Hafer für Pferde: Qualität und Beurteilung

Hafer wird als für den Verdauungstrakt der Pferde verträglichstes Getreide häufig eingesetzt und ist in Europa seit Jahrhunderten das traditionelle Kraftfutter für Pferde in Arbeit. Bei gesunden Zähnen unterscheidet sich die Verdaulichkeit von gequetschtem zu ungequetschtem Hafer nicht wesentlich. Ungequetschter Hafer hat allerdings den Vorteil, dass Pferde besser kauen müssen.

Doch wie bei allen Naturprodukten gibt es auch beim Hafer Schwankungen hinsichtlich der Qualität und auch des Energie- und Nährstoffgehalts. Anhand von Aussehen, Geruch, Geschmack und Litergewicht lassen sich Qualität und auch Energiegehalt von Hafer recht gut abschätzen.

Aussehen

Die Spelzen des Hafers sind je nach Sorte weiß, gelb oder schwarz. Die Farbe ist für den Nährwert kaum von Bedeutung, doch sollte die betreffende Farbe klar erkennbar sein und die Oberfläche des Kornes glänzend. Schneidet man ein Korn durch, sollte der Querschnitt immer weiß sein (mehlförmiger Stärkekörper). Weist Hafer graue/graubraune Farbveränderungen auf (sehr gut sichtbar bei hellen Sorten), ist das ein deutlicher Hinweis auf schlechte Ernte- und/oder Lagerungsbedingungen und den Befall mit Schimmel. Auch ein nicht hellweißer Kornquerschnitt kann darauf hinweisen. Grüne Körner sind zu früh geerntet und nicht voll ausgereift.

Verunreinigungen

Liegt ein höherer Anteil als ca. 2 % an Verunreinigungen wie Erde, Grannen, Staub, Steinchen, Glas, Milben, Käfer oder Mäusekot vor, ist die Qualität des Hafers aufgrund mangelhafter Reinigung oder falscher und zu langer Lagerung schlecht. Sind Kornkäfer oder anderes kleines Getier im Hafer sichtbar, kann man von Fraßschäden am Hafer ausgehen, d. h. der wertvolle Inhalt der Haferkörner (Stärkekörper) ist entweder bereits aufgefressen, oder die Fraßschäden haben zumindest schon zur Eröffnung des Stärkekörpers geführt, wodurch der Hafer schneller verdirbt. Zudem verteilen solche Schädlinge, aber auch Milben, Keime wie Pilzsporen im gesamten Hafer, da sie z. B. die am Körper haftenden Schimmelsporen mit sich tragen. Daher sollten Haferkisten regelmäßig ausgefegt werden. Auch die Bildung von spinnwebenartigen Gespinsten oder Haferklumpenbildung sind hinweisend für einen Milbenbefall und nicht dafür, dass sich eine Spinne in die Futterkammer verirrt hat. Auch sollte man auf Fremdsamen (z. B. von giftigen Kräutern) oder das hochgiftige Mutterkorn (Pilzbefall des Getreides auf dem Feld besonders bei Trockenheit) achten.

Kornkäfer

Kornkäfer im Hafer

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Milben

Milben im Getreide (Gerste)

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Geruch

Guter Hafer riecht wie frisch geöffnete Haferflocken. Hafer, der ranzig, sauer, muffig oder auch einfach flach riecht, sollte nicht verfüttert werden.

Geschmack

Hafer schmeckt beim Zerkauen zunächst mehlig-nussartig, später süßlich. Schmeckt ein Hafer bitter, deutet das auf Pilzbefall bzw. eine zu frühe Ernte (s. o.) hin.

Litergewicht

Um das Litergewicht zu bestimmen, wiegt man einen Liter Hafer aus.

Die Litergewichte von Quetschhafer liegen jeweils ca. 30 % tiefer.

Litergewicht ganzer Hafer:

  • Litergewicht > 550 g: große, vollrunde Körner, höchste Nährstoffgehalte
  • Litergewicht > 500 – 550 g: kleine, schmale Körner mittlere Sorten, weniger wertvoll
  • Litergewicht < 500 g: viele kleine Körner, schlechter Hafer

Glas-Wasser-Test

Um schnell die hygienische Beschaffenheit des Hafers beurteilen zu können, kann – nach der oben beschriebenen Sinnenprüfung – auch der Wasser-Glas-Test durchgeführt werden. Hierfür wird in ein Glas etwas Hafer gegeben und dieses mit Leitungswasser aufgefüllt. In der Aufteilung der oben schwimmenden und der am Grund liegenden Körner macht sich das Litergewicht bemerkbar. Die schweren (stärkereichen) Körner sinken nach unten ab. Anhand der Trübung ist sehr schnell und – im Falle unzureichend gereinigten Hafers – auch sehr eindrucksvoll der Reinigungsgrad und somit auch die hygienische Beschaffenheit zu beurteilen.

Lässt man das Ganze für ca. 20 Min. stehen und es färben sich etliche Körner rot, ist Vorsicht geboten. Hier besteht Verdacht auf vermehrten Pilzbefall. Auch dunkle Verfärbungen, die speziell auf Schimmelpilzbefall hindeuten, werden nun deutlich sichtbar. Treten vermehrt solche Verfärbungen auf, sollten Futterproben in einem Futtermittellabor auf die Pilzbelastung untersucht werden.