ohne diagnostizierten Eisenmangel sollten kein Eisen supplementiert bekommen.

Eisenmangel

Ein Eisenmangel beim Pferd liegt in der Regel nicht an einem zu geringen Eisengehalt der Fütterung, sondern an einem Eisenverlust, in der Regel durch Blutverlust (z. B. massiver Parasitenbefall, Geschwüre im Magen-Darm-Trakt). Die Blutung abzustellen ist daher die wichtigste Therapie eines Eisenmangels. Zusätzlich sollte der Verlust über eine zeitnahe, hohe Heuaufnahme wieder ausgeglichen werden. In besonderen Einzelfällen kann auch die orale Gabe beim erwachsenen, kranken Pferd angezeigt sein.

Hochtragende Stuten haben einen hohen Eisenbedarf, da im letzten Trächtigkeitsmonat bis zu 110 mg Eisen (bei 600 kg Lebendmasse der Stute) pro Tag in die Frucht abgegeben werden. Praxisübliche Rationen decken den Bedarf dennoch in der Regel gut ab. Fohlen sind auf die Eiseneinlagerung in die fetale Leber im letzten Trächtigkeitsdrittel angewiesen, d. h. die Mutterstute muss ausreichend mit Eisen versorgt werden, am besten über ausreichend Heu. Die orale Eisen-Gabe bei neugeborenen Fohlen kann nicht empfohlen werden, da in diesem Alter noch keine ausreichende Eisen-Bindungskapazität im Serum besteht. Bei 1 – 2 Wochen alten Fohlen ist eine orale Gabe möglich (5 – 6 mg Eisen-Zitrat oder Eisen-Fumarat pro kg Körpergewicht), da Injektionen in die Muskulatur häufig schlecht vertragen werden.

Eisen im Blutbild

Zwar führt ein Blutverlust zum Abfall von Hämatokrit (Anteil Zellen im Blut) und Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) im Blut, dies ist aber nicht gleichzusetzen mit einem entstehenden Eisenmangel. War die Eisenzufuhr bis dahin über die Fütterung ausreichend hoch, füllt der körpereigene Speicher die entstandene Lücke wieder auf. Ob Eisen im Körper ausreichend vorhanden ist, kann über die Transferritinsättigung ermittelt werden. Serum-Ferritin ist das Speicherprotein für Eisen im Körper, welches Eisen für den Weitertransport im Körper bindet. Beim gesunden, erwachsenen Pferd besteht ein Zusammenhang zwischen der Serum-Ferritinmenge und dem Eisengehalt im Körper. Die reine Eisenkonzentration im Blut hingegen lässt keine Aussage zur Eisenversorgung zu, sie schwankt Fütterungs- und Tageszeit-abhängig. Mit Hilfe der Messung von Eisen und Transferritin im Blut (Protein zur Aufnahme von Eisen in die Zelle), kann die Transferritinsättigung bestimmt werden. Liegt sie > 80 % kann von einer Eisenüberladung des Körpers gesprochen werden. Die Transferritinsättigung sollte normal zwischen 21 – 48 % liegen.

Organisch oder anorganisch

Organisch oder anorganisch bezeichnet die Bindungsform von Mineralien. Beide Formen kommen in der Natur vor und können grundsätzlich vom Körper aufgenommen und verstoffwechselt werden, Wildpferde nehmen allerdings mehr anorganische Verbindungen zu sich. Bei organisch gebundenen Mineralien nimmt der Körper eigentlich die gebundene Aminosäure auf. Das gebundene Mineral wird quasi aus Versehen „huckepack“ mit aufgenommen. Das hat zwar zur Folge, dass organisch gebundene Mineralien auf den ersten Blick besser aufgenommen werden, aber die Regelmechanismen des Körpers über die Aufnahme an Mineralien außer Kraft gesetzt sind. Hinzu kommt, dass auch der Einbau in Enzyme, Muskeln und andere Systeme im Körper nicht immer gezielt stattfindet. Für einige Mineralien (z. B. Zink) hat sich inzwischen gezeigt, dass die organische Form Vorteile hat, das lässt sich aber nicht auf alle Mineralien einfach übertragen. Bei Selen z. B. hat sich inzwischen herausgestellt, dass die organische Verbindung schneller zu Problemen mit Überversorgung führt als die anorganische. Zu den meisten anderen Mineralien fehlen noch entsprechende Daten.

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Literaturverzeichnis

Nutrient Requirements of Horses, Sixth Revised Edition (2007),

nap.nationalacademies.org/catalog/11653/nutrient-requirements-of-horses-sixth-revised-edition

Pferdefütterung. Coenen MVervuert I, Hrsg. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. doi:10.1055/b-006-161670

Smith, J. D., Jordan, R. M., & Nelson, M. L. (1975). Tolerance of ponies to high levels of dietary copper. Journal of Animal Science, 41(6), 1645-1649.

Meyer, H., & Coenen, M. (2002). Pferdefütterung (No. 2). Georg Thieme Verlag.

Vervuert, I., & Stoebe, S. (2013). Selen beim Pferd im Spannungsbogen zwischen marginaler und toxischer Versorgung. Pferdespiegel, 16(01), 27-33.

Theelen, M. J. P., Beukers, M., Grinwis, G. C. M., & Sloet van Oldruitenborgh-Oosterbaan, M. M. (2019). Chronic iron overload causing haemochromatosis and hepatopathy in 21 horses and one donkey. Equine veterinary journal, 51(3), 304-309.