Maulhöhle und Zähne

Grafik zum verdauungstrkt des Pferdes
Im Bild der Verdauungstrakt des Pferdes. Grafik: Alexander Oblap

Grundlagen

Mit Hilfe von Lippen, Zunge und Schneidezähnen nehmen Pferde Futter auf. Die Lippen sind dabei ein sensibles Tastorgan, welches das Sortieren von Futter möglich macht. Manche Pferde sind wahre Meister darin z. B. eine bestimmte Pelletsorte auszusortieren.

Danach gelangt das Futter zwischen die Backenzähne, die die Futterpartikel zermahlen. Gleichzeitig wird durch die Kaubewegung Speichel aus den Speicheldrüsen massiert, welcher sich mit dem Futter mischt. Pferdespeichel enthält keine Verdauungsenzyme, dafür aber Mineralien und Bikarbonat. Das Bikarbonat ist wichtig, um im drüsenlosen Teil des Magens die Magensäure zu puffern.

Der Nahrungsbrei wird dabei enorm gut eingespeichelt, pro Minute werden etwa 40-90 ml Speichel aus der Ohrspeicheldrüse in das Futter abgegeben. Es besteht also eine Korrelation zwischen der Art des Futters, der Kauzeit des Pferdes und der Abgabe von Speichel in die gekauten Futterbestandteile.

Für ein Kilogramm Heu kaut ein Pferd 3–4-mal so viel wie für ein Kilogramm Kraftfutter. Dementsprechend dauert die Futteraufnahme auch länger und es wird mehr Speichel gebildet. 1 kg Heu wird durchschnittlich in 40 Minuten verdrückt, während 1 kg Kraftfutter in 10 Minuten verschwunden ist. Auch die Wasseraufnahme ist von der Heumenge abhängig. Pferde trinken vor allem, während sie Heu fressen. Ausreichend Heu sichert also auch die Wasseraufnahme. Rund 80% der Trinkwasseraufnahme des Pferdes korreliert mit der Heuaufnahme.

Gebiss und Kauvorgang

Eine intakte Gebissfunktion ist insbesondere beim Pferd daher die Grundvoraussetzung für ein gesundes Verdauungssystem. Regelmäßige Zahnkontrolle durch einen Experten ist also kein Luxus, sondern Notwendigkeit für die Gesunderhaltung.

„Gut gekaut ist halb verdaut“, diese Plattitüde enthält daher viel Wahrheit, denn das Pferd kaut, sofern sein Gebiss in Ordnung ist, hervorragend und extrem gründlich. 60-80 Kauschläge pro Minute, die Kieferseiten werden dabei rhythmisch gewechselt und nichts verlässt die Maulhöhle, das mehr als 1-2 mm Durchmesser und 1-4 mm Länge (Gras etwas länger) aufweist. Von der Art des Futters hängt die Anzahl der Kauschläge ab, von welcher wiederum die Speichelmenge abhängig ist.

Dass Haken an den Zähnen, damit verbunden ggf. sogar Schleimhautverletzungen in der Maulschleimhaut, Zahnverlust und Gebißanomalien (Treppen-, Wellengebiß) den Kauvorgang negativ beeinflussen können und dass dies wiederum massive Folgen auf den gesamten weiteren Verdauungstrakt nach sich zieht, ist verständlich, denn gutes Kauen ist Grundvoraussetzung für eine ungestörte Magenverdauung.

Es lohnt sich daher, sich die Zeit zu nehmen, um zu beobachten wie das Pferd kaut (werden die Kauseiten rhythmisch gewechselt?) und es lohnt auch sich den Kot genauer anzusehen. Wie?

Pferdeapfel und Zahngesundheit

Nehmen Sie einfach etwas Pferdeapfel (100-200 g), vermischen Sie diese mit der doppelten oder dreifachen Menge Wasser und schütten Sie das Ergebnis durch ein Sieb (1,5 mm Lochgröße); gegebenenfalls noch Wasser nachgießen (ohne Druck).

Dickere und längere Partikel sind unschwer zu erkennen, eventuell aufgenommener Sand wird dabei auch gleich entdeckt (setzt sich am Boden ab). Einige wenige längere Partikel sind normal (insbesondere bei Weidegang), doch sobald es größere Mengen werden, wird es Zeit den Zahnarzt Ihres Vertrauens zu rufen, denn das spricht für eine ungenügende Zerkleinerung von Raufutter. Gegebenenfalls vergleichen Sie das Ergebnis mit Kot von anderen Pferden im Stall.

Gebiss und Verdauung

  • Ein optimal funktionierendes Gebiss ist die Grundlage für eine funktionierende Verdauung. Eine zumindest jährliche Kontrolle der Zähne durch einen Experten ist also kein Luxus, sondern ein absolutes Muss.
     
  • Pferde können sehr gut kauen. Das gilt auch für Hafer. Ganzer Hafer ist für Pferde mit einem intakten Gebiss genauso gut verdaulich wie gequetschter Hafer. Außerdem verderben ganze Haferkörner weniger schnell und müssen länger gekaut werden.
     
  • Ausreichend Heu (mindestens 1,7 kg, besser 2 kg, pro 100 kg Körpergewicht) ist wichtig für die Wasseraufnahme, Magengesundheit und Beschäftigung Ihres Pferdes.

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Literaturverzeichnis
Coenen M, Vervuert I. Pferdefütterung. 6. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2020.

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