Magenprobleme beim Pferd erkennen

Verbreitetes Problem

Magengeschwüre, bzw. Magenschleimhautveränderungen sind bei Pferden leider ein weit verbreitetes Problem. Längst ist bekannt, dass nicht nur Sportpferde darunter leiden, auch unter den Freizeitpferden sind laut Studien 37 - 59 % (LUTHERSSON et al. 2009, Sykes el al. 2015) betroffen. Das bedeutet, wenn Sie heute durch den Stall laufen, müsste ca. jedes zweite Pferd bekannte Magenprobleme haben.
Ist dies nicht der Fall besteht die Gefahr, dass einige Magenschleimhautveränderungen bisher lediglich nicht erkannt wurden, denn die Symptome sind ebenso vielfältig wie die Ursachen. Zusätzlich werden hinter einigen Symptomen zunächst häufig keine Magenprobleme als Ursache vermutet.
Während viele Besitzer bei rezidivierenden (wiederkehrenden) Koliken, Flehmen, Gähnen und Belecken von Gegenständen sofort an Magenprobleme denken, sieht es bei Schreckhaftigkeit, Fieber oder Rittigkeitsproblemen schon anders aus. Dennoch kann man natürlich von Symptomen wie Fieber nicht sicher auf Magenprobleme rückschließen. Manche Pferde zeigen Magenprobleme auch nur durch ein einziges Symptom. Auch viele Auffälligkeiten, die neuerdings gerne PSSM 2 zugeschrieben werden, können ebenso Hinweise für eine Magenerkrankung sein.
Wir erläutern Ihnen im Folgenden die wichtigsten Ursachen, zeigen typische Symptome auf und stellen Ihnen Handlungsoptionen zur Verbesserung der Magengesundheit Ihres Pferdes dar. Weitere Beispielfälle aus unserem Beratungsalltag finden Sie hier.
Symptome - Unsere Erfahrungen
Nachstehend haben wir Ihnen die wichtigsten Veränderungen am Pferd, die uns in über 35 Jahren Futterberatung beim Pferd mit Magenproblemen aufgefallen sind, zusammengetragen. Sie decken sich ziemlich genau mit den Ergebnissen aktueller Studien (z. B. Gehlen et al., 2021). Wir untergliedern diese in verschiedene Bereiche, die allerdings nur der besseren Übersichtlichkeit dienen.
Allgemeine Verhaltensveränderungen:
- psychische Veränderungen wie reduziertes Allgemeinbefinden (die Pferde wirken in sich gekehrt bis ablehnend oder depressiv)
- Absondern von Artgenossen oder auch vermehrte Aggression
- vermehrtes Gähnen
- Leerkauen, Zähneknirschen
- vermehrtes Koppen bei Koppern
- Empfindlichkeit im Bauchbereich, Abwehrverhalten beim Gurten, Putzen oder Decke wechseln
Veränderungen im Training:
- Unruhe bis Aggression beim Satteln und Gurten, Unwillen beim Aufsitzen (nicht stehenbleiben) oder Nachgurten
- zögerliches Bergabgehen oder mangelndes bzw. deutlich erschwertes Hinlegen
- Rittigkeitsprobleme, Unwilligkeit in der Arbeit, vermehrte Triebigkeit, insbesondere zu Beginn der Arbeit
- plötzliches Verweigern von Sprüngen oder Heißwerden im Parcours
- Absinken des Leistungsniveaus
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit
Veränderungen im Rahmen der Nahrungsaufnahme:
- verminderter oder auch tageweise wechselnder Appetit
- vermehrte oder auch verringerte Trinkwasseraufnahme (beides kommt vor)
- vermehrte Speichelbildung (oft nach der Krippenfutteraufnahme)
- Unterbrechen der Kraftfutteraufnahme bei Fütterung von Getreide/Pellets
- Belecken von Metallgegenständen
- vermehrtes Strohfressen, teilweise wird Stroh gegenüber Heu sogar bevorzugt
- Aufstoßen (Rülpsen), Geruch aus dem Maul
Veränderungen im Erscheinungsbild:
- Veränderungen im Erscheinungsbild
- verändertes (stumpfes) Haarkleid, Veränderung der Haarfarbe
- Gewichtsverlust
- Verlust an Muskulatur, dem Training nicht entsprechende Muskelbildung
Veränderungen bei physiologischen Abläufen im Körper:
- mitunter häufiger Harnabsatz kleinerer Mengen, insbesondere unmittelbar nach dem Reiten (bei Wallachen oder Hengsten vermehrt zu beobachten)
- immer wieder ohne erkennbaren Grund auftretende, zunächst relativ leichte, Koliken
- Kotwasser bis hin zu Durchfall
Sie sehen: Magenprobleme beim Pferd können unterschiedlichste Ursachen haben und sich auch an verschiedenen Stellen des Magens befinden. Die Symptome für Magenprobleme beim Pferd können entsprechend vielfältig und zum Teil unspezifisch sein, sodass diese leicht übersehen oder sogar anderen Erkrankungen zugeordnet werden. Man darf nicht vergessen, dass mehrere Probleme gleichzeitig vorliegen können, auch wenn man sich intuitiv so wenig Probleme wie möglich wünscht.
Kaum ein Pferd zeigt alle Auffälligkeiten gleichzeitig und auch das gleiche Pferd kann beim nächsten Magenproblem andere Auffälligkeiten zeigen, z. B. weil ein anderer Bereich des Magens betroffen ist. Aus diesem Grund kann leider auch nicht von einem gesunden Magen ausgegangen werden, nur weil etliche Anzeichen bei Ihrem Pferd nicht zutreffen. Viele Pferde leiden still.
Unsere (schwierige) Aufgabe als Pferdemenschen ist es dann, diese Anzeichen richtig zu deuten und weiterführende Maßnahmen hinsichtlich Diagnosefindung (Tierarzt) und Fütterungsoptimierung einzuleiten. Die Beobachtung des eigenen Pferdes ist enorm wichtig, um den Verdacht eines Magenproblems beim Pferd zu äußern. Treten ein oder mehrere der aufgelisteten Symptome oder Auffälligkeiten beim eigenen Pferd auf, sollte eine weiterführende Diagnostik erfolgen und/oder zumindest die Fütterung in einem ersten Schritt magenschonend gestaltet werden.
Symptome - Studienergebnisse
Auch in der Wissenschaft rückt das Thema Magen zunehmend in den Vordergrund. In einer deutschlandweiten Studie zu Magenschleimhautläsionen beim Pferd, wurden die Auffälligkeiten der Pferde dokumentiert, die in den Monaten vor der Diagnose „Magenproblem“ aufgefallen waren (Gehlen et al., 2021). In der ersten Abbildung sind die klinischen Symptome aufgelistet, welche die Pferde in den 3 Monaten vor Diagnosestellung zeigten.
Die zweite Abbildung zeigt eine Liste von Veränderungen, welche die Besitzer an eben diesen Pferden feststellen konnten. Überraschend steht hier die Schreckhaftigkeit an erster Stelle. Das heißt, unsere Pferde äußern Schmerzen, wie sie bei Magenproblemen auftreten können, insbesondere durch eine vermehrte Erregbarkeit.
Die Beobachtung des eigenen Pferdes ist also enorm wichtig, um den Verdacht eines Magenproblems beim Pferd zu äußern. Treten ein oder mehrere der aufgelisteten Symptome oder Auffälligkeiten beim eigenen Pferd auf, sollte eine weiterführende Diagnostik erfolgen und/ oder zumindest die Fütterung in einem ersten Schritt magenschonend gestaltet werden.
Magen in Verdacht? Handeln!
Vermutet man nun aufgrund eines oder mehrerer Symptome, dass mit dem Magen etwas nicht in Ordnung ist, dann empfehlen wir in drei Schritten vorzugehen:
- Direktes Handeln: Direkte Überprüfung der tatsächlich verfügbaren/gefressenen Heumenge, Überprüfung der Ration und die Gabe von magenunterstützenden Futtermitteln, wie z. B. unser Magnoguard® sowie ggf. die Unterstützung bei Stress (z. B. durch Magnoquiet®)
- Therapieabstimmung: Rücksprache mit Ihrem Tierarzt bzw. Ihrer Tierärztin, um anhand einer Diagnose (ggf. Gastroskopie) die Notwendigkeit einer medikamentösen Unterstützung zu prüfen
- Ursache auflösen: Umfassende Überprüfung der Fütterung und weitere Ursachensuche (z. B. Stressoren), um dann Fütterung, Haltung und/oder das Management anzupassen
Tierärztliche Diagnose

Eines vorweg – um Magengeschwüre wirklich diagnostizieren zu können, muss eine Gastroskopie (Magenspiegelung) durchgeführt werden. Dazu wird nach >12 Stunden Futterentzug ein Endoskop (langer Schlauch mit Kameraoptik) beim sedierten Pferd über den untersten Nasengang und die Speiseröhre bis in den Magen geschoben. Eine Diagnostik über Mundgeruch, Speichelqualität und -beschaffenheit, wie sie immer wieder dargestellt wird, lässt weder eine Aussage zu, ob der Magen Veränderungen aufweist, noch, wo und mit welchem Schweregrad Magenschleimhautveränderungen vorliegen.
Schleimhauterkrankungen im drüsenlosen (kutanen) Teil des Magens werden als Equine squamous gastric disease (ESGD) bezeichnet, Schleimhauterkrankungen im Drüsenteil dagegen als Equine glandular gastric disease (EGGD) im Drüsenteil. Bei etlichen Pferden kommen leider beide Formen gleichzeitig vor. Die Behandlung der beiden Arten von Magengeschwüren und auch die Ursachen unterscheiden sich jedoch mitunter.
Geschwüre im drüsenlosen Teil (ESGD) sind meist die Folge von Fütterungsfehlern (z. B. zu hohe Stärke-/Zuckermenge, zu lange Fresspausen) und auch der veränderten Druckverhältnisse auf den Magen während der Arbeit (viel Galopp). Die L-Form des Magens wird beim Reiten zusammengedrückt und dabei häufig Magensäure aus dem Drüsenteil in den drüsenlosen Teil hochgedrückt. Ist der Magen relativ leer oder enthält Krippenfutter, das als relativ fester Klumpen im Magen liegen kann, wird freier Magensaft bei Bewegung in den drüsenlosen Teil hochschwappen und die gegen Säure ungeschützte Schleimhaut reizen.
Geschwüre im Drüsenteil (EGGD) sind sehr häufig stressbedingt, können aber auch durch harte Pflanzenstängel ausgelöst werden (mechanische Verletzung der Schleimhaut speziell am Magenausgang). Festzuhalten ist, dass die Behandlung der EGGD in der Regel wesentlich langwieriger und schwieriger ist, da die auf dem Markt verfügbaren Medikamente (Omeprazol, Sucralfat) eine geringere Wirkung in diesem Bereich zeigen. Daher kommt besonders bei EGGD-Patienten dem Schleimhautschutz durch Magnoguard® und der Magenschleimbildung mit ergänzender Hilfe von Kollagenpeptiden, wie z. B. Magnokollagen®, besondere Bedeutung zu.
Eine Sonderstellung nehmen die Pferde der Rasse „Friesen“ ein. Sie zeigen mitunter eine genetisch bedingte Kollagenbildungsstörung, welche sich u. a. in schwerwiegenden Magengeschwüren mit Tendenz zum Magenwanddurchbruch zeigen kann. Auch diese Verdachtsdiagnose der Kollagenbildungsstörung ist nur anhand der Rasse in Verbindung mit einer Magenspiegelung zu stellen. Die Pferde zeigen i. d. R. akut Fieber und teils eine reduzierte Futteraufnahme. Ein Fallbeispiel eines Friesens mit Magenproblemen finden Sie hier.
Bei stark blutenden oder chronisch blutenden Magengeschwüren können – je nach Fall – Veränderungen im roten Blutbild auffällig sein. Hierzu gehören eine niedrige Erythrotytenzahl, sowie verminderte Hämatokrit- und Hämoglobinwerte (d. h. ein Verlust roter Blutkörperchen).
Eine „therapeutische Diagnose“ mittels Gabe von Omeprazol auf Verdacht, ist eine sehr unsichere Methode und sollte nur im Ausnahmefall angewandt werden. Denn Ausmaß und Lokalisation der Magenschleimhautveränderungen entscheiden beim Magenpatienten insbesondere auch über die geeignete Dosis, Medikamentenwahl und den notwendigen Therapiezeitraum. Ein zu frühes Absetzen von Medikamenten kann die Magenprobleme sogar verschlechtern.
Sind nun eine Magenschleimhautveränderung bzw. Magengeschwüre diagnostiziert, sind die wichtigste Maßnahmen:
- das Abstellen der Ursachen (z. B. Fütterungsfehler, Stress)
- die Optimierung der Fütterung (Heu statt Kraftfutter)
- schnellstmögliche Gabe eines Magenschutzes (wie unser Magnoguard®)
- weitere Ergänzungen in Betracht ziehen: Magnokollagen® (Abheilung Magenwand) und Magnoquiet® (Stressreduktion)
Tierärztliche Behandlung
Eine Magenbehandlung erfordert neben der Gabe von Medikamenten in den meisten Fällen zudem eine Überprüfung und gegebenenfalls Umstellung der Fütterung. Wenden wir uns aber zunächst der medikamentösen Behandlung zu.
Eine medikamentöse Behandlung von Magengeschwüren erfolgt in der Regel mit dem Wirkstoff Omeprazol, sei es in Form von einer Paste (z. B. GastroGuard, Pepticure) oder als Granulat (z. B. Equizol). Daneben kommen Präparate wie Sucralfat und Misoprostol zum Einsatz.
Omeprazol ist ein Protonenpumpenhemmer und führt aufgrund seiner blockierenden Wirkung an den Säure-bildenden Magenzellen zu einer reduzierten Magensäurebildung. Die Wirkung von Omeprazol auf Schleimhauterkrankungen im drüsenlosen Teil des Magens (ESGD, Equine squamous gastric disease) ist entsprechend gut, denn die Ursache für ESGD ist hauptsächlich die Verätzung durch hochschwappende Magensäure an die säureempfindliche drüsenlose Schleimhaut im Eingangsbereich des Magens oder durch hohe Getreidemengen (pH-Wert senkend) in der Ration ausgelöst.
Laut Studienergebnissen heilen rund 78% der ESGD-Magengeschwüre im drüsenlosen Teil nach 28-tägiger Gabe von 4 mg Omeprazol pro kg Körpergewicht ab. Wichtig zu wissen: Omeprazol wird auf nüchternen Magen gegegeben. Zudem sollte Omeprazol im Anschluss an eine solche Therapie ausgeschlichen, d.h. in reduzierter Dosis, weitergegeben werden, denn durch die Unterdrückung der Magensäureproduktion steigt das Hormon Gastrin im Körper an. Es warnt den Körper sozusagen vor einer fehlenden Säureproduktion des Magens. Würde man Omeprazol abrupt absetzen, kann es zu einem sog. „Rebound Effect“ kommen. Das heißt, der Körper produziert reflektorisch mehr Säure als vor der Therapie und die Reizung des Magens kann heftiger ausfallen als vor der Therapie. Daher sollte Omeprazol über 2 – 4 Wochen ausgeschlichen werden, damit sich der Gastrinspiegel im Blut wieder normalisiert.
Schlechter stehen die Chancen auf eine schnelle Heilung bei Läsionen im Drüsenteil des Magens (EGGD, Equine glandular gastric disease). Laut Studien genesen leider nur 25% der Läsionen im Drüsenteil des Magens nach Gabe von 28 bis 35 Tagen Omeprazol (und auch hier muss Omeprazol ausgeschlichen werden nach erfolgter Therapie). Insofern ist die alleinige Gabe von Omeprazol (Monotherapie) beim Pferd mit EGGD zum heutigen Zeitpunkt häufig nicht ausreichend und wird deshalb vermehrt durch die zusätzliche Gabe von Sucralfat ergänzt.
In Zukunft könnte es Omeprazol als zugelassenes Injektionspräparat geben (Stand Mai 2023, Erprobung läuft bereits), was eine bessere Wirksamkeit verspricht und das Handling der Medikamentengabe stark vereinfachen würde. Aktuell ist für Pferde aber Omeproazol nur zur Gabe ins Maul oder über das Futter möglich.
Sucralfat ist ein schleimhautschützender Wirkstoff aus der Humanmedizin. Es ist daher in Deutschland nicht als Tierarzneimittel zugelassen, wird aber im sogenannten Therapienotstand für Pferde umgewidmet. Es handelt sich um ein Aluminium-Saccharose-Sulfat, das sich an Schleimhautläsionen bindet und sie vor der Säure schützt. Sucralfat adsorbiert auch Pepsin (Proteine denaturierendes Enzym des Magens) und Gallensäuren (die aus dem Dünndarm in den Magen zurückfließen können) aus dem flüssigen Anteil des Mageninhaltes und fördert die körpereigenen schleimhautschützenden Faktoren.
Es wirkt vorwiegend lokal im Verdauungstrakt und wird kaum in den Körper aufgenommen. Für eine optimale Wirkung sollte Sucralfat zwei- bis viermal täglich verabreicht werden. Da Sucralfat die Aufnahme anderer Medikamente reduziert, sollte es in einem Abstand von mindestens zwei Stunden zu anderen Medikamenten verabreicht werden. Allein gegeben ist Sucralfat beim Pferd leider nicht ausreichend wirksam, aber in der Kombination mit Gastrogard steigt die Heilungsrate bei EGGD von 25% (alleinige Verabreichung von Omeprazol) immerhin auf mehr als das Doppelte, nämlich auf insgesamt 63%.
Ein weiterter, interessanter Wirkstoff zur Behandlung von Magenschleimhautveränderungen ist der humanmedizinische Wirkstoff Misoprostol. Auch dieser ist in Deutschland nicht für Pferde zugelassen und muss umgewidmet werden.
Misoprostol hat eine Prostaglandin E1 ähnliche Wirkung. Daher kann es an Rezeptoren von Magensäure bildenden Zellen binden und dort die Säureproduktion unterbinden. Auch Misoprostol kann in Kombination mit Sucralfat eingesetzt werden. Rezeptoren, an die Misoprostol binden kann, gibt es aber nicht nur im Magen, sondern auch in der Gebärmutter. Dort führt es zu Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, weshalb es bei tragenden Stuten nicht angewendet werden darf, da eine Fehlgeburt (Abort) ausgelöst werden kann. In der Humanmedizin wird Misoprostol gezielt in der Geburtshilfe eingesetzt.
Ursachen für Magengeschwüre beim Pferd
Bei der Ursachenforschung für Magengeschwüre gehen wir zunächst auf physikalische und medikamentöse Ursachen sowie Stress und Fütterungsfehler ein. Aus der nachfolgenden Auflistung ergibt sich eindrucksvoll, dass es zwar nicht immer einfach ist, die genaue Ursache für Magengeschwüre zu finden, aber dass die Fütterung sowohl bei der Prävention als auch in der Therapie eine ganz besondere Rolle spielt.
Physikalische Ursachen
Auch die Heuqualität ist von entscheidender Bedeutung für die Magengesundheit. Enthält das Heu viele harte, holzige Stängel, die, wenn sie mit Ihrer Hand ins Heu greifen, schmerzhaft piksen, kann das gleiche mit der Magenwand passieren: Diese wird mechanisch beschädigt, was insbesondere am Magenausgang zu schwer abheilenden Geschwüren führen kann. Aus diesem Grund kann es nötig sein, dass grobe Futterpartikel, wie es Luzernehäcksel bei magenempfindlichen Pferden darstellen können, besser weggelassen werden oder durch weichere Grashäcksel ersetzt werden (z.B. als Zusatz in Müslis häufiger zu finden, um die Kauaktivität zu erhöhen). Über die ungünstige Wirkung hoher Stärkemengen aus Getreide haben wir bereits aufgeklärt (siehe Fütterungsfehler). Die Gerste weist zusätzlich glasharte Schalen auf, die auch mechanische Verletzungen am Magenausgang verursachen können. Als weitere physikalische Ursachen können bspw. Zahnerkrankungen (Kaubeschwerden, Heuhalme bleiben zu grobstängelig), Magenparasiten (Gasterophiluslarven, die Schleimhautschäden am Margo plicatus setzen) sowie zu heißes/ kaltes (gefrorenes) Futter genannt werden.
Medikamentöse Ursachen
Eine übermäßige oder langfristige Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika (Schmerzmittel/ Entzündungshemmer) sind für die Gesundheit von Magen und Dünndarm des Pferdes ebenso belastend, wie wir das vielleicht von uns selbst oder unserem Hund kennen. Schmerzmittel sind mitunter unvermeidbar, insbesondere ihre entzündungshemmende Wirkung machen sie beim Pferd in der Therapie häufig unverzichtbar. Sicherheitshalber sollte aber bei Schmerzmittelgabe im Rahmen einer Magenschutzstrategie besonders magenfreundlich gefüttert werden und bei lang dauerndem Einsatz auch ein Magenschutz (Magnoguard®) gegeben werden.
Stress
Neben der Fütterung spielt Stress bei der Entstehung von Magengeschwüren in der Regel eine besondere Rolle. Studien ergaben bei Pferden einen Zusammenhang zwischen der physiologischen Antwort auf einen Stimulus / mehrere Stimuli mittels Cortisols (Stresshormon) sowie dem Vorhandensein von Magengeschwüren. So haben trainingserfahrene Pferde oftmals weniger Magengeschwüre als Pferde, die erst in Arbeit genommen werden und aufgrund ihrer geringen Erfahrungen viel "Neues" verkraften müssen. Stress führt auf physiologischer Ebene zu einer vermehrten Bildung von Magensäure bei gleichzeitig verminderter Schleimhautdurchblutung.
Leider ist Stress für unsere Pferde nicht immer vermeidbar. Bereits beim Absetzen von der Mutterstute wird das Fohlen, aber auch die Stute, enormem Stress ausgesetzt. Auch Transporte sind z. B. ein großer Stressor, sodass selbst transporterfahrene Pferde, am Zielort angekommen, immer noch erhöhte Cortisolwerte im Speichel aufweisen. Neben dem Transport können bspw. wechselnde Betreuer (Pfleger), Veränderungen bei den Gruppenmitgliedern, Unruhe bei der Fütterung, Geschrei oder laute Musik im Stall, ständig wechselnde Abläufe im Alltag und natürlich Stress in der Arbeit genannt werden. Dies alles zu vermeiden ist leichter gesagt als getan. So können wir die bei der Arbeit automatisch schlechtere Durchblutung der Magenschleimhaut (aufgrund der Erhöhung des Drucks im Organ Magen) mit Sicherheit nicht vermeiden, es sei denn, wir arbeiten gar nicht mehr mit unseren Pferden. Wir können ihnen schlicht und ergreifend nur unnötigen (sofern dies in unserer Macht liegt), aber nicht jeden Stress ersparen, was – nebenbei bemerkt – in freier Wildbahn auch nicht der Fall wäre. Wir haben wenig Einfluss auf Änderungen in der Pferdegemeinschaft, wechselnde Pfleger oder die Geräuschkulisse im Stall. Trotz unserer geringen Einflussmöglichkeiten veränderte sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten einiges zum Positiven. So werden bspw. dem Hochleistungssportpferd heute häufiger ein Entspannen auf der Weide oder zwei trainingsfreie Tage pro Woche zugestanden. Das Bewusstsein für eine pferdegerechte Haltung nimmt stetig zu und viele Besitzerinnen und Besitzer nehmen das Thema Magenschleimhautveränderungen sehr ernst.
Fütterungsfehler
Der Magen macht vor allem dann Probleme, wenn die Fütterung nicht „pferdegerecht“ ist. Dies ist insbesondere der Fall, wenn:
- das Pferd weniger als 12 Stunden Zugang zu Raufutter hat
- häufig Fresspausen von >4 Stunden bestehen
- die Mindestraufuttermenge von 1,7 kg Heu je 100 kg Körpergewicht (KGW) nicht erreicht wird
- Kraftfuttergaben von mehr als 300 g Getreide je 100 kg KGW (>1,5 kg Getreide je Mahlzeit für ein 500 kg Pferd) zu hohe Stärkemengen in den Magen bringen (folglich kommt es zu einem Anstieg von Laktat (Milchsäure) im Eingangsbereich des Magens (drüsenloser Teil))
- kein Heu vor der Kraftfuttergabe gegeben wird (mind. 1 Stunde vorher)
Darüber hinaus neigen Getreide und bestimmte Pellets aufgrund ihres Quellverhaltens zu einer Klumpenbildung. Dies können Sie selbst zu Hause nachvollziehen, wenn Sie Heucobs und z. B. ein getreidehaltiges Kraftfutter oder auch Pellets im gleichen Verhältnis in Wasser einweichen: die Heucobs (so können Sie zerkautes Heu experimentell nachstellen) bilden eine lockere Masse, während Kraftfutter/ Pellets eher zusammenkleben (Klumpenbildungstendenz). Der gleiche Effekt tritt im Pferdemagen auf und kann dazu führen, dass die Magensäure das Kraftfutter schlechter durchdringt. Ungenügend angesäuertes Futter wird aber nicht ausreichend desinfiziert und zudem für den nachfolgenden Verdauungstrakt unzureichend aufbereitet. Zusätzlich verlangsamt sich die natürliche Magenentleerung.
Bei einem relativ festen Futterklumpen kann sich die Säure nicht gleichmäßig zwischen den Nahrungsbestandteilen verteilen, sodass gerade an den empfindlichen Magenwänden die höchste Säurekonzentration verbleibt, weil die Säure nicht in den festen Futterklumpen eindringen kann.
Um diesen Effekt der Kraftfuttergabe aufzufangen, ist es im Fütterungsalltag wichtig, unseren Pferden zunächst Heu als Grundlage für die Kraftfutterfütterung zu geben (das Heu geben Sie bitte mindestens eine Stunde vor dem Kraftfutter).
Kurzempfehlung: Magen-Fütterung
- Heu vor Krippenfutter (mindestens eine Stunde vor der Kraftfuttergabe sollen die Pferde Heu fressen können)
- Da Stärke und Zucker den Magen belasten, ist es in der Pferdefütterung sinnvoll, so viel Energie wie möglich über Heu zu decken.
- Fresspausen von mehr als vier Stunden vermeiden, dies gilt auch für die Nacht!
- mindestens 1,8 bis 2% des Körpergewichts (KG) an Heu füttern.
- nicht mehr als 1,5 g Zucker/Stärke pro kg KG pro Tag füttern bzw. maximal 0,5 g Zucker/Stärke pro Mahlzeit je kg KG
- magenempfindlichen Pferden eventuell nur 0,5 g Zucker/Stärke pro kg KG und Tag geben
Mehr Information zum Thema Magengeschwür beim Pferd und weitere Eckpunkte einer magenschonenden Fütterung finden Sie hier.
Zusammenfassung
Festzuhalten ist: Bei unspezifischen Symptomen empfehlen wir insbesondere auch an den Magen denken und sich bei begründetem Verdacht zunächst mit seinem Tierarzt zu Diagnostik und medikamentöser Therapie besprechen. Zur Überprüfung der Fütterung und Erstellung einer magenschonenden Fütterung beraten wir Sie gern. Sprechen Sie uns hierzu gerne an.
Für die Verbesserung der Situation Ihres Pferdes auch in Zukunft, ist die Beseitigung der Ursache(n) ganz wesentlich für den therapeutischen Erfolg. Die Fütterung im Zusammenspiel mit dem Pferdemanagement und den Haltungsbedingungen sind dabei der Dreh- und Angelpunkt für einen gesunden Magen.
Leider können wir nicht alle Ursachen für Magengeschwüre verhindern. So haben wir es nicht immer in der Hand, Stress für unsere Pferde zu vermeiden, aber auch hier haben wir Ansatzpunkte, z. B. trainingsfreie Tage und die Entspannung auf der Weide.
Wichtig ist, neben Abbau von Stressoren und der Förderung des Wohlbefindens unserer Pferde, die Fütterung zu optimieren und zusätzlich an einen Magenschutz zu denken, z. B. unser Magnoguard®.
Unser Magnoguard® sorgt für eine stabile Gelschicht auf der Magenwand, besonders effektiv auch im Drüsenteil. So wird die empfindliche Magenwand vor der Magensäure geschützt und die Abheilung evtl. vorhandener Magenschleimhautveränderungen kann deutlich unterstützt werden.
Es empfiehlt sich besonders für magenempfindliche Pferde, sportlich geforderte Pferde, bei unvermeidlichen mehrstündigen Fresspausen, als Risikovorsorge bei großen Krippenfuttermengen und stärkereichen Rationen, sowie als Unterstützung u. a. bei Transport, Turnier, Stallwechsel und/oder Herdenintegration.
In Ergänzung, nicht als Ersatz, ist es weiterhin überlegenswert bioaktive Kollagenpeptide in der vorhandenen Ration zu ergänzen. Unser Magnokollagen® liefert die „Superbausteine“, die der Körper dort verbauen kann, wo er sie benötigt. So können nicht nur Sehnen, Bänder und Gelenke gesund erhalten, sondern auch die Magenwand und der natürlich schützende Magenschleim aufgebaut werden. Nach Camacho-Luna et al. (2020) haben Kollagenpeptide einen positiven Effekt auf die Magenschleimhaut bei einer zweimal täglichen Fütterung von 45 g (für einen mittelgroßen Warmblüter). Die Aminosäure Threonin, die als natürlicher Bestandteil der Schleimschicht im Magen benötigt wird, findet sich auch in unserem Magnokollagen®, um dem natürlichen Magenschleim mit Hilfe der entsprechenden Bausteine zu unterstützen.
Produktempfehlungen zum Thema
Literaturverzeichnis:
- Camacho-Luna P, Andrews FM, Keowen ML, Garza JrF, Liu CC, Lamp B and Olijve J (2022) The effect of porcine hydrolysed collagen on gastric ulcer scores, gastric juice pH, gastrin and amino acid concentrations in horses. Equine Veterinary Education, 34(5), p. 248-257
- Gehlen, H., Prieß, A., Doherr, M. (2021). Deutschlandweite multizentrische Untersuchung zur Ätiologie von Magenschleimhautläsionen beim Pferd. Pferdeheilkunde – Equine Medicine 37 4, 395–407