Toxinbindung zur Weidezeit bei Pferden
Fallbeispiel: Toxinbindung
„Liebes iWest Team,
mein Pferd hat seit letztem Jahr deutliche Probleme mit dem Verdauungstrakt/ Stoffwechsel während der Weidesaison. Folgende Symptome zeigt das Pferd aktuell: Blähungen, Schreckhaftigkeit/Nervosität, vermehrter Speichelfluss und Berührungsempfindlichkeit Richtung Flanke und Neigung zu Schleimhautentzündungen. Tierärztlich ist bereits alles abgeklärt, jedoch können diese mir nicht sagen, was mein Pferd hat und dementsprechend nicht helfen..
Meine anschließenden Recherchen brachten mich darauf, dass Toxine und andere Gifte (Endophyten) ähnliche Symptome auslösen können. Aufgrund der Beschaffenheit der Weiden (eher Milchviehweiden) und das Anweiden auf abgefressenen Koppeln kann eine solche Belastung durchaus aktuell für mein Pferd bestehen. (…)
Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung von Ihnen freuen, in der Hoffnung, dass sie meinem Pferd hilft.
Mit freundlichen Grüßen
J. V.“
Toxingefahren in der Umwelt
Pferde (aber auch deren Besitzerinnen und Besitzer) können es im Frühjahr kaum erwarten, dass sie endlich wieder auf’s Gras dürfen. Manchmal siegt die Verlockung, manchmal die Vernunft. So haben wir im Mai hinsichtlich des Weidegangs oftmals mit einem der beiden nachfolgend skizzierten Szenarien zu rechnen:
- Entweder die Pferde sind kurze Zeit, nachdem das erste Grün sprießt, bereits angeweidet worden und seit Ende März/ Anfang April auf der Koppel.
- Oder man hält sich an die allgemeine Regel, dass das Weidegras 15-20 cm („Bierflaschengröße“) Aufwuchshöhe haben sollte und wartet, aufgrund eines mittlerweile oft trockenen Frühjahrs, bis mindestens Mai.
Den Freuden der frühen Grasaufnahme (frühes Anweiden in März/April) folgt schnell die Ernüchterung. Oft sind die Koppeln dann im Mai so abgefressen, dass sie nicht mehr viel Gras bieten. Eine Frühjahrstrockenheit kann zudem den Aufwuchs bremsen und durch einen möglichen starken und tiefen Verbiss der Pferde können sich die Pflanzen unzureichend regenerieren.
Das „stresst“ die Pflanze, so dass es zu einer verstärkten Fruktanbildung und -speicherung im Gras kommen kann (mehr zum Thema Fruktan erfahren Sie hier), ebenso zu einer vermehrten Endophytenbesiedelung der Pflanze.
Endophyten sind Pilze, mit denen manche Graspflanzen in Symbiose, also zum gegenseitigen Vorteil, leben: Das Gras bietet dem Pilz Lebensraum und Nährstoffe, während der Pilz im Gegenzug die Widerstandsfähigkeit (z. B. gegen Trockenheit, Verbiss durch Fraßfeinde, o. ä.) erhöht.
Endophytisch bedeutet, dass sich diese Pilze innerhalb der Pflanze befinden und damit nicht sichtbar sind. Droht der Pflanze Gefahr, werden von dem Pilz vermehrt Giftstoffe produziert, die für Weidetiere giftig sein können.
Einige Gräser, wie das Deutsche Weidelgras, der Wiesen- und Rotschwingel, sind teilweise mit endophytischen Pilzen besiedelt. Diese Endophyten können allerdings Mykotoxine (Gifte von Pilzen), wie Alkaloide, bilden.
Endophyten-Spezies, die in Deutschem Weidelgras gefunden wurden, können das Gift Lolitrem B produzieren. Dieses Neurotoxin verursacht beispielsweise einen Tremor (unwillkürliches Muskelzittern), Steifigkeit, Apathie und ist aus Übersee als „ryegrass staggers“ (Weidelgrastaumelkrankheit) bekannt. Hingegen konnten Vikuk et al. (2019) nachweisen, dass das Gift Ergovalinin in heimischen Weidelgrasbeständen nicht produziert wird, da hier das Startgen für dessen Herstellung fehlt.
Mit einer weiteren Ausbreitung der endophytischen Pilze und einer erhöhten Produktion von Pilzmetaboliten steigt zunehmend das Risiko einer Vergiftung für Weidetiere, insbesondere, wenn wenig Selektionsmöglichkeit besteht. Das Deutsche Weidelgras ist ein wichtiges Nutzgras, nur kann es eben problematisch sein, wenn es als Monokultur bzw. mit (zu) hohem Anteil an der Gesamtfläche den Tieren zugänglich ist.
Zusätzlich kann Verbiss zu Lücken in der Grasnarbe führen, wo sich Bodendecker oder tiefwurzelnde Pflanzen (z. B. Jakobskreuzkraut) ansiedeln. Aufgrund der sich in Summe ergebende, stark reduzierten Möglichkeit zur Futterauswahl werden so möglicherweise mit Endophyten belastete und/oder auch potentiell giftige Pflanzen gefressen.
Aber auch auf dem Paddock können Gefahren lauern: Bei unzureichendem Heuangebot oder der Verlockung durch erste grüne Pflanzen, die am Rande des Paddocks erreichbar sind, werden möglicherweise auch z. B. Bodendeckerpflanzen wie der Gundermann (giftig!) gefressen und/oder erste Grashalme „erhascht“, wobei oft zusätzlich Sand aufgenommen wird.
Darüber hinaus können Giftpflanzen in der Umgebung von Pferden sein, so dass diese entsprechend vor diesen zu schützen sind. Mehr Informationen zum Thema Giftpflanzen bei Pferden finden Sie hier.
Die Auswirkung von Toxinen der Endophyten oder von Giftpflanzen sind sehr vielfältig, können aber auch spezifisch nur den Gastrointestinaltrakt betreffen. Aufgrund ihrer zudem potenziell schädigenden Auswirkungen auf den Gesamtorganismus (z. B. neuromuskulär) sollten die Aufnahme möglichst vermieden werden.
Junges Weidegras hat im Vergleich zum Heu andere Anteile verdaulicher Rohfaser, ist wesentlich strukturärmer und zucker- und eiweißreich. Dies alles bedeutet eine gewaltige Futterumstellung und hat entsprechend Auswirkungen auf die Darmbakterien sowohl durch das veränderte Nährsubstrat wie auch ein verändertes Milieu: vermehrte Ammoniakbildung durch sehr viel Eiweißeintrag wirkt sich auf den pH-Wert im Darm und damit auch auf die Lebensbedingungen der Mikroben aus!
Toxingefahren in Futtermitteln
Eine vermehrte Schimmelpilz-Belastung kann auch im Heu/Stroh vorhanden sein. Hier gilt es zu unterscheiden zwischen Feld- und Lagerpilzen.
Feldpilze treten bereits vor der Ernte auf, sie befallen also bereits das Gras. Pilze der Gattungen Fusarien und Alternaria beispielsweise sind nicht nur eine auf Getreide, sondern auch auf Gräsern anzutreffende Feldpilzarten, die gebildeten Mykotoxine sind Trichothecene, Zearalenon, Deoxynivalenol .
Dass zu hohe Restfeuchtigkeit bei der Ernte später im Heuballen zu Problemen führt, bzw. eine ungeeignete Lagerung von Heu oder Stroh Schimmelbildung nach sich zieht, ist die bekannte Auswirkung von Befall mit Lagerpilzen. Aspergillus, Penicillium mit ihren Giften Ochratoxine. Aflatoxine sind typische Vertreter dieser Lagerpilze.
Das Heu ideal trocken einzufahren ist nicht immer möglich, insb. wenn dunkle Wolken erahnen lassen, dass der Trocknungsprozess in Bälde zu einem Bewässerungsprozess mutieren könnte. Dass Stroh für Pferde im Idealfall nicht sofort nach dem Dreschen gleich gepresst, sondern noch mindestens einen Tag nachgetrocknet werden sollte, ist zwar sattsam bekannt, kann aber nicht immer durchgeführt werden.
Risiken von Toxinen minimieren
Zunächst geht es darum, die möglichen Toxinbelastungen für Pferde so gering wie möglich zu halten. Das heißt mit Blick auf die Umgebung von Pferden (Paddock, Reitplatz, Koppeln) auf Giftpflanzen zu prüfen und die Pferde vor diesen zu sichern.
Futtermittel müssen hygienisch unbedenklich sein, um verfüttert zu werden. Was das im Einzelnen bedeutet ist nicht immer klar zu definieren, da kleinste Belastungen immer zu finden sein werden, der Körper in der Regel damit aber auch umgehen kann. Kipppunkte werden zum Beispiel bei erkennbar verschimmelten (und sehr staubigen) Futtermitteln erreicht, diese müssen immer entsorgt werden.
Futterumstellungen (z. B. An- und Abweiden, aber auch der Übergang von Heuchargen) sind entsprechend planvoll zu gestalten, damit die Auswirkungen auf das Dickdarmmikrobiom (Stichwort Endotoxinbildung) möglichst gering sind.
Toxinbindung über die Fütterung
Toxine gehören zu unserer Umwelt und sind nicht immer vermeidbar. Neben der Art des Toxines kommt es oftmals insbesondere auf die Menge an (Paracelsus: Die Dosis macht das Gift). Ist es nun aber so, dass es zu einer Intoxikation gekommen ist, ist der erste Schritt sich mit seinem Tierarzt hinsichtlich des weiteren Vorgehens abzustimmen.
Darüber hinaus ist es möglich, mit Hilfe von ausgewählten Futtermitteln, die Toxinbindung zu unterstützen. So sind, so zeigen an Rindern, Schweinen und Geflügel, aber auch in vitro Untersuchungen, bestimmte Gesteinsmehle in der Lage Toxine, die entweder mit dem Futter aufgenommen werden (Mykotoxine) oder im Darm entstehen zu binden und dadurch unschädlich zu machen, da diese mit dem Kot ausgeschieden werden. Dies kann zu einer erheblichen Entlastung der mit der Entgiftung beschäftigten Organe Leber und Niere führen.
Unser Magnosorb® zeichnet sich durch besonders hohe Gehalte dieser vorteilhaften Gesteinsmehle aus, so dass der Schwerpunkt dieses Produktes auf einer verstärkten Mykotoxinbindung liegt. Ergänzt wird diese Wirkung um die enthaltenen Glukomanne, die in der Lage sind, Pathogene und Mykotoxine zu binden. Dadurch kann die Belastung des Gesamtorganismus erheblich reduziert werden.
Der Schwerpunkt unseres Magnobios® liegt auf der präbiotischen Wirkung zur gezielten Unterstützung des Mikrobioms. Die enthaltenen Hefezellwandextrakte bieten wertvolle Nährstoffe für die Darmbakterien und wirken präbiotisch, die darin enthaltenen Mannanoligosaccharide (MOS) sowie ß-Glukane verhindern zusätzlich die Anheftung pathogener Keime. So kann das gesamte Darmmikrobiom umfassend adressiert und stabilisiert werden.
Magnozym® vereint beide Aspekte in einem einzigen Produkt: Es bietet also zum einen die Bindung von Toxinen (Mykotoxine, Entero- und Endotoxine) und Schadstoffen über Heilerden und zum anderen wirkt der Anteil der Hefezellwand als Präbiotikum für die gesunde Darmflora. Dieser zweiseitige Ansatz unterstützt die Harmonisierung der Verdauungsfunktion.
Beispielration Toxinbindung
Nachfolgende Beispielration empfehlen wir regelmäßig bei besonderen Belastungen in der Weidezeit zusätzlich zu einer bestehenden Ration. Die Beispielration zielt auf eine Unterstützung der natürlichen Entgiftungsfunktion des Magen-Darm-Traktes und ergänzend nach unvermeidbarer Aufnahme belasteter Futtermittel (Mykotoxine, Endophyten).
Diese Empfehlung kann aber nicht als Ersatz für die grundsätzliche Vorsorge zur Vermeidung einer Aufnahme von Giftpflanzen o. ä. verstanden werden!
Bei Störungen des Verdauungstraktes (z. B. Kotwasser, Blähungen, weicher Kot) kann weiterhin die Gabe der präbiotisch wirkenden Hefezellwandextrakte die Vermehrung der erwünschten und lebensnotwendigen Mikroorganismen fördern und damit die Darmflora stabilisieren.
- Rationsergänzung zur Toxinbindung: Magnosorb® zur gezielten Toxinbindung bei konkret erfolgter Toxinaufnahme oder bei belasteten Flächen
- Grundsätzliche Empfehlung: 20 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- = 120 g bei 600 kg KGW pro Tag
- Fütterungsdauer: für die Dauer der Weidezeit auf überweideten, potentiell kritischen Flächen
- Grundsätzliche Empfehlung: 20 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- Alternative Rationsergänzung: Magnozym® zur Harmonisierung der Verdauung (alltägliche Toxinbindung) und Unterstützung des Darmmikrobioms
- Grundsätzliche Empfehlung: 8 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- = 72 g bei 600 kg KGW pro Tag
- = 72 g bei 600 kg KGW pro Tag
- Zur gezielten Unterstützung und Anfütterung: 25 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- = 150 g pro Tag bei 600 kg KGW
- Fütterungsdauer: Zur Darmunterstützung bei einer Umstellung (z. B. Stallwechsel, Anweiden) empfehlen wir 1-2 Wochen zuvor mit der Anfütterung zu beginnen und für die nachfolgenden 8 Wochen mit täglich 25 g pro 100 kg KGW fortzusetzen. Wenn möglich auf zwei Mahlzeiten verteilen.
- Grundsätzliche Empfehlung: 8 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- Optionale Rationsergänzung für die Darmflora (nach Bedarf, wenn Magnozym® nicht gefüttert wird): Magnobios® zur gezielten Unterstützung der Mikrobiomvielfalt
- Grundsätzliche Empfehlung: 7 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- = 42 g bei 600 kg KGW pro Tag
- Starke Unterstützung: 14 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
- = 84 g bei 600 kg KGW pro Tag
- Fütterungsdauer: Mindestens 2 Monate
- Grundsätzliche Empfehlung: 7 g pro 100 kg Körpergewicht (KGW)
Anmerkung: Unsere Beispielrationen bilden allgemeine Empfehlungen ab, ohne an dieser Stelle auf weitere Faktoren wie z. B. das Gewicht, das sportliche Leistungsniveau oder für den jeweiligen Einzelfall weitere wichtige Sachverhalte eingehen zu können. Diese berücksichtigen wir für Sie sehr gerne im Rahmen unserer individuellen Fütterungsberatung. Sprechen Sie uns einfach an und wir entwickeln gemeinsam mit Ihnen eine für Ihr Pferd geeignete Fütterungsstrategie.