Was fressen Pferde und wie viel Energie braucht mein Pferd?

Pferde fressen Heu auf der Weide
Bildquelle: iStock

Pferde sind reine Pflanzenfresser (sog. Herbivoren) und brauchen Heu bzw. Gras, und das mindestens 12 Stunden am Tag. Zudem leben unsere Pferde im Selenmangelgebiet Deutschland und benötigen eine entsprechende Ergänzung, um nicht mit Mineralien unterversorgt zu sein. Doch was genau braucht mein Pferd? Wie viel ist zu viel des Guten? Denn Wohlstandserkrankungen häufen sich nicht nur beim Menschen, sondern auch bei unseren Pferden.

Leidet der Mensch im hemmungslosen Nahrungsüberfluss vermehrt an Herzinfarkten, Bluthochdruck und (vergleichbar zum Pferd) auch an Übergewicht, finden sich beim Pferd primär Stoffwechselerkrankungen (z. B. Hufrehe, Leberprobleme) sowie fütterungs- und stresseinduzierte Magenschleimhautveränderungen. Deshalb gilt es, den Bedarf für die Grundnährstoffe richtig einzuschätzen, gesundheitliche Probleme zu berücksichtigen und dementsprechend eine Futterration zu planen.

Welche Pferde haben den höchsten Energiebedarf?

Das Idealgewicht des Pferdes (abgeleitet von den Körpermaßen und dem Rassestandard) ist der Ausgangspunkt für die Bedarfsermittlung aller Nährstoffe, auch der nötigen Energie pro Tag. Zusätzlich muss die Arbeitsintensität beachtet werden, um eine geeignete Futterration für sein Pferd konzipieren zu können. Um den benötigten Energiebedarf für den täglichen Verbrauch besser einordnen zu können, teilt man die Arbeitsintensität des Pferdes in die Kategorien leicht, mittel und schwer ein. Den Energiebedarf seines Pferdes zu kennen ist wichtig, um einen Substanzverlust zu verhindern bzw. unnötiges oder sogar schädliches Übergewicht gar nicht erst entstehen zu lassen. Eine Alltagshilfe ist hier der Volksmund: „Das Auge füttert mit“ heißt konkret, solange mein Pferd mit der aktuellen Ration sein gewünschtes Gewicht hält, passt die Energiezufuhr zum Energieverbrauch.

Leichte Arbeit

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet leichte Arbeit, dass das Pferd jeden Tag durchschnittlich bis zu einer Stunde gearbeitet wird (z. B. durch Reiten, Fahren, Longieren):

Leichte Arbeit
= 30 min Schritt
+ 15 min Trab
+ 10 min Galopp

Ein Pferd mit leichter Arbeit nimmt, je nach Heuqualität, bereits mit 2 kg Heu je 100 kg Körpergewicht genügend Energie für die Abdeckung dieses Leistungsniveaus auf. Mit Körpergewicht ist in diesem Zusammenhang immer das Idealgewicht gemeint. Auch wenn dieses Pferd seinem Besitzer womöglich glaubhaft versichert, dass es verhungert und nach seiner Müslischüssel scharrt, reicht die genannte Heumenge (= 12 kg Heu für 600 kg Pferd) zur Deckung des Energiebedarfes für leichte Arbeit aus.

Warum Heu als Energieträger bei leichter Arbeit:

  • Längere Kauzeit (rd. 40 Minuten je kg)
  • Intensive Speichelbildung zur Magensäurepufferung
  • Mehr Beschäftigung und Wohlbefinden

Warum mit Kraftfutter bei leichter Arbeit sparsam sein:

  • Kurze Fresszeit (nur rd. 10 Minuten je kg)
  • Geringe Speichelbildung
  • Wenig Beschäftigung

Heu ist das wichtigste Futtermittel für Pferde, auch bei 1 Stunde leichter Arbeit täglich. Kraftfutter wäre also zur Deckung des Energiebedarfs für leichte Arbeit nicht nötig. Damit der Trog zu den Mahlzeiten nicht leer bleibt (insbesondere in Ställen ein Problem, wo feste Fütterungszeiten sonst zu Unruhe führen können, weil das Nachbarpferd etwas bekommt), können geringe Mengen Möhren oder energiereduzierte Futter (z. B. Graspellets) gefüttert werden. Auch eine Handvoll Hafer ist eine Option.

Was aber auf jeden Fall in den Trog gehört, ist ein zusätzliches Mineralfutter und, je nach Heuqualität, eine Protein- bzw. Aminosäurenergänzung für Muskelerhalt und einen gesunden Stoffwechsel.

Beispielration leichte Arbeit bei 600 kg Körpergewicht

Beispiel 1

  • 12 kg Heu gute Qualität
  • 100 g Hafer oder 500 g Möhren
  • 60 g Magnolythe®, Magnomyoforte®, Magnostable® oder Magnometabol®

Beispiel 2

  • 10,5 kg Heu gute Qualität
  • 1 kg Graspellets
  • 200 – 500 g Hafer
  • 60 g Magnolythe®, Magnomyoforte®, Magnostable® oder Magnometabol®

Mittlere Arbeit

Mittlere Arbeit verrichtet ein Pferd, das durchschnittlich täglich 1 bis 2 Stunden gearbeitet wird.

Mittlere Arbeit
= 30 min Schritt
+ 30 min Trab
+ 15 min Galopp

Bei mittlerer Arbeit müsste ein Pferd je nach Heuqualität 2,2 bis 2,8 kg Heu je 100 kg Körpergewicht fressen (= 13,5 – 17 kg Heu bei 600 kg Pferd). Aus Sicht der Trockenmasse-Aufnahmekapazität, also der Frage, ob das Pferd die Mengen überhaupt schaffen kann, muss man sagen: Ja! Diese theoretischen Mengen frisst allerdings nicht jedes Pferd (z. B. aufgrund fehlender Ruhe zum Fressen, zu lange Fresspausen zwischen den Mahlzeiten). Damit derart hohe Heumengen nicht zu Einschränkungen in der Rittigkeit führen, sollten beim Sportpferd Heumengen >2 kg je 100 kg Körpergewicht auf 3 Mahlzeiten aufgeteilt werden. Denn die Füllung und das Gewicht des Darms sorgen sonst oftmals für eine eingeschränkte Rückentätigkeit, und das Volumen verhindert das Untertreten unter den Schwerpunkt. Zudem können die Pferde träge werden.

So verhindern Sie Rittigkeitsprobleme bei Fütterung großer Heumengen an Sportpferde:

  • Morgens 25% der Heuration füttern
  • Mittags nochmals 25% der Heuration gegeben
  • Abends 50% der Heutagesration geben (nachts haben Pferde 12 Stunden Zeit in Ruhe zu fressen)
  • Fütterung eines frühen 1. Schnittes (energiereich, blattreich, gut verdaulich)
  • Heufütterung vor Kraftfuttergabe

Ein Teil des Energiebedarfs kann bei mittlerer Arbeit auch über Kraftfutter gedeckt werden. Jedoch sollten auch beim Sportpferd 60 – 100 % des Energiebedarfs durch ein hygienisch einwandfreies Heu abgedeckt werden. Das Energiedefizit kann dann über Getreide, Fasern oder Fett (Ölfütterung) abgedeckt werden. Springpferde benötigen für kurzzeitige Hochleistungen im Parcours öfter schnell verfügbare Energie (z. B. aus Getreidestärke des Hafers) im Vergleich zu Dressur- oder Distanzpferden. Deshalb enthalten die Rationen von Springpferden tendenziell mehr Getreide. Dressur- und Distanzpferde müssen dagegen über einen längeren Zeitraum genügend Energie für ihre Arbeit zur Verfügung haben. Sie benötigen daher mehr leicht verdauliche Fasern in ihrer Ration, wie sie z. B. in blattreichem Heu, Graspellets oder Zuckerrübenschnitzeln enthalten sind.

Beispielration mittlere Arbeit bei 600 kg Körpergewicht

Beispiel 1

  • 12 kg Heu gute Qualität, früher 1. Schnitt
  • 1,5 – 2 kg Hafer
  • 60 – 120 ml Öl Magnopower liquid
  • 60 g Magnolythe®, Magnometabol® oder Magnomyoforte®

Beispiel 2

  • 14 kg Heu gute Qualität, früher 1. Schnitt
  • 1 kg Hafer oder fettreiches, stärkereduziertes Kraftfutter (z. B. Reiskleie)
  • 60 – 120 ml Öl Magnopower liquid
  • 60 g Magnolythe®, Magnometabol® oder Magnomyoforte®

Schwere Arbeit

Schwere Arbeit verrichten nur sehr wenige Pferde. In diese Gruppe gehören z. B. Holzrückpferde, auch manche Vielseitigkeitspferde, Distanzpferde (mit Strecken >40 km) und einige wenige Grand-Prix-Pferde, die sehr intensiv gearbeitet werden.

Schwere Arbeit
= 30 min Schritt
+ 45 min Trab
+ 30 min Galopp
+  5 min starker Galopp

Pferde, die schwere Arbeit verrichten, benötigen neben viel gutem, energiereichem Heu (früher 1. Schnitt!), auch begrenzte Mengen an Kraftfutter. Bei hohen Futtermengen muss darauf geachtet werden, dass der Verdauungsapparat der Pferde nicht überlastet wird. Um keine negativen gesundheitliche Auswirkungen zu riskieren (z. B. Fehlfermentation im Dickdarm oder Magengeschwüre), gibt es einiges zu beachten.

Wichtige Eckpunkte der Fütterung von Pferden mit schwerer Arbeit:

  • Verwendung eines energiereichen Heus (möglichst früher 1. Schnitt)
  • Mind. 2 kg Heu je 100 kg Körpergewicht pro Tag
  • Heufütterung vor Kraftfuttergabe
  • Verwendung hochkalorischer Krippenfutter, um die Krippenfuttermengen zu begrenzen (z. B. stärke- und zuckerreduzierte Kraftfutter, die fettreich sind mit > 10% Rohfettanteil)
  • Maximal 0,3 kg Kraftfutter je 100 kg Körpergewicht pro Mahlzeit (max. 1,5 kg bei 500 kg Pferd)

Beispielration schwere Arbeit bei 600 kg Körpergewicht

Beispiel 1

  • 14 kg Heu gute Qualität, früher 1. Schnitt
  • 2 kg Hafer
  • 2 kg stärkereduziertes, fettreiches Kraftfutter*
  • 150 – 200 ml Öl Magnopower liquid
  • 70 – 90 g Magnolythe®, Magnometabol® oder Magnomyoforte®
  • Megalyt Sol (als Trunk) zum Ausgleich von Elektrolytverlusten

Beispiel 2

  • 14 kg Heu gute Qualität, früher 1. Schnitt
  • 3 kg Hafer oder stärkereduziertes, fettreiches Kraftfutter*
  • 1 kg Rübenschnitzel (Trockengewicht, eingeweicht zu füttern)
  • 150 – 200 ml Öl Magnopower liquid
  • 70 – 90 g Magnolythe®, Magnometabol® oder Magnomyoforte®
  • Megalyt Sol (als Trunk) zum Ausgleich von Elektrolytverlusten

*Der Stärke- und Zuckergehalt sollte <10%, der Fettanteil des Futters >10% liegen

Das wichtigste Futter für Pferde ist Heu

Pferde brauchen ausreichend Heu (oder ein vergleichbares Raufutter wie z. B. Gras, Heulage). Das hört sich vielleicht banal an, dennoch bekommen nach wie vor nicht alle Pferde genügend Heu, während andere den ganzen Tag im Heu stehen, aber diese Menge an Energie gar nicht brauchen.

Wie viel Heu braucht mein Pferd pro Tag?

  • Die Mindestheumenge beträgt 1,7 kg Heu je 100 kg KGW ( 10,5 kg Heu für 600 kg Pferd)
  • Bei erhöhtem Energiebedarf (z. B. Sport- und Zuchtpferde, dünne Pferde, bei Magengeschwüren) werden mind. 2 kg Heu je 100 kg KGW empfohlen ( 12 kg Heu für 600 kg Pferd)
  • Pferde auf Diät bekommen rd. 1,5 kg Heu je 100 kg KGW (= 9 kg Heu für 600 kg Pferd), wobei zur Energiereduktion rd. 30% durch Stroh ersetzt werden können
  • Jungpferde im Wachstum sollten Heu zur freien Verfügung, mindestens aber über 12 h angeboten bekommen
  • Geeignete Heumengen für bestimmten Erkrankungen, findet Ihr in unseren Ratgebertexten

Diese Mengen beziehen sich auf Pferde ohne Koppelgang. Wie viel Futter bei Weidezeit und welchem Grasbewuchs abgezogen werden sollte, finden Sie hier. Sind diese Heumengen im Stall nicht umsetzbar, so muss entweder Heu zugekauft oder die fehlende Menge mit Heuersatzprodukten ausgeglichen werden.

Heu ist nicht nur entscheidend für einen gesunden Verdauungstrakt und das Wohlbefinden der Pferde, es liefert auch den Großteil an Energie und Protein (Eiweiß), sowie etliche Mineralien und anteilig Vitamine für Ihr Pferd.

Um herauszufinden, ob das Heu ausreicht oder womöglich schon zu viel des Guten ist, ist eine Waage zum Heu wiegen leider unerlässlich. Denn, auch 1 kg Heu hat den Energiegehalt von ca. 500 g Hafer. Um also die Energiezufuhr über die Heuportion abschätzen zu können, braucht es eine möglichst genaue Gewichtsangabe der aufgenommenen Heumenge. Anhand von Angaben wie "große Portion", "eine Scheibe von einem normalen Ballen", "zwei Heunetze voll" ist es nicht möglich, die Versorgung abzuleiten. Bei Pferden im Offenstall kann man die Heuversorgung eventuell anhand der Tagesheumenge der Gruppe und der Anzahl der Pferde grob schätzen. Hier gibt im Zweifel der Ernährungszustand des Pferdes einen Hinweis, denn zu wenig Heu führt zu dünnen Pferden, überversorgte Pferde dagegen werden zu dick.

Ein Kilogramm Heu enthält je nach Qualität

InhaltsstoffSchwankung von / bisDurchschnitt
Rohprotein36,0 – 136,0 g78,0 g
Gesamtzucker36,0 – 155,0 g88,0 g
Energie6,0 – 8,0 MJ7,31 MJ
Kalzium2,0 – 10,0 g3,6 g
Phosphor0,5 – 3,5 g1,8 g
Natrium0,2 – 10,0 g0,7 g
Magnesium0,5 – 3,0 g1,3 g
Kalium5,0 – 29,0 g16,0 g
Kupfer1,7 – 10,3 mg3,956 mg
Zink9,5 – 168,0 mg23,0 mg
Mangan16,0 – 470,0 mg160,0 mg
Eisen18,0 – 1378,0 mg160,0 mg
Selen0,01 – 0,25 mg*0,043 mg
Jod 0,3 mg*

Werte übernommen aus der Heuauswertung LUFA 2020
* Pferdefütterung Meyer Coenen

 

Die Tabelle zeigt die typischen Schwankungsbreiten für verschiedene Nährstoffe im Heu. Die Daten machen deutlich: Heu ist nicht gleich Heu! Je nach Heuqualität und insbesondere auch Schnittzeitpunkt können die Inhaltsstoffe stark schwanken, was bei heubetonter Fütterung wiederum eine Herausforderung für die Ergänzung mit Kraftfutter und Mineralstoffen darstellt. Heu, das an der Küste geerntet wurde, hat zum Beispiel tendenziell einen höheren Jodgehalt (weil das salzige Meer jodhaltig ist und der Landregen durch Verdunstung von Meerwasser in die Wolken Jod-angereichert ist). Handelt es sich um früh geschnittenes Heu oder auch einen zweiten Schnitt, ist der Energie- und Proteingehalt sehr viel höher als bei einem Heu, das erst nach der Blüte geschnitten wurde. Weitere Informationen zum Thema Heu finden Sie hier.

Eine pferdegerechte Fütterung (rd. 1,7% bis ca. 2,0% des Körpergewichtes an Heu) ist nicht nur zur Deckung des Energiebedarfes wichtig, es hat weitere positive Aspekte:

  • Optimale Magengesundheit
  • Gesunde Darmflora (verminderte Endotoxinbildung!)
  • Tendenziell weniger Fehlgärungen im Dickdarm
  • Stabilisierung des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts
  • Bluteindickungen und Kreislaufbelastungen wird entgegengewirkt
  • Kontinuierliche und langanhaltende Energiezufuhr (durch kurzkettige Fettsäuren aus Fermentation von Zellulose/ Hemizellulose)
  • Beruhigung der Nerven (Anregung der Serotoninbildung) aufgrund der Kautätigkeit und Sättigung
  • Gesunder Zahnabrieb

Kraftfutter

Bei der Auswahl des Kraftfutters ist zunächst die Frage zu klären, wie viel und was das Pferd arbeitet. Dressurpferde stellen andere Anforderungen an ihr Kraftfutter als Springpferde. Viele Pferde bekommen bereits über ihr Heu ausreichend Energie, sodass die Kraftfuttergabe häufig auf dem Bedürfnis der Besitzer beruht, ihr Pferd zu füttern. Wichtig ist bei der Kraftfuttergabe, den Ernährungszustand seines Pferdes im Auge zu behalten und kritisch zu beurteilen, ob das Pferd zu dick oder zu dünn sein könnte. Denn generell gilt: Das Auge des Besitzers füttert das Pferd. Um dieses Auge zu schulen und eine objektive Beurteilung des Gewichts zu erleichtern, wurde der Body Condition Score (BCS) entwickelt, der anhand der Fettabdeckung bestimmter Knochenpunkte beurteilt, ob das Pferd Ideal-, Über- oder Untergewicht hat. Hier finden Sie weitere Informationen zum BCS.

Eine objektive Einschätzung des Ernährungszustandes ist wichtig. Denn, je nach Rasse, Arbeit und individuellem Stoffwechsel kann der Energiebedarf teils erheblich schwanken. Nicht nur unter Menschen gibt es solche, die essen können, was sie wollen und nicht zunehmen und andere, die buchstäblich schon vom Ansehen eines Stückes Kuchen ‚Speck‘ ansetzen. Bei Pferden nennt man leichtfuttrige Pferde (viele Pony- und Robustrassen) daher auch „Easy-keeper“. Generell gilt gerade für leichtfuttrige oder übergewichtige Pferde: So wenig Kraftfutter füttern wie möglich. Denn alle überschüssig aufgenommene Energie wird in Fett umgewandelt. Mehr Kraftfutter bedeutet zudem ein weniger an Heuaufnahme, weil die Futteraufnahmekapazität eines Pferdes begrenzt ist. Es kann zur Verdrängung des Heus zu Gunsten der Aufnahme von Kraftfutter kommen und damit zu einer Ration, die weniger Kauzeit, Sättigung und Beschäftigung bietet.

Hafer

Kraftfutter wie Hafer, Mais- oder Gerstenflocken, sowie Müslimischungen, die Getreide enthalten, sind für Pferde prinzipiell geeignet. Jedoch ist die Menge, die unbedenklich gefüttert werden kann, je nach Futtermittel unterschiedlich begrenzt. Die enthaltene Stärke kann ab einer Menge von 200 g/100 kg Körpergewicht je Mahlzeit den Magen angreifen. Beim Einsatz von Getreide sollte durch die Auswahl von Sorte, technischer Bearbeitung (z. B. Maisflocken) und Fütterungsmenge dafür gesorgt werden, dass die Stärke vollständig im Dünndarm aufgenommen werden kann. Stärke, die bis in den Dickdarm gelangt, verändert dort die Darmflora. Es kann zu Fehlgärung und Aufgasungen kommen.

Als Richtwert pro Tag gilt:

  • Täglich nicht mehr als 0,6 kg Getreide je 100 kg Körpergewicht
  • Unserer langjährigen Erfahrung nach ist es tatsächlich besser, nicht mehr als 0,45 kg Getreide je 100 kg Körpergewicht einzusetzen.
  • Diese Mengen sollten auf möglichst viele Mahlzeiten verteilt gefüttert werden

Als Richtwert je Mahlzeit gilt:

  • Je Mahlzeit maximal 0,3 kg Getreide je 100 kg Körpergewicht
  • Bei magenempfindlichen Pferden prophylaktisch nicht mehr als 0,15 kg Getreide je 100 kg Körpergewicht zu füttern. Weniger ist besser.

Hafer hat den Vorteil, dass die enthaltene Stärke für Pferde sehr gut verdaulich ist. Bis zu 95% der Stärke wird direkt im Dünndarm abgebaut und aufgenommen. Außerdem enthält Hafer Schleimstoffe, die die Auswirkungen der enthaltenen Stärke auf den Magen reduzieren. Als Spelzgetreide hat Hafer Spelzen, die den Mageninhalt auflockern und für eine bessere Durchsaftung mit Magensaft sorgen. Vorteile, die kaum ein anderes Getreide mit sich bringt. Zudem ist Hafer sehr schmackhaft und als ganzes Korn gut lagerfähig.

Sehr hartnäckig hält sich das Gerücht, Hafer würde die Pferde heiß machen. Zu viel Hafer kann durchaus "heiß" machen. Tatsache ist: Jedes Futtermittel, das in Mengen gefüttert wird, die einen Überschuss an Energie erzeugen, kann heiß machen.

Betrachten wir die Dünndarmverdaulichkeit von Stärke anderer Getreide:

  • Ganzer Mais kann nur zu 29% im Dünndarm verdaut werden. Durch thermischen Aufschluss (z. B. flockierter oder gepoppter Mais) kann die Verdaulichkeit der Stärke deutlich verbessert werden auf bis zu 90%, die damit knapp unter der von Hafer liegt.
  • Gequetschte Gerste kann nur zu 75% verdaut werden. Der Energiegehalt ist vergleichbar mit dem von Hafer. Native Gerste wird im Vergleich zu Hafer jedoch erst im letzten Teil des Dünndarms verdaut. Aufgrund des Risikos, dass unverdaute Stärke in den Dickdarm gerät (Störung des Darmmikrobiom, Kolikrisiko durch Aufgasungen), ist Gerste nur noch thermisch aufgeschlossen für Pferde einzusetzen.
  • Weizen ist für Pferde nur geeignet, wenn die Sorte wenig Klebereiweiße enthält, da Klebereiweiße im Magen von Pferden zu Verklebungen und Verklumpungen führen kann.
  • Roggen und Triticale sind wenig schmackhaft und spielen in der Pferdefütterung keine Rolle.

Wie man die Qualität von Hafer für Pferde beurteilen kann, finden Sie hier.

Diät Kraftfutter

Um auch Pferden, die eigentlich kein Kraftfutter bräuchten, den Trog zu füllen, gibt es mehr und mehr energiearme Kraftfutter auf dem Markt. Schließlich brauchen auch diese Pferde etwas zu essen, damit sie sich nicht aufregen, wenn alle anderen Pferde ihr Kraftfutter bekommen. Kraftfutter, mit weniger Energie als Hafer und meist zusätzlich noch mit einem höheren Volumen, füllen den Trog besser als eine kleine Portion Hafer. Dennoch lohnt sich ein Blick auf das Etikett, wie viel Energie tatsächlich noch enthalten ist und zudem eine kritische Überprüfung der Fütterungsempfehlung.

Getreidefreie Kraftfutter

In den letzten Jahren geht der Trend in der Pferdefütterung immer weiter weg vom Getreide und hin zu getreidefreiem Kraftfutter. Gerade magenempfindliche Pferde (das sind immerhin 40 bis 80% unserer Pferde) werden häufig getreidefrei ernährt und kommen damit sehr gut zurecht. Es gibt aber auch Pferde, die, um Leistung zu bringen, zumindest ein paar leicht verdauliche Kohlenhydrate (also z. B. Hafer) benötigen. Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift.

Außerdem lohnt sich auch hier ein kritischer Blick in den Sack und auf das Etikett: Sind potenziell nachteilige Bestandteile enthalten? Wie hoch ist der Stärke- und Zuckergehalt? Wie viel Energie liefert das Futter und wie viel muss ich dann davon füttern? Gewünscht sind für Sportpferde Stärke- und Zuckergehalte von unter 10% bei einem Energiegehalt von etwa 12 MJ verdaulicher Energie. Wenn weniger Energie enthalten ist, muss mehr gefüttert werden. Große Mengen Kraftfutter führen jedoch dazu, dass Pferde ab einem gewissen Punkt weniger Heu fressen.

Fett- bzw. Ölzulagen

Öle sind eine schöne Ergänzung des Futters, da sie viel Energie pro Kilogramm liefern (ca. dreimal so viel wie Hafer) und dabei wenig Volumen im Darm einnehmen. Außerdem haben Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren positive Auswirkungen auf Fell und Haut, und Omega-3-Fettsäuren wirken zudem entzündungshemmend. Für Pferde besonders geeignet sind Sonnenblumen-, Raps-, Weizenkeim-, Maiskeim-, Reiskeim- und Leinöl. Leinöl hat mit seinem sehr hohen Omega-3-Fettsäuregehalt die für Pferde optimale Fettsäurenzusammensetzung, wird aber leider genau deshalb schnell ranzig. Vorteile haben hier stabilisierte Leinöle wie unser Magnopower liquid.

Die in der Leber produzierten Gallensäuren sind essenziell für die Verdauung von Fetten bzw. Ölen. Pferde besitzen aber leider keine Gallenblase. Deshalb kann nicht – wie beim Menschen – bei Bedarf eine größere Menge Gallensäuren aus einer Gallenblase ausgeschüttet werden. Aus diesem Grund ist die Ölmenge beim Pferd pro Mahlzeit limitiert. Wird zu viel gefüttert, kann Fett in den Dickdarm gelangen und dort zu einer Umschichtung der Bakterienflora und zu Durchfall führen. Am Tag sollten daher insgesamt nicht mehr als 50 g Öl je 100 kg Körpergewicht verfüttert werden, verteilt auf möglichst viele Mahlzeiten. In der Regel werden Mengen von 10 g je 100 kg Körpergewicht pro Mahlzeit problemlos vertragen. Nach Adaptation können auch 15 - 20 g je 100 kg Körpergewicht zu einer Mahlzeit gefüttert werden. Die Kapazitätsgrenze der Fettverdauung beim Pferd liegt bei rd. 100 g Fett je 100 kg KGW und Tag.

Mineralien

Ein Großteil des Mineralstoffbedarfs ist bereits über ein durchschnittliches Heu in ausreichender Menge gedeckt. Das Spurenelement Eisen wird einem Pferd von 600 kg mit täglich 12 kg durchschnittlichem Heu bereits in doppelter Bedarfsmenge zugeführt. Ein Mangel im Blutbild wird in der Regel eher durch einen Blutverlust, wie z. B. durch Verletzungen, Magengeschwüre oder Würmer verursacht. Der Mangangehalt im Grundfutter überschreitet in der Regel sogar um das Vierfache den Bedarf. Nur bei sehr kalkhaltigen Böden kann die Versorgung knapp werden. Dies ist mit einem Mineralfutter leicht auszugleichen. Auf Manganmonopräparate sollte wegen der Gefahr einer Überversorgung (Mangan ist ein Gegenspieler zu Eisen) verzichtet werden.

Ohne die Ergänzung eines Mineralfutters ist jedoch die Versorgung mit Kupfer, Zink und Selen nicht gesichert. Bei den meisten in Deutschland gehaltenen Pferden ist außerdem der Gehalt an Jod im Heu zu niedrig. Aus diesem Grund sollte jedes Pferd ein durchdachtes und ausbalanciertes Mineralfutter erhalten. Auch Natrium und Chlor werden über Heu zu wenig aufgenommen. Der Bedarf ist allerdings sehr davon abhängig, wie viel ein Pferd schwitzt. Über den Zugang zu einem reinen Salzleckstein gleichen Pferde geringe Mängel selbstständig aus. Bei höheren Schweißverlusten eignen sich Elektrolyt-Tränke wie unser Megalyt Sol als Elektrolytausgleich am besten.

Heu, das länger im Regen lag oder gewässert wurde, verliert Mineralstoffe. Das kann zu Mängeln im Kalzium-, Phosphor-, Magnesiumgehalt der Fütterung führen. Um diese Mängel auszugleichen, muss mehr Mineralfutter gefüttert werden.

 FunktionVersorgung durch
2 kg/100 kg KGW
durchschnittliches Heu
KalziumStabilität und Funktion des Knochengerüstes, Blutgerinnung, Reizübertragung an den MuskelMeistens gesichert
PhosphorStabilität und Funktion des Knochengerüstes*Meistens gesichert
MagnesiumFunktion vieler Enzyme vor allem im Nerven- und MuskelgewebeMeistens gesichert
KaliumWasser-Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt*, wichtig für die Funktionen von Herz und Kreislauf, Nervenreizen, Muskelkontraktionen2 x gesichert
NatriumWasser-Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt*Zufütterung über Salzleckstein
ChlorWasser-Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt*Zufütterung über Salzleckstein
EisenBildung des roten Blut- bzw. Muskelfarbstoffes*2 x gesichert
ManganKofaktor im Mineral- und Fettstoffwechsel*4 x gesichert
KupferNerven-, Blut-, Pigment- und Bindegewebs- und Knochenbildung*Nicht gesichert
ZinkKohlenhydrat-, Eiweißstoffwechsel, Zellteilung, ImmunsystemNicht gesichert
KobaltZentralatom im Vitamin B12*Gesichert
JodBestandteil der Schilddrüsenhormone*In küstenfernen Regionen nicht gesichert
SelenWichtiges AntioxidansNicht gesichert

* Pferdefütterung Meyer Coenen

 

Bei der Ergänzung von Mineralstoffen ist jedoch einiges zu beachten: Die Interaktionen von Spurenelementen untereinander können zu sekundären Mängeln führen.

Interaktionen von Spurenelementen mit Mineralstoffen und anderen Faktoren

ElementInteraktion mit
KupferMolybdän, Schwefel, Kalzium, Eisen, Zink, Cadmium, Silber, Phytinsäure
EisenKalzium, Phosphor, Kupfer, Zink, Phytinsäure
ManganPhosphor, Phytinsäure
SelenSchwefel
ZinkKalzium, Kupfer, Phytinsäure

(Pferdefütterung Meyer Coenen)

 

So beeinflusst z. B. eine überhöhte Fütterung an Mangan die Aufnahme von Eisen negativ. Aus diesem Grund sollten Sie auf die Fütterung einzelner Mineralstoffe (Monopräparate) verzichten und stattdessen auf die Zusammensetzung des Mineralfutters achten. Pferde benötigen z. B. mehr Zink als Kupfer und zum Ausgleich der Gehalte im Heu mehr Selen als Jod.

Besonders bei Zink entscheidet tatsächlich die Bindungsform, ob die im Mineralfutter enthaltene Menge ausreicht. So wird Zinkoxid vom Darm bedeutend schlechter aufgenommen als Zinksulfat und Zinkchelat. Selen gibt es im Handel organisch (Selenomethionin) und anorganisch (Natriumselenit, -selenat) gebunden. Beide Formen sind grundsätzlich geeignet, die Selenversorgung zu sichern. Anorganisches Selen jedoch wird besser in selenhaltige Enzyme eingebaut. Organische Verbindungen führen zwar zu einem schnelleren Anstieg des Selengehaltes im Plasma, werden jedoch relativ unspezifisch in körpereigene Proteine eingebaut.

Selen und Jod kann man zudem durchaus überdosieren. Das bedeutet, als Pferdebesitzer ist es wichtig zu wissen, was genau mein Pferd zu fressen bekommt und wie viele Mineralien enthalten sind. Produkte mit Seealgen enthalten zum Teil erhebliche Mengen Jod, die nicht auf dem Etikett deklariert sind. Bei allen Produkten mit Seealgen lohnt es sich deshalb, beim Hersteller nachzufragen, wie viel Jod enthalten ist oder nur Futtermittel von Firmen zu verwenden, die den Gehalt der von ihnen verwendeten Seealgen chargenbezogen kontrollieren, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Wir kontrollieren daher alle unsere Seealgen-Produkte auf Jod.

Auch die Fütterungsempfehlung der Hersteller sollte kritisch hinterfragt werden. Nicht jedes Mineralfutter ist ausreichend hoch konzentriert und die angegebene Dosierung geeignet, um den Bedarf Ihres Pferdes mit der angegebenen Menge auch sicher abzudecken. Als Hersteller wissen auch wir, wie schwierig es ist, die Zusammensetzung und Fütterungsempfehlung so zu wählen, dass deutschland-/europaweit kein Pferd über-, aber auch kein Pferd unterversorgt ist. Sofern Unsicherheiten in der Versorgung Ihres Pferdes bestehen, zögern Sie bitte nicht und sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne.

Faustregel – So füttert man ein Pferd

Ein gesundes Pferd benötigt folgende Rationskomponenten:

  • Mindestens 1,7 bis 2 kg Heu/ 100 kg Körpergewicht (alternativ Raufutter für 12 h pro Tag, z. B. auch Heulage oder Gras möglich)
  • Ein hochwertiges Mineralfutter (wichtigste Komponenten sind Kupfer, Zink, Selen und Vitamin E)
  • Einen Salzleckstein

Darüber hinaus können weitere Komponenten notwendig sein, die bestimmte Nährstoffimbalancen ausgleichen:

  • Für einen erhöhten Energiebedarf (z. B. bei körperlicher Arbeit, Zucht, Wachstum, Offenstallhaltung) wird:
    1. Zunächst die Heumenge angehoben.
    2. Reicht das nicht aus, können, je nach bereits gefütterter Heuqualität und Menge, unter Umständen Hafer oder ein anderes Kraftfutter zum Einsatz kommen (max. 0,3 kg/100 kg Körpergewicht pro Mahlzeit). Kommen besondere Bedarfsmomente oder Nährstoffimbalancen hinzu, können Diät- und Ergänzungsfuttermittel einen wertvollen Beitrag leisten. Gerne beraten wir Sie individuell und erstellen mit Ihnen gemeinsam eine Fütterungsstrategie für Ihr Pferd.

Unser Musterrationsrechner berechnet Ihnen individuell für Ihr Pferd eine Musterration. Wer es ganz genau wissen will, der kann sich eine individuelle Nährstoffberechnung für sein Pferd im Rahmen unserer Fütterungsberatung anfertigen lassen. Hierzu können auch Futterproben eingesandt werden. Benötigt ein Pferd deutlich mehr Energie, um seine Figur zu halten, als eigentlich anzunehmen wäre, sollte zunächst die Heumenge und -qualität kontrolliert werden. Auch Magengeschwüre, Stress, Zahnprobleme und Würmer sind häufige Ursachen für eine erhöhte Energiezufuhr und sollten berücksichtigt werden.

Unser Produktfazit

Ein gutes Mineralfutter, welches insbesondere die Defizite von Kupfer, Zink, Selen und Vitamin E sicher ausgleicht, sollte, neben ausreichend gutem Raufutter, in keiner Pferderation fehlen. Darüber hinaus kann ein ausbalanciertes Mineralfutter besondere Stoffwechsellagen wie körperliche Arbeit, Muskelprobleme (z. B. PSSM 1 und 2) oder Stoffwechselstörungen (z. B. Cushing, EMS) nachhaltig positiv unterstützen.

Hier finden Sie unsere Übersichtstabelle: Welches Mineralfutter eignet sich für mein Pferd >>>

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